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MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Post-COVID-19-Patienten
Der lange Weg zur Genesung
Die Rehabilitation von Post-COVID19-Patienten habe sich seit Beginn der Pandemie als aufwendige, komplexe und ressourcenintensive Behandlung erwiesen, heisst es in einem Erfahrungsbericht von PD Dr. med. Margret Hund-Georgiadis, Chefärztin und medizinische Leiterin des REHAB Basel. 12 Post-COVID-19-Patienten wurden im REHAB Basel zwischen März 2020 und Januar 2021 behandelt, 4 Frauen und 8 Männer. Ihr Durchschnittsalter betrug 68,5 Jahre. Das REHAB Basel übernahm die Patienten möglichst früh nach der Akutphase der Erkrankung aus Intensivstationen in der Region. SARS-CoV-2positive Patienten wurden im REHAB in dieser Zeit nicht behandelt. Der Rehabilitationsverlauf war in allen Fällen durch die primäre schwere Lungenbeteiligung mit Superinfektionen, Multiorganversagen und embolischen Komplikationen in unterschiedlicher
Schwere und Ausprägung sowie durch 3 Erkrankungstypen gekennzeichnet: s Schwerste Lungenfunktionsstörung
und langwierige Beatmung mit langer Phase der Entwöhnung von der Beatmung (weaning): Typisch sind ein massiv erhöhter Sauerstoffbedarf in der Weaningphase, massiver Muskelabbau und Gewichtsverlust, eine mittelschwere Critical-IllnessNeuro-/Myopathie, Multiorganversagen in der Akutphase sowie Niereninsuffizienz und passagere Dialysepflichtigkeit. s Multiple Embolien in der Akutphase, vor allem Lungenembolien und arterielle zerebrale Embolien: Typisch sind in dieser Gruppe transiente Delirien, und häufig zeigen sich in der Bildgebung kleinere Hirninfarkte. s Polyradikulitis und initial schwerste Tetraplegien, die in sehr unterschiedlichem Tempo zurückgehen.
Insbesondere nach schweren und kriti-
schen Verläufen persistieren auch nach
überstandener Akutphase bei einem
relativ grossen Anteil der Patienten
Symptome wie Belastungsdyspnoe oder
Leistungsschwäche, Organschädigun-
gen und psychische Symptome. Die
mittlere Behandlungszeit in der Früh-
rehabilitation lag bei 6 Wochen.
Mit einer Ausnahme (der Patient musste
nach einer erneuten massiven Ver-
schlechterung der Lungenfunktion ins
Akutspital zurückverlegt werden)
konnten bis anhin alle Patienten nach
Abschluss der Reha in ihr häusliches
Umfeld zurückkehren. Derzeit geht
man am REHAB von einer mittleren
stationären Reha-Behandlungsdauer
zwischen 4 und 6 Monaten aus, an die
sich ambulante Massnahmen anschlies-
sen.
RBO s
Medienmitteilung des REHAB Basel vom 27. Januar 2021.
Post-COVID-19-Patienten
Nasenspray mit Kortison hilft nicht gegen Anosmie
Foto: Brittany Colette, Unsplash
Virale Erkrankungen gehören zu den häufigsten Ursachen einer Anosmie, und sie ist ein mögliches COVID-19Symptom. In früheren Studien war Mometasonnasenspray bei postviraler Anosmie hilfreich. Als Wirkmechanismus wurde neben der antientzündlichen Aktivität
des Kortikosteorids die Modulation einer Natrium-Kalium-ATPase in olfaktorischen Rezeptorneuronen postuliert. Die Autoren einer kürzlich publizierten, kleinen Studie kommen zu dem Schluss, dass intranasales Mometason (2 Stösse [100 µg] in jedes Nasenloch für 3 Wochen plus olfaktorisches Training) bei Post-COVID-19-Patienten mit Anosmie nicht besser wirke als olfaktorisches Training allein. Die Studie wurden in Benha, Ägypten, durchgeführt. Die Patienten, 46 Männer und 54 Frauen zwischen 18 und 61 Jahren (median 29 Jahre), wurden in zwei Gruppen randomisiert. COVID-19 hatte bei 70 Probanden einen leichten, bei 24 einen mittelschweren und bei 6 einen schweren Verlauf. 16 Studienteilnehmer waren Diabetiker.
Mit Mometasonnasenspray kehrte der
Geruchsinn nach 3 Wochen vollständig
bei 31 von 50 Patienten zurück, ohne
das Kortikoid war das bei 26 von
50 Patienten der Fall. Der Unterschied
war statistisch nicht signifikant.
Die Dauer bis zur kompletten Wieder-
erlangung des Geruchssinns betrug mit
Mometason 26,4 ± 7,9 Tage, ohne wa-
ren es 26,1 ± 5 Tage. Bei den Diabeti-
kern dauerte es etwas länger, nämlich
35 ± 2,3 Tage. Auch bei älteren Perso-
nen und Patienten mit einem längeren
COVID-19-Verlauf dauerte es generell
etwas länger, bis der Geruchssinn wie-
der zurückkehrte.
RBO s
Abdelalim AA et al.: Corticosteroid nasal spray for recovery of smell sensation in COVID-19 patients: A randomized controlled trial. Am J Otolaryngol. 2021;42(2):102884.
