Transkript
FREIBERUFLICHE MEDIZINISCHE GRUNDVERSORGERINNEN SCHWEIZ
Ein Lebenszeichen von der FMGS: Einladung zur Generalversammlung am 29. September 2022
2015: «10 Jahre Tarmed – 10 Jahre sind genug!» 2022: Hat sich etwas zum Guten verändert?
Während mehr als 7 Jahren blieb die Stimme der FMGS – der Vereinigung Freiberuflicher Medizinischer Grundversorger und Grundversorgerinnen der Schweiz – stumm. In meinem letzten Mitgliederbrief vom Juni 2015 stellte ich zur Diskussion, was der Grund für die geradezu lethargische Grundstimmung bezüglich standespolitischer Verbesserungsforderungen seitens der Hausärztinnen und Hausärzte sein könnte. Damals formulierte ich das Statement: «10 Jahre Tarmed! 10 Jahre sind genug! Die Entschädigung ärztlicher Grundversorgerleistungen ist weiterhin inadäquat!»
Heute stelle ich die rhetorische Frage: Hat sich seither etwas Substanzielles zum Guten verändert? In den Statuten der FMGS ist der Vereinszweck folgendermassen umschrieben: Der Verein bezweckt, die Interessen der medizinischen Grundversorgung (Allgemeinmediziner, Internisten, Pädiater und Psychiater) zu vertreten und zu deren Fortbestand beizutragen. (…) Insbesondere besteht der Zweck des Vereins darin, (…) Tarife zu erzielen, welche den Anliegen der medizinischen Grundversorgung Rechnung tragen; (…) den Nachwuchs zu fördern; (…)
Nun muss ich konsterniert eingestehen, dass das Interesse, in diesem Sinne politisch zu handeln, äusserst bescheiden ist. Vom anfänglichen Enthusiasmus meiner Präsidialzeit ist weder bei mir selbst noch beim Vorstandsgrüppchen etwas übrig, die regelmässige Publikation unserer prägnanten und gewollt provokativen Kurztexte in ARS MEDICI wurde sang- und klanglos eingestellt (an dieser Stelle will ich jedoch für die vorhergehende mehrjährige Unterstützung durch dieses Periodikum herzlich danken), die Zahl der Teilnehmer an den Versammlungen überstieg das halbe Dutzend nie, und konstruktive Anregungen seitens der Mitglieder blieben eine Rarität.
Dass die Kapazitäten der Mitstreiter im Vorstand durch gesundheitliche Beeinträchtigung, Neuorientierung der Praxistätigkeiten und Ärger mit Wirtschaftlichkeitsprüfungen so weit eingeschränkt wurden, dass ideenreiches Entwickeln des Vereins nicht mehr möglich war, ist ein weiterer Faktor für das Versiegen der Lebenskräfte der FMGS: Ein Präsident solo ist nicht in der Lage, die Intensivpflege des «Patienten» im Alleingang erfolgreich durchzuführen. Schliesslich hat die Corona-Pandemie das Ihre dazu beigetragen, Vereinstätigkeiten auf Sparflamme zu reduzieren und die Interessen der Grundversorgerinnen und -versorger anderweitig zu fokussieren.
Nun sind wir an einem Punkt angelangt, an dem ein Grundsatzentscheid zu treffen ist: Soll die FMGS – im November 2010 von einem engagierten Grüppchen von Optimisten gegründet – aufgelöst werden, oder gibt es ein Aufblühen aus Ruinen, falls sich eine genügend grosse Zahl von Willigen fände, welche den Vereinszweck als nach wie vor aktuell betrachten und sich dafür ins Zeug zu legen bereit sind?
Diese Frage soll durch eine Mitgliederversammlung geklärt werden, zu welcher auf den 29. September 2022, 18 Uhr, in Zug, Alterszentrum Neustadt, eingeladen wird.
Die freiberufliche medizinische Grundversorgung der Schweiz ist chronisch krank: Sie leidet an Substanzverlust, verharrt in einer depressiven Stimmung, lässt sich durch halluzinatorische Verlautbarungen gut meinender Aktivisten einlullen und verhält sich resistent gegenüber effizienten Therapievorschlägen. Wen wundert’s, dass sich Resignation einstellt …
Christoph Schnyder, Präsident der FMGS
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ARS MEDICI 20 | 2022