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Behandelbare Ursachen einer Dysphagie nicht übersehen
In einer Online-Umfrage unter mehr als 31 000 Erwachsenen wurde in den Vereinigten Staaten erhoben, wie es um die Prävalenz und die Krankheitslast von Schluckstörungen bestellt ist. Gut 16 Prozent der Befragten gaben an, unter einer Dysphagie zu leiden, 92,3 Prozent davon hatten in der letzten Woche Symptome. 16,3 Prozent der Befragten beschrieben ihre Schluckstörungen in den letzten 7 Tagen entweder als ziemlich oder sehr stark und ihre Lebensqualität als derart eingeschränkt, dass sie versuchten, sich kompensatorisch zu behelfen. Am häufigsten wurde versucht, die Beschwerden mit dem Trinken von Flüssigkeiten zu lindern (86,0%) und die Zeit bis zum Ende der Mahlzeit zu verlängern (76,5%). Nur etwas mehr als die Hälfte der Betroffenen suchte wegen ihrer Schluckbeschwerden ärztliche Hilfe, die Wahrscheinlichkeit war bei Männern grösser und stieg im höheren Alter, bei schwerer Ausprägung der Symptome und bei Begleiterkrankungen. Häufigste Begleiterkrankungen der Speiseröhre waren ein gastroösophagealer Reflux (30,9%), eine eosinophile Ösophagitis (8,0%) und eine Ösophagusstriktur (4,5%). Schluckstörungen sind gemäss dieser Umfrage weit verbreitet, einer von 6 Erwachsenen gab an, darunter zu leiden, und fast die Hälfte der Betroffenen hat dies nicht mit einem Arzt besprochen – dabei könnten bei etlichen Betroffenen behandelbare Störungen vorliegen. Es sei also wichtig, Patienten bei der Untersuchung zu fragen, ob sie Symptome einer Dysphagie hätten, so das Fazit der Autoren.
Im Alter nehmen Schluckstörungen zu, bis zu 60 Prozent aller
Pflegeheimbewohner leiden schätzungsweise an einer relevanten
Schluckstörung (2). Diese können sowohl auf altersbedingte Ver-
änderungen der Schluckorgane und -funktionen zurückzuführen
sein als auch auf im Alter zunehmende Erkrankungen, die mit
Schluckstörungen einhergehen können – etwa ein Schlaganfall,
eine Demenz oder ein Morbus Parkinson, erinnerte Martin Ptok
in seinem Übersichtsbeitrag zu Schluckstörungen im Alter. Den-
noch sollten Schluckstörungen nicht einfach als altersbedingt
abgetan werden; andere Erkrankungen, die ähnliche Störungen
verursachen können, sollten differenzialdiagnostisch in Erwä-
gung gezogen werden.
Mü
Zu seinem Überblick über Diagnostik und Therapie von Schluck-
störungen im Alter inklusive seiner 12 Gebote gelangen Sie direkt
via QR-Code oder folgendem Link: www.rosenfluh.ch/qr/schluckstoerungen-im-alter
Quellen: 1. Adkins C et al.: Prevalence and Characteristics of Dysphagia Based on a Population-Based Survey. Clin Gastroenterol Hepatol. 2020;18(9):1970-1979.e2. 2. Ptok M: Schluckstörungen erkennen und behandeln. Ars Medici 2018;4:152-155.
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ARS MEDICI 6 | 2023