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EDITORIAL
«auffällig» oder «unauffällig» beschrieben. Die Verwendung neutraler deskriptiver Begriffe wie in Gruppe B führte zu einem signifikant besseren Verständnis der Befundergebnisse, und auch die subjektive Einschätzung der Verständlichkeit war besser. Insbesondere Menschen ohne Schulabschluss oder mit niedrigem Bildungsniveau profitierten von dieser Wortwahl (1).
Versteht Ihr Patient, was Sie sagen?
Eine gute Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten ist einer der wesentlichen Erfolgsfaktoren der medizinischen Betreuung. Eine Behandlung ist erfolgreicher, wenn Betroffene mehr über ihre Krankheit wissen und Zusammenhänge besser nachvollziehen können. Aber ein unterschiedlicher Wortschatz und verschiedene Wissensniveaus bei medizinischen Experten und Laien erschweren den Austausch – das sollte man sich im Alltag vielleicht häufiger in Erinnerung rufen.
Zuhören, Zeit haben – zwei wesentliche Grundvoraussetzungen für das wechselseitige Verstehen, die in der täglichen Praxis nicht immer leicht zu erfüllen sind, denn Zeit ist oft eine knappe Ressource. Dabei bräuchte es manchmal vielleicht gar nicht so viel mehr davon, sondern vielmehr die richtige Wortwahl, um Befunde verständlicher zu kommunizieren, wie Wissenschaftler der Freien Universität Berlin und der Universität Witten Herdecke herausgefunden haben. In einem Online-Szenario wurden einer repräsentativen Gruppe Testergebnisse kommuniziert und im Anschluss daran Fragen dazu gestellt. Gruppe A wurden die Befunde als «positiv» oder «negativ», Gruppe B als
Die Übermittlung medizinscher Inhalte ist insbesondere bei heiklen Themen schwierig. So geben beispielsweise onkologische Patienten nicht selten an, dass sie Befunde nicht verstehen und auf Rückfragen unverständliche Antworten erhalten. Ob das am Empfänger oder am Überbringer der Nachricht liegt, ist letztlich unerheblich – Kommunikation ist das, was ankommt. Die Bedeutung eines konsequenten Kommunikationstrainings kann deshalb nicht hoch genug eingeschätzt werden. Eine gute Möglichkeit, die Übersetzung medizinischer Fachsprache in laienverständliche Inhalte zu üben, bietet washabich.ch. Das in Deutschland gegründete Projekt feiert in diesem Jahr sein 10-jähriges Jubiläum und den 50 000. «übersetzten» Befund. Seit dem Start haben sich dort mehr als 2400 Mediziner ehrenamtlich engagiert – und nicht nur Erfahrung für die Kommunikation im eigenen ärztlichen Alltag gewonnen, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitskompetenz der anfragenden Patienten geleistet.
Wenn Ihre Patienten verstehen, was Sie sagen, ist ein
wichtiger Grundstein für eine erfolgreiche Therapie ge-
legt – nutzen Sie Ihre Möglichkeiten!
s
Christine Mücke
Mehr Informationen unter www.washabich.ch
Referenzen: 1. Ausschra C et al.: Befundergebnisse verständlich vermitteln – Eine ran-
domisiert-kontrollierte Studie zur Wortwahl in der Ärzt*innen-Patient*innen-Kommunikation. Z. Evid. Fortbild. Qual. Gesundh. wesen (ZEFQ). 2020;156:40-49.
ARS MEDICI 18 | 2021
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