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Endometriose
Hoffnung auf nicht invasive Diagnostik
Um Endometriose zweifelsfrei zu diagnostizieren, ist bis anhin eine Laparoskopie notwendig. Forscher aus Bern und Brisbane, Australien, haben nun eine Entdeckung gemacht, welche die Entwicklung eines nicht invasiven Diagnoseverfahrens ermöglichen könnte. In der Gebärmutterschleimhaut von Frauen mit Endometriose fanden sie einen bestimmten Zelltypus, der vorwiegend bei Endometriosepatientinnen vorkommt, kaum jedoch bei gesunden Frauen. In einer Pilotstudie untersuchte das Forscherteam Gebärmutterschleimhautproben von 10 Frauen mit und 9 Frauen ohne Endometriose mithilfe der Einzelzell-RNA-Sequenzierung, eines molekularbiologischen Verfah-
Bei Endometriose siedeln sich Gebärmutterschleimhautzellen ausserhalb der Gebärmutter an; auch der Darm oder die Lunge können betroffen sein (Grafik: Inselgruppe Bern).
rens, mit dem die Aktivität von mehreren
Tausend Genen in einer Zelle gemessen wer-
den kann. Beim Vergleich der Zellen von
Frauen mit oder ohne Endometriose konnten
sie eine Untergruppe von Bindegewebezellen
mit einem bestimmten Genaktivitätsmuster
identifizieren, die vorwiegend in der Gebär-
mutterschleimhaut von Frauen mit Endome-
triose vorkommt. «Unsere Untersuchungen
deuten darauf hin, dass wir mit diesen Zellen
einen Biomarker besitzen, der Frauen mit
und ohne Endometriose unterscheiden
kann», so Prof. Michael Mueller, Co-Direk-
tor der Universitätsklinik für Frauenheil-
kunde am Inselspital. Falls sich die Resultate
in einer grossen Gruppe bestätigten, liesse
sich auf der Grundlage dieser Entdeckung ein
schneller und nicht invasiver Diagnosetest
für Endometriose entwickeln, hoffen die
Berner Forscher. Da Gebärmutterschleim-
hautzellen am Ende jedes Monats mit der
Regelblutung abgestossen werden, hätte man
genügend Material für eine Analyse zur Ver-
fügung. Als nächster Schritt sind Folgestu-
dien mit einer grösseren Kohorte von über
1000 Patientinnen geplant.
RBO s
Medienmitteilung von Inselgruppe und Universität Bern am 5. Oktober 2022 und McKinnon BD et al.: Altered differentiation of endometrial mesenchymal stromal fibroblasts is associated with endometriosis susceptibility. Commun Biol. 2022;5(1):600.
ARS MEDICI 21 | 2022
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