Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Wer hätte, als es noch keinen Impfstoff gegen Corona gab, gedacht, dass es so viele Menschen mit irrationalen Ängsten und irren Theorien gibt, die einen harmlosen Pieks fürchten? Wir hatten doch erwartet, 99 Prozent der Menschen seien glücklich, wenn es der Wissenschaft gelingt, in kürzester Zeit ein Mittel gegen eine potenziell tödliche Krankheit zu entwickeln. Wir haben uns getäuscht. Und vergessen, dass es immer schon so war: Zehn Prozent glauben an UFOs und den Yeti, zehn Prozent haben Angst vor dem Fliegen oder dem Zahnarzt (obschon Autofahren und faule Zähne viel gefährlicher sind), und zehn Prozent haben ohnehin weder Lust noch Zeit, sich mit Risiken zu beschäftigen – schon gar nicht mit Risiken für andere. Heisst:Was immer es zu bewältigen gibt – die übrig bleibenden 70 Prozent müssen es alleine schaffen und die 30 Prozent Weltfremden akzeptieren.
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Warum die Variante B.1.1.529 des Coronavirus «Omikron» heisst, benannt nach dem 15. Buchstaben des griechischen Alphabets? Keine Ahnung. Iota, Kappa, Lambda und ein paar weitere wären eigentlich vorher dran gewesen. Klar ist nur, warum nicht der 14. Buchstabe gewählt wurde: Das ist Xi – aber so heissen dummerweise auch ein paar Millionen Chinesen. Unter anderem der Staatspräsident der Volksrepublik China, Xi Jinping.
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Eine Nachbarin: «Ich freue mich auf die Zeit nach Corona, wenn wir wieder über relevante Themen diskutieren können wie etwa ‹Wie wird das Wetter morgen?›»
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Werdende Mütter können sich mit dem 3-D-Drucker ein Modell ihres ungeborenen Kindes ausdrucken lassen. Technisch kein Problem. Eine russische Firma bietet den Service «Embryo 3D» an. Eine 3-D-Ultraschall-Untersuchung vorab genügt. Anfänglich wurden Plastikmodelle ausgedruckt, später Gipsmodelle, mit Gold überzogen. Kommentar einer Bekannten: «Warum überhaupt noch der ganze Schwangerschaftsstress? 3-D-printen genügt doch.» Antwort der frivolen Gisela: «Ach, besser halte neun Monate durch, dann kriegst du ein 3-D-Exemplar in Bioqualität – und erst noch ohne Druckkosten.»
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So läuft das mit dem «Kreuzen» beziehungsweise Verpaaren: Man weiss nie so recht, was dabei herauskommt. Es gibt Schäferhunde und Labradore, Jagdhunde und Möpse. Die einen mussten früher Schafe hüten, die anderen Wild aufstöbern oder jagen, einige mussten Mäuse fangen, andere gelangweilten Damen Gesellschaft leisten. Das alles taten sie, gut und eifrig, jeder nach seiner ihm gestellten Aufgabe. Heute? Da Schafehüten nicht mehr Mode ist, das Wildschweinejagen den Jägern vorbehalten bleibt und Mäuse im Haus selten geworden sind, ist nicht mehr die Funktion wichtig, sondern das Aussehen. Bloss: Das lässt sich äusserst schwer von der Funktion trennen. Die Lösung: Wer Beagles möchte, die nicht abhauen und jagen, kreuzt sie mit Möpsen – weil die lieber auf einem bequemen Kissen liegen. Wenn die Züchter Glück haben, entstehen so tatsächlich jagdfaule, häusliche Beagles. Wenn sie Pech haben aber leider jagende Möpse.
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Onkel Hugo, trotzig: Ich gestehe, ich bin ein Technikfreak. Ich bin ein Fan von Autos, die man am charakteristischen Motorengeräusch erkennt und deren Designer Tempo und Schönheit lieben. Freue mich über Erfindungen und Entwicklungen – vom Smartphone bis zum Thoriumreaktor, über Induktionsherde, Schachcomputer und Wärmepumpen, über den ersten Flug eines Menschen zum Mars (und hoffentlich zurück), Künstliche Intelligenz, humanoide Roboter, über High-Tech-Medizin und eine Pharmaforschung, der so mancher von uns sein Leben verdankt. Und natürlich über Biologen, Virologen und Biotechniker, die es schaffen, innert weniger Monate von einer Strategie gegen Krebs auf Impfstoffe gegen ein tödliches Virus umzuschwenken. Doch, ich nutze auch Arnika für die Haut und Yoga fürs Gemüt. Und der Hund kriegt Entwurmungsmittel – aber nicht gegen Corona.
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«Geld haben, ist schön, solange man nicht die Freude an Dingen verloren hat, die man nicht mit Geld kaufen kann.» (Dali)
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Das merken wir uns fürs neue Jahr (nochmals von Dali): «Ob ein Mensch Geschmack hat oder nicht, ist leicht zu erkennen: Der Teppich muss zu den Augenbrauen passen.»
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Und das meint Walti: Dass Alkohol tötet, stimmt schon. Andererseits: Alkohol hat auch schon so manches Leben entstehen lassen ...
Richard Altorfer
8 ARS MEDICI 1+2 | 2022