Transkript
Chirurgie bei Brustkrebs
Bessere OP-Ergebnisse durch Ultraschall
Nach jeder 6. Brustkrebsoperation muss ein weiterer Eingriff erfolgen, da der Tumor nicht vollständig entfernt wurde. Eine neue Übersichtsarbeit zeigt nun, dass mithilfe der intraoperativen Sonografie (IOUS) der Tumor besser lokalisiert und entfernt werden kann als mit herkömmlichen Methoden. Die IOUS ist seit vielen Jahren bekannt, wird jedoch international noch selten bei der Lokalisation von Mammakarzinomen verwendet. In den einschlägigen Leitlinien ist seit den 1970er-Jahren die sogenannte Drahtlokalisation des Tumors Goldstandard. Hierbei wird kurz vor dem operativen Eingriff unter lokaler Betäubung und mithilfe von aussen eingeführter Drähte eine Markierung des erkrankten Gewebes vorgenommen, um gesundes Brustgewebe zu schonen. «Die Drahtlokalisation kann für die Frauen unangenehm sein. Wir konnten in unserem Review zudem zeigen, dass diese Technik gegenüber IOUS auch weniger präzise ist und dadurch deutlich mehr Folgeoperationen notwendig macht», sagt PD Dr. med. Maggie BanysPaluchowski, Erstautorin der oben genannten Publikation. In die Metaanalyse gingen die Daten von 6 randomisierten Studien sowie von 54 Kohortenstudien mit insgesamt 5103 Patientinnen ein. «Die R0-Resektionsrate –
also die vollständige Entfernung des Tumors
mit allen seinen Ausläufern – ist mit IOUS
höher. Das heisst: Tastbares, aber auch nicht
tastbares Tumorgewebe wird durch Ultra-
schall besser erkannt und kann während der
OP meist vollständig abgetragen werden.
Gleichzeitig verhindert die Ultraschall-
methode, dass zu viel gesundes Brustgewebe
entnommen wird», so Banys-Paluchowski.
An seine Grenzen stosse IOUS bei kleineren
Karzinomen und Brustkrebsvorstufen, wes-
halb hier weiterhin auf die Drahtlokalisation
zurückgegriffen werden müsse. Zudem seien
IOUS und die damit notwendige Expertise bei
Operateuren noch nicht flächendeckend ver-
fügbar. Da bei über 60 Prozent aller Brust-
krebspatientinnen der Tumor für die IOUS-
gestützte Entfernung geeignet sei, könne
man die Drahtlokalisation als Goldstandard
jedoch inzwischen in Frage stellen, heisst es
in einer Medienmitteilung der Deutschen
Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin
(DEGUM).
DEGUM/RBO s
Medienmitteilung der DEGUM vom 3. November 2022 und Banys-Paluchowski M et al.: Intraoperative Sonographie zur Entfernung von nicht-palpablen und palpablen Mammakarzinomen: systematisches Review und Meta-Analyse. Ultraschall Med. 2022;43(4):367-379.
ARS MEDICI 23 | 2022
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