Transkript
RÜCKBLICK 2021/AUSBLICK 2022
Neurologie
Dr. med. Christian Meyer Facharzt für Neurologie FMH Schaffhausen
Hat die Pandemie aus Ihrer Sicht auch etwas Positives bewirkt?
Aus den Krisen kann man immer lernen. Noch ist es zu früh,
langfristig positive Effekte zu erkennen.
Aus Krisen kann man immer lernen
Im Lauf der Coronapandemie haben sich viele Dinge verändert. Wie sieht die neue Normalität für Sie persönlich aus?
An meinen Lebensumständen hat sich durch die Pandemie wenig verändert. Wenn man nicht mehr im aktiven Berufsleben steht, reduzieren sich die sozialen Kontakte von selbst. Die Pandemie hat dies naturgemäss verstärkt. Persönlich kann ich damit gut leben.
Hat sich die Rolle der Hausärztinnen und Hausärzte im Gesundheitswesen während der Pandemie verändert?
Die Hausärzte, von denen es in der Schweiz offensichtlich immer weniger gibt, wurden während der Pandemie eher marginalisiert. Dass Apotheker impfen können, aber die Hausarztpraxen nicht an vorderster Front eingebunden werden, ist eine fragwürdige Strategie. Man bekommt den Eindruck, die Patienten sollen zuerst zum Apotheker («Geben Sie mir etwas gegen Husten, Schnupfen und Fieber…») gehen, und die nächste Stufe ist dann gleich das Spital, auch wenn eine Hospitalisation gar nicht nötig wäre.
Abgesehen von COVID-19: Welche neuen Erkenntnisse fanden Sie im vergangenen Jahr interessant?
Die Fortschritte in der Virologie.
In welchen Bereichen ist alles bereits wieder so wie früher oder wird es in absehbarer Zukunft wieder sein? Welche Veränderungen werden vermutlich langfristig bestehen bleiben?
Ich denke hier vor allem an Veranstaltungen und Fortbildun-
gen, welche vorerst virtuell durchgeführt werden müssen. Die
physischen Kontakte mit den Kollegen sind zwar wertvoll,
Präsentationen zu einem wichtigen Thema kann man aller-
dings auch zu Hause sehr gut zur Kenntnis nehmen.
Welche Entwicklungen erhoffen Sie sich für das Jahr 2022 in Ihrem Fachgebiet?
In der Neurologie hat sich die MS-Therapie weiterhin erfreu-
lich entwickelt. Die Forschung sollte sich nun auch vermehrt
mit Demenzerkrankungen befassen, zum Beispiel mit den
Tauopathien, diesen neurodegenerativen Erkrankungen, bei
denen das Tau-Protein eine entscheidende Rolle spielt. s
ARS MEDICI 1+2 | 2022
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