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UEG-Week
Kongressnews
Allergien in der Kindheit begünstigen späteres IBS-Risiko
Wer im Alter von 12 Jahren an Asthma oder Nahrungsmittelallergien leidet, hat ein grösseres Risiko für die Entwicklung eines Reizdarmsyndroms (irritable bowel syndrome, IBS) ab einem Alter von über 16 Jahren, wie eine schwedische Untersuchung nahelegt. In der Studie der Universität Gothenburg und des Karolinska-Instituts in Stockholm wurden die Gesundheitsdaten von 2770 Kindern von der Geburt bis zu ihrem 16. Lebensjahr verfolgt. Verglichen mit den 16-Jährigen ohne IBS, hatten von jenen mit IBS im Alter von 12 Jahren fast doppelt so viele ein Asthma (11,2 vs. 6,7%) und 40,7 Prozent Nahrungsmittelallergien (vs. 29,2% [ohne IBS]). Die Untersuchungen zeigten
ausserdem, dass Asthma, Nahrungsmittelallergien und Ek-
zeme mit einem höheren Risiko für IBS mit 16 Jahren assozi-
iert sind. Es sei daher naheliegend, dass die beobachteten,
allergisch bedingten Erkrankungen und IBS eine gemeinsame
Pathophysiologie hätten, so die Studienleiterin Dr. Jessica
Sjölund. Diese Erkenntnis könnte zur Entwicklung von
neuen Therapien beitragen, die gegen die latente unter-
schwellige Entzündung, wie sie bei solchen allergisch beding-
ten Erkrankungen beobachtet wird, gerichtet sind.
vh
Quelle: Sjölund J et al.: Allergies during childhood associated with IBS at 16 years of age. OP34, presented at United European Gastroenterology Week (UEGW) 2020, 10. bis 14. Oktober, virtuell.
Kongressnews
Endoskopische Dünndarmverjüngung verbessert metabolische Parameter
Per Endoskop bei Typ-2-Diabetikern den HbA1c-Wert verbessern, das Insulin überflüssig machen oder den Body-Mass-Index (BMI) senken? Eine Pilotstudie schürt in dieser Hinsicht grosse Hoffnung. Holländische Forscher des Amsterdam University Medical Center unterzogen 16 insulinpflichtige Typ-2-Diabetes-Patienten einer minimal invasiven endoskopischen Ablation der Dünndarmmukosa (duodenal mucosal resurfacing, DMR) mit dem Ziel, diese zu verjüngen. Hintergrund dessen ist die Annahme, dass Mukosazellen sich bei fett- und zuckerreicher Ernährung verändern, was auch die Sekretion von Schlüsselhormonen in Bezug auf eine Insulinresistenz beeinflusst. Eine ablative Verjüngung soll die Mukosazellen anregen, ihre ursprüngliche Funktion wieder aufzunehmen. Die Patienten erhielten zusätzlich zur Ablation täglich einen GLP-1-Rezeptor-Agonisten und eine lockere Lebensstilberatung. Nach der Prozedur konnten drei Viertel der Probanden nach 6 Monaten auf die Insulintherapie verzichten. Der
HbA1c-Wert sank auf ≤ 7,5 Prozent, nach 12 Monaten auf 6,7 Prozent. Patienten, die auf die Therapie angesprochen
hatten, verloren in signifikantem Ausmass an Gewicht: Der
BMI sank von 29,8 auf 25,5 nach 1 Jahr. Der Leberfettanteil
halbierte sich nach 6 Monaten von 8,1 auf 4,6 Prozent. Bei
Nonrespondern, die auf das Insulin weiterhin nicht verzich-
ten konnten, war jedoch nach 12 Monaten die benötigte
Tagesdosis von 35 auf 17 IE gesunken. Eine frühere Studie
mit Typ-2-Diabetes-Patienten (Revita-1), die nur orale Anti-
diabetika einnahmen, zeigte, dass das DMR-Verfahren etwa
einen Effekt von 1 Antidiabetikum hat.
Diese vielversprechenden Resultate werden nun in einer grös-
seren internationalen, randomisiert kontrollierten Studie
(Revita T2Di Pivotal) zu bestätigen versucht.
vh
Quelle: Meiring S et al.: Duodenal mucosal resurfacing combined with GLP-1-receptor agonism may eliminate insulin treatment in type 2 diabetes while improving glycaemic control and overall metabolic health. OP160, presented at United European Gastroenterology Week (UEGW) 2020, 10. bis 14. Oktober, virtuell.
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CongressSelection Gastroenterologie | März 2021