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BEKANNTMACHUNG
Pfizer Forschungspreis 2021
Ausgezeichnete Grundlagenforschung und praxisrelevante neue Erkenntnisse
Zum 30. Mal wurde der Pfizer Forschungspreis an junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Schweiz verliehen. Sie präsentierten an der Preisverleihung, in diesem Jahr per Livestream, ein breites Spektrum an interessanten und vielversprechenden Forschungsergebnissen.
Oben (v. l.): Dr. Cécile Adam, Dr. Michal Bassani-Sternberg, Dr. Raphael Buzzi, Dr. Chloe Chong, Dr. Cristina Gil-Cruz; Mitte (v. l.): Dr. Michael Hugelshofer, Dr. Christa König, Dr. Nikola Kozhuharov, PD Dr. Jin Li, PD Dr. Ange Maguy; unten (v. l.): Dr. Dr. Andrea Alexis Mauracher, Dr. Dasha Nelidova, Dr. Veronika Nindl, Dr. Christian Pérez-Shibayama, Prof. Carsten Riether (Fotos: Stiftung Pfizer Forschungspreis).
Einen neuen Ansatz für die Behandlung von Patienten mit LongQT-Syndrom suchen PD Dr. Ange Maguy, Universität Bern, und PD Dr. Jin Li, CHUV Lausanne und Universität Bern. Sie konnten mit spezifischen Antikörpern gegen einen defekten Kaliumkanal die Rhythmusstörung in Herzmuskelzellen komplett unterdrücken. Mit der Bedeutung der Darmflora für die Pathogenese der Myokarditis befassen sich Dr. Cristina Gil-Cruz, Dr. Christian Pérez-Shibayama und Dr. Veronika Nindl am Kantonsspital St. Gallen. Im Tierversuch konnten sie nachweisen, dass Bacteriodes-Stämme dabei eine Rolle spielen und eine gegen sie gerichtete Antibiotikatherapie die herzschädigende Aktivität bestimmter T-Zellen vermindern kann. Dr. Chloe Chong und Dr. Michal Bassani-Sternberg, die am Ludwig Institute for Cancer Research, am CHUV und an der Universität Lausanne arbeiten, haben mit einer neuen Methode neue HLA-Markerpeptide für Krebserkrankungen identifiziert, darunter auch ein immunogenes Peptid, das mit Melanomen assoziiert ist. Dr. Dasha Nelidova, Institute of Molecular and Clinical Ophthalmology und Friedrich Miescher Institute for Biomedical Research Basel, entwickelte mit ihrem Team ein Verfahren, Ionenkanäle in Photorezeptoren mit einem Infrarotsensor zu koppeln. Bei auf-
grund einer genetisch bedingten Netzhautdegeneration blinden
Mäusen erzeugte nahes Infrarotlicht nach dem Eingriff Nervenim-
pulse, und die Tiere schienen auf das für sie normalerweise unsicht-
bare Licht zu reagieren.
Neben Projekten aus der Grundlagenforschung wurden wie jedes
Jahr auch Projekte aus der klinischen Forschung prämiert. Für ein-
mal war darunter auch eine negative Studie, an der Dr. Nikola
Kozhuharov vom Universitätsspital Basel beteiligt war. In der
GALACTIC-Studie wurden 788 Patienten mit akuter Herzinsuffi-
zienz entweder mit einer Standardtherapie oder mit einer indivi-
duell dosierten, intensivierten Vasodilatation behandelt. Man er-
hoffte sich von Letzterer aufgrund von Erfahrungen aus kleineren
Studien eine Reduktion der Mortalität und weniger Re-Hospitali-
sationen innert 180 Tagen. Diese Hoffnung wurde enttäuscht, aber
nun ist klar, dass man es damit nicht versuchen muss.
Dr. Dr. Andrea Alexis Mauracher vom Universitätskinderspital
Zürich und ihr Team klärten auf, dass die Überaktivierung des
STAT3-Gens bei dem seltenen Immundefekt STAT3-GOF einer-
seits die Erythrozytenreifung hemmt und andererseits entzündliche
Prozesse steigert. Es gelang, die Behandlung einer Patientin mit
erhöhter STAT3-Aktvität durch eine gezielte Therapie zu verbes-
sern.
Dr. Michael Hugelsdorfer und Dr. Raphael Buzzi, Universitätsspi-
tal Zürich, deckten auf, dass freies Hämoglobin im Liquor für die
Gefässverengungen und dadurch bedingte sekundäre Hirnschäden
nach der Ruptur eines Aneurysmas im Gehirn verantwortlich ist.
Im Tierversuch wiesen sie nach, dass die Gefässverengungen durch
die Gabe von Haptoglobin, einem Plasmaprotein, welches freies
Hämoglobin bindet, ausblieben.
Erfolg hatte Prof. Carsten Riether, Inselspital Bern, mit dem An-
satz, auf therapieresistenten Leukämiezellen den entscheidenden
Liganden mit dem Antikörper Cusatuzumab zu blockieren, sodass
sie wieder angreifbar wurden. In einer Phase-I-Studie mit zuvor
unbehandelten AML-Patienten reagierten alle 12 Probanden auf
die Behandlung.
Bis anhin galten 38,5 °C als Grenze, ab der bei Fieber in Neutro-
penie während einer Krebstherapie Antibiotika und Hospitalisie-
rung nötig sind. Dr. Christa König, Inselspital Bern, und Dr. Cécile
Adam, CHUV Lausanne, fanden in einer Studie mit 269 Kindern
und Jugendlichen an den 6 Schweizer Zentren für pädiatrische
Onkologie heraus, dass keine Nachteile für die Patienten entste-
hen, wenn diese Grenze erst ab 39 °C definiert wird.
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RBO
Quelle: Medienmitteilung der Stiftung Pfizer Forschungspreis vom 28. Januar 2021.
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