Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Putinwitze sind erstaunlich selten. Aber voilà: Putin ist gestorben und darbt in der Hölle. Als Promi erhält er aber schon nach einem Jahr wegen guter Führung Ausgang. Er reist sofort nach Moskau, setzt sich in eine Bar, bestellt einen Wodka und fragt den Barkeeper: «Gehört die Krim uns?» – «Aber sicher.» – «Und der Donbas?» – «Klar, auch unser.» – «Und Kiev?» – «Gehört ebenfalls uns.» Wladimir Putin grinst zufrieden, schaut auf die vielen Leute auf der vor der Bar liegenden Moskauer Strasse, trinkt aus und fragt: «Wieviel macht’s?» – «5 Euro!»
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Kennen Sie die «dust bowl»? Der Begriff beschreibt den Zustand des fruchtbaren Mittleren Westens, der Kornkammer der USA, Mitte der Dreissigerjahre. Es sind die Jahre 1935 bis 1938 nach der katastrophalen Weltwirtschaftskrise, als eine anhaltende Dürre die Gegend zur Wüste werden und – daher der Name – in eine riesige Staubschüssel verwandelte, in der Stürme die ehedem fruchtbare Erde tausendtonnenweise nach Osten verfrachteten. 15 Prozent der Einwohner Oklahomas und anderer Staaten flüchteten in Regionen, in denen es auch keine Arbeit gab. Die Dürre war teils selbstverschuldet (Umpflügen des Präriegrases), teils einfach meteorologischer Zufall.
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Könnten auch aus Teilen Europas «dust bowls» werden? Es wird schliesslich rekordheiss und trocken dieser Tage. Manche befürchten bereits wieder einen Sommer wie 2003. Sie erinnern sich: Man konnte den Rhein an manchen Stellen zu Fuss durchqueren, Ventilatoren und Klimageräte waren ausverkauft, die wertvollen Äschen verendeten zu Tausenden. Droht uns wieder so eine Hitze? Und dazu eine neue Omikron-B-sonstwas-Welle?
Als Zugabe ein Mangel an Öl, Gas, Strom? Und obendrauf eine Inflation, die unser Geld wegfrisst? Nicht unmöglich. Schliesslich besagt Murphy’s Law, dass alles, was schief gehen kann, auch wirklich schief geht. Aber seien wir mal optimistisch. Vielleicht wird’s einfach ein schöner warmer Sommer, und wir geniessen keine Staub-, sondern die eine oder andere Beeren-, Kiwi- oder Bier-Bowle.
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Die Siebzigerjahre – das waren Watergate, RAF, Ölkrise, Bhagwan, Punk, Flower Power, die Muppet-Show, Columbo, Star Wars, der Weisse Hai, ABBA, Saturday Night Fever, Schulmädchen-Report, die ersten Videospiele, Schlaghosen und Hot Pants. Alles, als ob’s erst gestern gewesen wäre. Dabei liegen zwischen 1970 und 2022 … genau: 52 Jahre. Erstaunlich: die gleichen 52 Jahre trennen 1970 von 1918. Haben wir 1970 die Geschehnisse der Jahre um 1918 auch so erlebt, als seien sie «erst gestern» passiert?
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Ein Kollege in Zeiten von Corona: Es gibt Leute, die glauben an Chips in Impfstoffen. Und es gibt Leute, die heilen mit nicht vorhandenen Molekülen. Die einen hält man für irre, die andern werden von den Krankenkassen bezahlt.
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Sprichwörter missverstanden: Man sollte nicht alles über eine Schere kämmen.
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Das war an einer Diskussion unter Kollegen eine durchaus interessante Frage: Wo liesse sich am sichersten überleben, wenn ein handfester Krieg ausbrä-
che zwischen Russland und der NATO (gemeint war natürlich ein Krieg mit Atombomben)? Der schlaue Kollege B., Chirurg, hatte sich das gut überlegt: 1. So weit wie möglich weg von der östlichen Grenze der EU. 2. An der Atlantikküste, wo der Wind fast ständig von West nach Ost bläst (wegen des atomaren Fallouts). 3. In einem Gebiet ohne Atomwaffen und mit eher geringer strategischer Bedeutung. Mit anderen Worten: Portugal, eventuell Irland und vielleicht noch Island. Und wenn man bedenkt, dass es europäische Territorien auch ausserhalb Europas gibt, in denen EU-Regeln und -Standards gelten und man als EU-Bürger (und vielleicht auch als Schweizer mit etwas Geld… – was im Fall von B. allerdings keine Rolle spielte, da er ohnehin einen EU-Pass besitzt) ohne Einschränkungen leben und arbeiten kann, dann lohnt es sich – so denn die Zeit dafür reicht –, sich auch in Martinique, Guadeloupe, Tahiti oder Französisch Guayana umzusehen. Man kann von Kollegen immer wieder lernen!
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Freie Marktwirtschaft ist, wenn Indien bei den Russen billig Öl einkauft (weil es niemand sonst mehr abnimmt), es auf griechische Frachter verlädt und dann teuer an die Europäer verhökert.
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Und das meint Walti: Die wahren Freunde erkennt ihr, wenn ihr glücklich seid, denn nur sie sind nicht eifersüchtig, wenn ihr euch freut.
Richard Altorfer
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ARS MEDICI 13 | 2022