Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Ultimatives zu Corona: Besser eine Maske im Gesicht als ein Zettel am Grosszeh!
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Nach dem Lesen eines Interviews mit unserem Herrn Koch, «M(e)ister Corona», im Tagi bleibt die Erkenntnis: Jetzt wissen wir, warum China – aber auch Österreich – die Pandemie besser im Griff hat als wir (auch wenn man uns vor Chinas Gesellschaftssystem bewahre). Kochsche Philosophie: «Erklären ist wichtiger als Tun». Tönt gut, ist aber ebenso falsch wie peinlich als nachträgliche Rechtfertigung fürs Verlauern. Es gibt Krisen, da ist Tun wichtiger als Erklären. Dann nämlich, wenn jede Stunde Nichtstun und Abwarten Menschenleben kostet. Und vor allem dann, wenn die Erklärungen auch noch falsch sind («Masken helfen nicht!»).
sss
Schlagzeile: «Späterer Lockdown hätte über 6000 Corona-Tote gefordert». Wow, haben die Herren Berset und Koch also doch alles richtig gemacht? Tja, nur wenn man den zweiten Teil der Meldung nicht liest, der da lautet: Wäre der Lockdown eine Woche früher verordnet worden, wären 1500 Menschen weniger gestorben.
sss
Extinction Rebellion (kennen Sie aus alten Klimahysterie-Tagen, oder?) verteilte Zettel mit der Weisheit: «Corona ist die Heilung – Menschen sind die Krankheit.»
sss
Wenn Sie meinen, die Coronapandemie sei nicht vorherzusehen gewesen, dann sollten Sie sich die rund sieben
spannenden Stunden (acht Folgen) von «Sløborn» reinziehen (auf ZDF Neo, Mediathek). Die Serie wurde im November 2019, wenige Monate bevor das Coronavirus Europa heimsuchte, abgedreht und vor zwei Wochen gesendet. Sie werden erschrecken darüber, wie nahe sich Fiktion und aktuelle Wirklichkeit kommen. Und wie leicht Letztere vorhersehbar war.
sss
Geld macht nicht glücklich. Stimmt, aber es ist angenehmer, mit Geld unglücklich zu sein als ohne. Die Frage ist höchstens: Macht Geld unglücklich? Einige, hat man das Gefühl, schon. Aber die wären vielleicht auch ohne Geld unglücklich. Wer weiss das schon? Kurz: Mit Geld ist man eher auf der sicheren Seite.
sss
Vor-Urteile sind normal. Wir kommen nicht ohne sie aus; sie helfen uns bei der Einschätzung neuer Situationen. Wichtig ist nur die Bereitschaft, seine VorUrteile neuen Erkenntnissen anzupassen. Das fällt «normalen» Menschen oftmals einfacher als jenen, die am Erhalt von Vorurteilen persönliche, zum Beispiel finanzielle, Interessen haben. Wer mit Aktivitäten zur Überwindung von Ängsten, Armut, Sexismus oder Rassismus sein Geld verdient, hat selbstverständlich keinen Anlass, die Welt je anders zu sehen als voller verängstigter, armer, sexistisch oder rassistisch unterdrückter Menschen.
sss
Der Tod von Ennio Morricone war eine gute Gelegenheit, sich – zum x-ten Mal – «C´era una volta il West» («Spiel mir das Lied vom Tod») anzuschauen und sich über so träfe Dialoge zu freuen wie:
«Wir werden alle mal müde» (Jason Robards) oder «Sweetwater is waiting for you» (Claudia Cardinale) mit der welterklärenden Antwort von «Mundharmonika» (Charles Bronson): «Irgendeiner wartet immer».
sss
In Deutschland gibt es ein Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Fällt Ihnen etwas auf? Nein? Frage: Welche Gruppe von Menschen ist in dieser Aufzählung – als einzige – nicht eingeschlossen? Richtig: Nicht jung, nicht alt, nicht Frau und nicht familiär gebunden – sind … Männer, alleinstehend, mittleres Alter. Das Ministerium könnte also auch heissen «Ministerium für Menschen – ausser Alleinlebende mittleren Alters mit Hodensack» (sorry!).
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You came here from there because you didn’t like there, and now you want to change here to be like there. We are not racist, phobic or anti whatever-you-are, we simply like here the way it is and most of us actually came here because it is not like there, wherever there was. You are welcome here, but please stop trying to make here like there. If you want here to be like there you should not have left there to come here, and you are invited to leave here and go back there at your earliest convenience (aus den USA).
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Und das meint Walti: Es ist an der Zeit, dass ich von jemand Jüngerem ersetzt werde, ich beginne nämlich langsam, die Dinge so zu sehen, wie sie sind.
Richard Altorfer
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ARS MEDICI 14–16 | 2020