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STUDIE REFERIERT
Saccharomyces boulardii
Nützlich als adjuvante Therapie bei der Eradikation von Helicobacter pylori
Unbefriedigende Eradikationsraten und Nebenwirkungen sind die Herausforderungen einer Helico bacter-Eradikation. Die Gabe von S. boulardii zusätzlich zur Eradikationstherapie kann gemäss einer Metaanalyse sowohl die Eradikationsraten als auch die Verträglichkeit der Therapie verbessern.
Helicobacter
Helicobacter-pylori-Infektionen zählen zu den häufigsten bakteriellen Infek tionen und gehen mit einer Reihe von gastrointestinalen Beschwerden einher. Die Eradikation des Keims stellt einen entscheidenden Beitrag zu deren Behandlung dar. Lange Jahre galt eine Tripeltherapie, bestehend aus einem Protonenpumpenhemmer und den beiden Antibiotika Amoxicillin und Clarithromycin, dabei als Therapie der Wahl, blieb aber letztlich unbefriedigend. Unzureichende Eradikationsraten aufgrund zunehmender Antibiotikaresistenzen und Nebenwirkungen durch den Einsatz mehrerer Antibiotika stellen dabei die grössten Herausforderungen dar. Inwieweit Probiotika dazu bei tragen könnten, den Therapieerfolg zu verbessern, sei Gegenstand etlicher Untersuchungen, eindeutige Aussagen zu einzelnen Substanzen seien bislang kaum möglich, so Zhou et al. e inleitend. In einer Metaanalyse mit sequenzieller Studienanalyse untersuchten sie nun die Frage, inwieweit eine Zugabe von Saccharomyces boulardii zur Standard therapie die H.-pylori-Eradikationsrate verbessern kann. Eingeschlossen wurden alle randomisierten kontrollierten Studien mit S. boulardii, die sich bis Februar 2019 mit dieser Fragestellung befassten. Die Forscher durchsuchten dafür die Datenbanken PubMed, Embase, Central und Web of Science. Aus
den insgesamt 3219 Einträgen flossen letztlich Daten aus 18 Studien mit insgesamt knapp 3600 Patienten in die Metaanalyse ein. Die Eradikationsrate konnte in der S.-boulardii-Gruppe im Vergleich zur Standardgruppe signifikant verbessert werden (81,8 vs. 74,3%; gepoolte Risikorate [RR]: 1,09; 95%-Konfidenz intervall [KI]: 1,05–1,13). Dabei profitierten sowohl Erwachsene (RR: 1,08; 95%-KI: 1,03–1,13; p = 0,0007) als auch Kinder (RR: 1,14, 95%-KI: 1,03– 1,25; p < 0,0001) signifikant von der Zugabe der Hefe. Weniger Nebenwirkungen, bessere Compliance Auch die Inzidenz von Nebenwirkungen wurde gesamthaft reduziert (RR: 0,47; 95%-KI: 0,6–0,61). Unter anderem besserten sich dabei auch einige gastrointestinale Nebenwirkungen der Eradikation, insbesondere Diarrhö (RR: 0,33; 95%-KI: 0,23–0,47) und Verstopfung (RR: 0,37; 95%-KI: 0,23– 0,57). Die Abbruchrate aufgrund ernsthafter Nebenwirkungen war in der S.-boulardii-Gruppe signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe (RR: 0,33; 95%-KI: 0,16–0,69; p = 0,003). Eine signifikante Verbesserung der Eradikationsraten liess sich im Rahmen der vorliegenden Metaanalyse im Zusammenhang mit den früher am häu- figsten verwendeten Tripeltherapien nachweisen (RR: 1,09; 95%-KI: 1,04– 1,14; p = 0,0006). Für die Kombination mit einer sequenziellen Therapie oder einer Vierfachtherapie mit Wismut, wie es heute empfohlen wird, lagen noch zu wenig Studien vor. Deshalb sollten die Ergebnisse durch weitere Untersuchungen auf Basis aktueller Empfehlungen und unter regelmässiger Berücksichtigung weiterer Parameter (z. B. Antibiotikaresistenzen, Compliance, g enetische CYP2C19-Polymorphismen) und in weiteren Populationen erhärtet werden. Mehrere Mechanismen spielen zusammen Die zugrunde liegenden Mechanismen sind noch nicht vollständig geklärt. Die Autoren vermuten, dass S. boulardii unter anderem die Immunantwort regulieren und durch die Synthese von Entzündungsmediatoren die durch H. pylori induzierte Entzündung inhibieren kann. Auch die bessere Verträglichkeit und die damit einhergehende Verbesserung der Compliance mögen einen Anteil am Ergebnis haben. Mü s Quelle: Zhou BG et al.: Saccharomyces boulardii as an adjuvant therapy for Helicobacter pylori eradication: A systematic review and meta-analysis with trial sequential analysis. Helicobacter 2019; 00: e12651. Interessenlage: Die Autoren geben an, dass keine Interessenkonflikte vorliegen. 256 ARS MEDICI 8 | 2020