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MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Gefässmediziner für E-Zigarette
Rauchstopphilfe für starke Raucher
Die Deutsche Gesellschaft für Gefässchirurgie und Gefässmedizin e. V . (DGG) empfiehlt starken Rauchern den Konsum von im Vergleich zu Tabak weniger toxischen E-Zigaretten als Übergangslösung zum Rauchverzicht.
Die meisten Patienten, die in der Gefässmedizin behandelt würden, seien Raucher, heisst es in einer Medienmitteilung der DGG. Allgemein anerkannte Verfahren zur Rauchentwöhnung sind
Programme wie Kurzberatung, verhaltenstherapeutische Einzel- oder Gruppenbehandlungen, Nikotinpräparate und medikamentöse Therapien mit Vareniclin oder Bupropion. Diese Strategien eigneten sich vor allem für entwöhnungswillige Raucher, seien aber für stark Abhängige, die es auch nach vielen Versuchen nicht schafften, mit dem Rauchen aufzuhören, völlig ungeeignet. Der Umstieg von der Verbrennungszigarette auf die E-Zigarette sei zumindest eine erste Verbesserung: «Wenn starke Raucher auf E-Zigaretten umsteigen würden, könnten sie ihre Schadstoffbelastung um mehr als 90 Prozent senken», so Prof. Martin Storck, Mitglied der Kommission für Qualitätssicherung und Patientensicherheit der DGG. Anderer Ansicht ist die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP), weil Konsumenten von E-Zigaretten gesundheitsschädigende Liquide einatmen können – atemwegreizende und krebserregende Substanzen sowie schädliche Metalle, die je nach Zusam-
mensetzung des verwendeten Liquids
freigesetzt und über die Lunge in die
Blutbahn aufgenommen werden. «Es ist
ganz klar, dass Nichtraucher diese Pro-
dukte nicht nutzen sollten», sagte
Storck. Anders sehe es aber für starke
Raucher aus, die nicht aufhören könn-
ten. Ihnen sollten schadstoffreduzierte
Alternativen zur Verbrennungszigarette
angeboten werden dürfen, wenn das
Risiko für kardiovaskuläre und maligne
Erkrankungen durch fortgesetztes Rau-
chen um ein Vielfaches grösser sei. Ein
aktueller Cochrane-Review und eine
kürzlich erschienene Metaanalyse der
britischen Regierung bestätigten, dass
die E-Zigarette eine geeignete Therapie-
methode für Betroffene sei, um die ge-
fährliche Tabakverbrennung zu vermei-
den, heisst es in der Medienmitteilung
der DGG. Die Fachgesellschaft fordert
deshalb die Etablierung von E-Zigaret-
ten als anerkannte Therapie zur Rauch-
entwöhnung.
DGG/RBO s
Medienmitteilung der DGG am 11. Oktober 2022.
Foto: Silvia, Pixabay
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ARS MEDICI 21 | 2022