Transkript
EDITORIAL
seine Kräfte einzuteilen, schwamm Lecomte eher langsam. Ein Training in niedriger bis mittlerer Intensität bei einem überwiegenden Aufenthalt in Schwerelosigkeit konnte somit bei beiden den Verlust nicht aufhalten. Ein etwas strengeres Training bei Ihrem nächsten Weltallflug wäre somit empfehlenswert ...
Gross träumen erlaubt!
Je eingeschränkter die Bewegungsfreiheit ist, desto grösser werden die Träume für die Zeit, in der wieder alles erlaubt sein wird. Zum Beispiel ins Weltall fliegen. Bald wird das ja auch für Normalbürger möglich sein. Man muss sich aber bewusst sein, dass das nicht nur viel Geld kostet, sondern auch ein wenig Herzmuskelmasse. Denn ein langer Aufenthalt im All lässt das Herz um etwa 0,7 g pro Woche schrumpfen, wie sich das bei einem Astronauten zeigte, der etwa ein Jahr in der internationalen Raumstation (ISS) zubrachte. Er trainierte zwar verordneterweise ein bis zwei Stunden am Tag während sechs Tagen in der Woche, entweder am Hometrainer, auf dem Laufband oder mit Krafttraining, doch konnte er die Abnahme des Durchmessers des linken Ventrikels durch sein Training nicht aufhalten. Das gleiche Schicksal ereilte auch den Langstreckenschwimmer Benoît Lecomte, als er in 159 Tagen den Atlantik in einer Strecke von 2821 Kilometern durchschwamm. Er verbrachte täglich zwischen 9 und 17 Stunden in Bauch- oder Rückenlage inklusive der Schlafzeit. Auch sein Herz schrumpfte in ähnlichem Ausmass wie das des Astronauten, trotz seines täglichen «Schwimmtrainings», das bei Sportschwimmern eher zu einer Zunahme der Ventrikelmasse führt. Was ist der Grund für den Verlust? Beiden Aktionen gemeinsam ist die Schwerelosigkeit. Um
Ein eher altruistischer Traum im Vergleich zum Welt-
raumflug ist die hoffentlich baldige Befreiung der
Menschheit von der Malaria. Die Suche nach einem
Impfstoff gegen diese Geissel der Menschheit dauert
schon lang. Nun zeichnet sich erstmals ein Durchbruch
ab, bei dem die Vorgabe der WHO für einen Malaria-
impfstoff mit einer Wirksamkeit von mindestens
75 Prozent erfüllbar scheint. Dies erst noch ohne
schwere Nebenwirkungen, wie eine als «Lancet»-Pre-
print vorliegende, randomisiert kontrollierte, doppel-
blinde Phase-II-Studie mit einem proteinbasierten
R21/Matrix-M-Impfstoff impliziert. In der 3-armigen
Studie wurden 450 Kinder in Burkina Faso im Alter von
5 bis 17 Monaten entweder mit dem neuen Malaria-
impfstoff mit geringer oder hoher Adjuvansdosis oder
mit einem Rabiesimpfstoff als Kontrolle geimpft. Die
Kinder erhielten die ersten 3 Impfungen im 4-Wochen-
Abstand vor Beginn der Malariahochsaison, die 4. Do-
sis ein Jahr später. Der Impfstoff wurde gut vertragen.
Ein halbes Jahr nach der letzten Impfung lag der Impf-
schutz in der Hochdosisgruppe bei 77 Prozent, dies
auch noch nach Ablauf des ersten Jahres. Mit diesen
ermutigenden Ergebnissen soll bald eine Phase-III-Stu-
die mit 4800 Kindern im Alter von 5 bis 36 Monaten in
vier afrikanischen Ländern anlaufen. Auf dass dieser
Traum Realität werde!
s
Valérie Herzog
Quellen: MacNamara JP et al.: Cardiac effects of repeated weightlessness during extreme duration swimming compared with spaceflight. Circulation. 2021;143(15):1533-1535.
Datoo MS et al.: High efficacy of a low dose candidate malaria vaccine, R21 in 1 adjuvant Matrix-M™, with 2 seasonal administration to children in Burkina Faso. Preprint Lancet. https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm? abstract_id=3830681
ARS MEDICI 10 | 2021
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