Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Corona auf eBay: «Tausche Playstation 5 gegen Impftermin.»
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Eine glückliche frivole Gisela: Sie ziehe jetzt definitiv um von der Jammergasse in Trübsal an der Winsel an den Sonnenweg in Glückshausen in der Juhei.
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Facebook-User M.Z. fühlte sich bemüssigt, den Rat, man solle «den Tagen mehr Leben geben, nicht dem Leben mehr Tage» (viele «Likes», logisch), mit der Bemerkung zu unterstreichen: «Ich frage mich schon lange, wieso ein Mensch 100 Jahre alt werden muss. Wenn ich mit 70 sterbe, dann war›s halt Zeit ... Punkt ...» Der so gescheit Quasselnde ist knapp 40 Jahre alt. Man möchte ihm so Vieles antworten, aber es ist vermutlich sinnlos. Aber denken darf man, zum Beispiel: «Ich frage mich schon, wieso manche Menschen 40 Jahre alt werden müssen.Wenn sie mit 39 sterben, dann war’s halt Zeit … Punkt …»
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Geht Ihnen «Gendersprech» auf die Nerven? (Die Frage geht auch an sprachsensible Frauen, nicht nur an unsensible Männer.) Könnte ja sein. Die deutschen TV-Sender haben offenbar seit einigen Monaten neue Richtlinien für ihre Nachrichtensprecher und Moderatoren. Schon aufgefallen? Sogar die journalistischen Top Shots sprechen neuerdings Genderdeutsch. Es heisst jetzt nicht mehr «die Politikerinnen und Politiker», sondern «die Politiker(Schluckauf oder Hickser)innen». Eigentlich müsste man solche ideologischen oder idiopathischen Sprachfehler im geschriebenen Wort nicht mit den üblichen Sternchen oder Gross-Is oder Underlines kenntlich machen, sondern mit einem unverwechselbaren «Hicks!». Dies zuhanden
aller Politiker(Hicks!)innen, Kommentator(Hicks!)innen und Moderator(Hicks!) innen. (Übrigens: Eben war das mit pubertärer Lust am Provozieren vorgetragene «Hicks!» erstmals auch bei SRF («10 vor 10») zu hören. Nein: Nicht aufregen! Durchstehen. Unser Nationalsender hatte schon immer ein Faible für kindisches Grenzen-Austesten. Aber zum Glück: Pubertät geht vorbei!)
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Amerika ist ein Übel los. Hat es eingetauscht gegen einen netten älteren, leider leicht datterigen Herrn, der die USA «heilen» will. Man möchte ihm gerne gönnen, dass das gelingt. Aber heilen mit den Mitteln, die «das Übel» überhaupt erst hervorgerufen haben? Das kann nicht gut gehen. 74 Millionen Amerikaner haben in ihrer Mehrzahl nicht für Donald Trump, sondern gegen «das Establishment» gestimmt. Und wen präsentiert die neue Führung als «Heiler»? Genau dieses Establishment: die Obamas, die Clintons, die Bushs, die superreiche, eingebildete HollywoodProminenz, Showbiz-Top-Shots wie Lady Gaga. «America is back!» hat Joe Biden gesagt. Richtig, aber genau das ist das Problem. Wehe, es taucht in vier Jahren ein Donald-Trump-Ersatz mit Manieren, einem Anflug von Intelligenz und Empathie auf, vielleicht sogar etwas geschickter im Lügen als das irre Original. Er (oder sie) hätte es leicht, Joe und Kamala zu überflügeln.
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Wichtig: Es wird auch noch anderes erforscht als Corona. Eine deutsche Studie untersuchte Menschen und Vögel und kam zum Schluss: «Menschen, die in einer vogelreichen Umgebung leben, sind zufriedener.» Und: «14 Vogelarten mehr im Garten machen mindestens genauso zufrieden wie monatlich 124 Euro mehr auf dem Haushaltskonto – wenn
man von einem durchschnittlichen Einkommen von 1237 Euro pro Monat ausgeht.» Wussten wir’s doch: Kleiber, Amsel, Specht, Haubenmeise & Co. rund ums Haus sind Geld wert (wenn auch etwas wenig für Schweizer Verhältnisse).
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Ein Satz, über den sich nachzudenken lohnt: «Freiheit kann man nicht essen.» Obschon oder gerade weil er nicht bedeutet, was er zu bedeuten scheinen mag.
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Wenn etwas völlig Selbstverständliches gesagt, die Banalität des Gesagten aber nicht offenbar werden soll, dann lädt man am besten eine Ethikerin (notfalls einen Ethiker) ein in die Runde. Als Angehörige(r) dieser Berufung darf man fast jeden Allgemeinplatz nicht nur ungestraft, sondern begleitet von ehrfurchtsvoller Zustimmung von sich geben. Sogar Binsenweisheiten wie: «Die COVID-Krise zeigt, dass der Tod zum Leben gehört.»
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Zur Erinnerung: Eine Maske zu tragen, wenn man alleine im Auto sitzt, ist nur sinnvoll, wenn man den Wagen gestohlen hat.
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Und das meint Walti: Ein weiser Mann sagte einst: nichts.
Richard Altorfer
56 ARS MEDICI 3+4 | 2021