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Neurologie
Musikalisches Gehirn
Rückspiegel
Eigentlich wollte das Team von Prof. Lutz Jäncke, Universität Zürich, in seiner Studie mit 153 Probanden (52 Musiker mit absolutem Gehör, 51 Musiker und 50 Nichtmusiker) das Geheimnis des absoluten Gehörs aufdecken: Gibt es charakteristische Netzwerke im Gehirn, die mit der seltenen Gabe verbunden sind, einen Ton unmittelbar dem richtigen Notenwert zuordnen zu können? Gefunden haben sie es in den MRI-Untersuchungen in der bis anhin grössten Studie zu dieser Frage nicht – aber etwas anderes: Generell ist die neuronale Vernetzung sowohl zwischen den Hemisphären als auch innerhalb der Gehirnhälften bei Musikern stärker ausgeprägt als bei Nichtmusikern. Ein Unterschied zwischen Musikern mit absolutem Gehör und Musikern ohne diese spezielle Gabe fand sich in der Studie jedoch nicht (1).
Es gebe aber Hinweise darauf, dass doch
kleine Unterschiede bestehen könnten, sagte
Jäncke gegenüber UZH News (2). Generell sei
es bei Musikern so, dass die für das Hören
zuständige Kortexregion stärker mit anderen
Regionen verbunden sei, zum Beispiel mit
denjenigen, die für das Gedächtnis wichtig
sind. Das intensive Training der Koordination
zwischen Hören und Motorik beim Erlernen
eines Instruments wirke sich positiv auf die
neuronale Plastizität aus, und der Effekt sei
umso grösser, je früher ein Instrument erlernt
werde (2).
RBO s
1. Leipold S: Musical expertise shapes functional and structural brain networks independent of absolute pitch ability [published online ahead of print, 2021 Jan 25]. J Neurosci. 2021;JN-RM-1985-20. doi:10.1523/ JNEUROSCI.1985-20.2020
2. Frühes Musizieren lohnt sich. UZH News vom 2.2.2021, www.news.uzh.ch
Transplantation
Spender- und Empfängerzahlen auf niedrigem Niveau stabil
Trotz der Pandemie sind weder Organspenden noch Transplantationen in der Schweiz im Jahr 2020 wesentlich zurückgegangen. 2019 zählte man 157 Post-mortem-Organspender, 2020 waren es 146. Das entspricht 17 pro 1 Million Einwohner – im Vergleich
Blau: Anzahl der Patienten auf der Warteliste (1457) am 31.12.2020 und 2020 auf der Warteliste Verstorbene (72). Grün: Anzahl transplantierter Patienten 2020 (inkl. Lebendspenden). 33 Patienten warteten auf mehr als ein Organ, 23 Patienten erhielten mehr als ein Organ (Grafik: Swisstransplant).
zu anderen europäischen Ländern ein eher
geringer Wert.
Ende Dezember 2020 standen 1457 Personen
auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Ende
2019 waren es 1415. Ein Problem stelle nach
wie vor die hohe Ablehnung bei den Angehö-
rigen dar: «In vielen Fällen ist der Wunsch der
verstorbenen Person nicht bekannt. Entspre-
chend lehnen 60 Prozent der Angehörigen
eine Organspende im Gespräch mit den Fach-
personen ab», so Bundesrat PD Dr. med.
Franz Immer, CEO von Swisstransplant; er
befürwortet die erweiterte Widerspruchslö-
sung.
Swisstransplant macht mit dem Nationalen
Organspenderegister ein Onlineangebot, um
seine Willenserklärung für oder gegen die
Organspende zu hinterlegen. Bis Ende 2020
haben sich dort bereits über 100 000 Perso-
nen eingetragen:
www.organspenderegister.ch
RBO s
Medienmitteilung von Swisstransplant vom 18. Januar 2021.
Vor 10 Jahren
Lichttherapie gegen Altersdepression
Ein Forscherteam in Amsterdam weist nach, dass helles Licht nicht nur gegen den Winterblues, sondern auch gegen die nicht saisonale schwere Depression im Alter hilft. In einer Studie wurden zwei Patientengruppen 3 Wochen lang für 1 Stunde täglich entweder mit hellem, bläulichem Licht mit 7500 Lux oder mit schwachem, rötlichem Licht mit nur 50 Lux bestrahlt. Im Vergleich mit dem schwachen «Plazebolicht» besserte sich die Depression um 21 Prozent, wobei die Wirkung erst mit der Zeit eintrat. Gleichzeitig fiel unter hellem Licht das freie Cortisol im Urin und im Speichel, und der abendliche Melatoninanstieg war deutlich steiler. Die Patienten schliefen besser, und sie standen am Morgen rascher auf.
Vor 50 Jahren
Synthetisches Somatotropin
Im Januar 1971 teilen Forscher von der University of California in Berkeley mit, dass ihnen erstmals die Synthese des Wachstumshormons Somatotropin gelungen sei. Es ist das bis anhin grösste künstlich hergestellte Protein. Rund 10 Jahre später wird das Unternehmen Genentech ein rekombinantes Somatotropin auf den Markt bringen, sodass das Wachstumshormon nicht mehr aus den Hypophysen Verstorbener extrahiert werden muss.
Vor 100 Jahren
Blutsenkung
Mit Natriumzitrat verbessern die schwedischen Pathologen Robin Fåhræus und Alf Westergren die bereits bekannte Labormethode der Blutsenkungsmessung. Der polnische Pathologe Edmund Biernacki hatte das Phänomen der Blutsenkung bereits 1897 entdeckt und einen ersten Labortest damit entwickelt.
RBO s
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