Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Heinrich Heine: Gott wird mir verzeihen – es ist schliesslich sein Beruf.
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Wenn Sie etwas zum Schutz der Umwelt tun möchten, dann tun Sie am besten … nichts! Gar nichts. Denn egal, was Sie machen, es belastet die Umwelt. Fliegen sowieso, Autofahren erst recht, Zugfahren etwas und Velofahren und Wandern zwar weniger, kommt aber drauf an, wo. Jedenfalls, es belastet. Allein die Herstellung eines Fahrrads oder von geeigneten Wanderschuhen! Lassen Sie am besten alles sein. Sogar die Fahrt zum Treffpunkt Ihrer Strassenkleber-Aktivistengruppe produziert unnötig Schädliches. Und der Leim selber – Igitt! Alles schadet: Wolframdraht-Birnen mehr als LED, aber kaum weniger als Kerzen. Deshalb: Bleiben Sie im Dunkeln (in dem man Sie nicht sieht, wie schon Bertold Brecht wusste). Selbst das Natürlichste auf der Welt: das Kinderkriegen und -haben (dieses sogar am Nachhaltigsten) ist ökoschädigend. Erst recht Reisen, Sport, Fernsehen, Fleisch essen: Alles, alles verbraucht die knappen Ressourcen und produziert klimakillende Schadstoffe. Die einzige Tätigkeit, die völlig umweltneutral ist, nennt sich «haben». Auch wenn’s die meisten Psychologen schaudert und Erich Fromm selig («Haben oder Sein», Kultbuch der 70er) sich darob im Grab umdreht. Haben schadet nicht. Erwerben und herstellen schon. Nicht aber «haben». Was lernen wir daraus? Vermutlich nichts. Oder vielleicht doch: drei SUVs, eine Motoryacht, zwei Zweitwohnungen, ein Picasso an der Wand – Ihr ökologischer Fussabdruck bleibt Null, Ihr ökologisches Gewissen rein, sofern Sie Ihre Habe … genau: nicht benutzen. Macher verschmutzen die Welt, Besitzer schonen sie. Eine spannende Sicht auf die Welt, oder nicht?
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Leider gibt’s den ersten Kuss kein zweites Mal.
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Der FC H. hat soeben 0:6 verloren. Der Trainer ist fassungslos. Auf die Frage eines Journalisten nach den Gründen für die Niederlage meint er nach kurzem Nachdenken: «Naja, die ersten 90 Minuten waren wir etwas unkonzentriert, aber danach haben wir uns gefangen.»
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Schulfreundin A zu Schulfreund B: Du hast keine Kinder? Schade, du wärst sicher ein guter Vater geworden. Der kinderlose Schulfreund B: Was für ein merkwürdiges Argument! Ich wäre auch ein guter Elefantenpfleger oder Kranführer geworden, aber deswegen leg ich mir doch weder einen Elefanten noch einen Kran zu!
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Der Satz «Mit den Migranten kommt auch die Kriminalität» wurde 2015, zur Zeit des «Wir schaffen das!» von Frau Merkel, noch mit einem Shitstorm quittiert. (Nur «Rassisten» trauten sich!) Sieben Jahre und Dutzende von Messer- und andern Attacken mit vielen Toten später – leider viel zu spät – beginnt man auch in Deutschland, vorsichtig und noch immer in hohem Mass unehrlich, über die – 2015 bereits absehbaren! – Folgen der naiven Merkelschen Willkommenskultur zu diskutieren. «Wir schaffen das NICHT!» trauen sich jetzt sogar grüne Bürgermeister zu sagen. Und dass die jugendlichen Asylanten, von denen auch nach sechs Jahren 50 Prozent nicht arbeiten oder sich weiterbilden, nicht (nur) ein soziales («fehlende Perspektive»), sondern auch ein kulturelles Problem sind – das darf jetzt sogar bei Lanz, Maischberger, Illner & Co gesagt werden. Von
Grenzzäunen ist sogar, wenn auch noch leicht verschämt, die Rede. Nein, unsere nördlichen Nachbarn sind nicht, wie jemand meinte, die «Berner Europas». Die deutschen Politiker und Intellektuellen waren nicht zu langsam im Erkennen der Wirklichkeit, sie verweigerten bloss das Hinsehen, Analysieren, Schlussfolgern, Diskutieren und das heute so beliebte «vom Ende her Denken». Realitätsverweigerung und vertruckste Wokeness mit katastrophalen Folgen bestimmten den Diskurs. Man kann nur hoffen, dass die Stimmung jetzt nicht ins Gegenteil umschlägt.
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Die sich mit Araldit auf den Strassen festkleben, werden zur Metapher für Zukunftsangst und panisches Freezen (oder zum Nichtstun – s.o.?). Sich nur ja nicht mehr bewegen und andere möglichst ebenfalls daran hindern. Es ist genau das Gegenteil dessen, was wir benötigen zur Lösung der unvermeidlichen Probleme, die da auf uns zukommen, und zwar – (schwyzerdütsch) «uf die Aagliimte gnau wie uf die vonene Iinegliimte».
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Onkel Hugo meint, mit dem Staat sei es wie mit lästigen Fliegen oder miesem Wetter. Man wäre sie alle gerne los. Aber was soll man schon tun – nun sind sie halt mal da. Und ob die Welt ohne sie besser wäre, da sei er sich auch nicht sicher.
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Und das meint Walti: Sicher, es ist eine uralte Weisheit, die da lautet: «Wir sind alle gleich schlau. Die einen vorher, die andern nachher.» Peinlich ist nur, dass Letztere das wirklich glauben.
Richard Altorfer
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ARS MEDICI 5 | 2023