Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Ein lieber Freund, schwankend zwischen demütig und übermütig, nach einem knapp überlebten Gesundheitscrash: Er habe jetzt ein neues Lebensmotto: Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen!
sss
Wenn ein Alltagsphilosoph sich als Küchenpsychologe betätigt, ergeben sich originelle Einsichten: Vor ein paar Wochen wählten die Franzosen ihren Präsidenten. Sie hatten – tiefenpsychologisch gesehen – die Wahl zwischen einer Frau, die ihren Vater politisch um die Ecke gebracht, und einem Mann, der – altersmässig – seine Mutter geheiratet hat. Die Franzosen haben sich – wenn man so will – für die «Mutterliebe» und gegen den «Vatermord» entschieden.
sss
Wenn der Staat (oder der Kanton) zu wenig Geld hat (und er hat, wie wir alle, immer zu wenig), hat er zwei Möglichkeiten. Eine politisch problematische, langwierige: Steuererhöhungen. Und eine einfache, für die er niemanden fragen muss: Fallen – genauer: Radarfallen. Mit oder ohne Eigennamen wie Klau(s), Nepp(i), Raff(a) oder Mops(i). So mancher Kanton entscheidet sich für den einfacheren Weg. Nein, natürlich nicht ohne dem Nepp einen seriösen Namen zu verpassen. So etwas wie «Verkehrssicherheit» oder «Lärmbekämpfung» muss es schon sein.
sss
Die Eltern biedern sich immer stärker ihren Kindern und Kindeskindern an. Sie reden von Klimaschutz und Migration, lassen sich zum Veganismus bekehren, entdecken die Bedeutung von Sexismus, Genderismus, Feminismus, lernen, was LGBQT heisst, und kennen das Jugend-
wort «cringe», selbstverständlich ohne es zu nutzen, weil ihre Teenies das wiederum voll «cringe» fänden. Deshalb ist das Stimmrechtsalter 16 eigentlich nur folgerichtig. Jedoch auch überflüssig. Die Eltern stimmen und wählen ohnehin, was ihnen ihre Kinder – oder Enkel – vorgeben.
sss
Apropos 16: Warum eigentlich nicht 15? Oder 14? Warum sollen nicht auch Kinder über Kampfjetbeschaffung, Organtransplantation, Stempelabgaben, Erwerbsersatzordnung, Wirtschaftspartnerschaftsabkommen oder eine Schweiz ohne Pestizide abstimmen dürfen? Weil sie nichts davon verstehen? Ein mageres Argument, das auf 40 Prozent der Erwachsenen ebenso zutrifft. Vielleicht sollten wir die jungen Leute deshalb bis 18 mit Politkram in Ruhe lassen, weil sie mit Schule, Lehrern, Berufswahl, der Wahl der Disco, Smartphones, Tiktok, den angesagtesten Sneakers, mit Mobbing, Gaming, Shopping, Ferien, Freundschaften und erster Liebe schon genug zu tun haben und wir sie mit Fragen zu Steuergesetzen, «Vollgeld», Mindestumwandlungssätzen oder BillagGebühren getrost verschonen könnten.
sss
«Waffen liefern, bis die ganze Welt brennt? Was für ein Wahnsinn!» Sahra Wagenknecht bringt auf zwei Sätze, was 28 prominente Deutsche in einem offenen Brief ausführlich beklagen: dass man nicht tut, was am Ende jedes Krieges steht: verhandeln. Dabei ist die Antwort an Frau Wagenknecht und die besorgten Denkprominenten einfach: Nicht die bösen Waffen des Westens setzen die Welt in Brand, sondern einer, der sicher nicht auf gutes Zureden hin aufhören wird zu zündeln, bis … die Welt brennt. Oder wie eine alte Frau sagte:
«Wer Krieg erlebt hat, sagt: ‹Nie wieder Krieg!› Wer Unterdrückung erlebt hat, sagt: ‹Nie wieder Unterdrückung! Dann lieber Krieg!›» Ob das den 28 prominenten Besserwissern als Antwort genügt?
sss
Nun gibt es auch noch eine feministische Mathematik. Bei der sind 3 mal 3 zwar ebenfalls 9, aber von wem und wofür dieses Wissen genutzt wird, gibt zu Diskussionen Anlass. Manche meinen, Mathematik sei ein kulturelles Konstrukt, genutzt von alten weissen Männern zur Entwicklung von Wissen, das der männlichen weissen Herrschaft dient. Na dann … Dazu irgendwie passend: der Clip «Modern Educayshun»: https://www.youtube.com/ watch?v=iKcWu0tsiZM
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Apropos: «Emotions are more important than mathematics», sagte der Bauingenieur, bevor die Fassade einstürzte. Genau, sagte die Sozialtherapeutin, die den Ingenieur betreute.
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Weiter mit Mathematik: Immer wieder beliebt: Wie viel sind 10 – 10 × 10 + 10? Wenn Sie auf 0, 10, 20, –80, –100, 100 oder 190 kommen, befinden Sie sich in guter Gesellschaft (mit vielen falschen Resultaten). Viel Spass!
sss
Und das meint Walti: Sagen Sie zu Ihrem Hund, wenn Sie das Haus verlassen, auch: «Bis später, ich bin bald zurück.» Ja? Okay, das macht’s nicht besser, aber schön, dass andere Hundebesitzer auch so bekloppt sind.
Richard Altorfer
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ARS MEDICI 10 | 2022