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BERICHT
Schilddrüsenfunktionsstörung
Wie umgehen mit Hypothyreosen?
Foto: KD
Die Ursache für eine Hypothyreose liegt in den meisten Fällen in der Schilddrüse selbst, seltener in einer Störung der hormonellen Regelkreise. Dr. Roman Trepp, Klinik für Endokrinologie, Inselspital Bern, erklärte am Jahreskongress des Kollegiums für Hausarztmedizin (KHM) in Luzern, wie eine solche Schilddrüsenunterfunktion zu behandeln ist.
«Die Diagnose einer peripheren Hypothyreose
ist relativ einfach. Sie bestimmen das TSH und
das fT4. Wenn der TSH-Wert hoch ist, werden
die TPO-Antikörper bestimmt. Damit kann
eine mögliche chronische Schilddrüsenentzün-
dung, eine Hashimoto-Thyreoiditis, gesucht
und gefunden werden», sagte Trepp. Tatsäch-
lich ist die mit Abstand häufigste Ursache einer
Hypothyreose der Verlust von ursprünglich
Dr. Roman Trepp
funktionsfähigem Schilddrüsengewebe als Folge einer Hashimoto-Thyreoiditis. Eine zu-
sätzliche Sonografie sei eigentlich nicht obligat, könne aber
gemacht werden, insbesondere wenn die Genese der Hypo-
thyreose unklar sei, so der Endokrinologe. Bei der zentralen
Hypothyreose müsse dagegen das fT4-Hormon (freies Thyr-
oxin) bestimmt werden, das TSH (thyreoideastimulierendes
Hormon) alleine könne eine zentrale Unterfunktion nicht
ausschliessen. Im Gegenteil: Es gibt auch zentrale Hypothy-
reosen, bei denen das TSH erhöht ist.
Typische Symptome bei Hypothyreose
● Extreme Müdigkeit, übermässig schnelle Erschöpfung ● Depressive Verstimmung ● Konzentrationsstörungen ● Antriebsmangel ● Kopfschmerzen ● Desinteresse ● Kälteempfindlichkeit ● Appetitlosigkeit ● Verstopfung ● Erhöhte Infektanfälligkeit ● Kühle, trockene Haut ● Geschwollenes Gesicht, geschwollene Zunge
und Augenpartien ● Stumpfe Haare, Haarausfall ● Gewichtszunahme
Quelle: deutsches-schilddrüsenzentrum.de
Behandlung bei TSH > 10 mU/l
Eine periphere Unterfunktion der Schilddrüse wird behandelt, wenn der TSH-Wert bleibend über 10 mU/l liegt. Ist der TSH-Wert nur geringfügig erhöht, dürfe man auch mal einen Monat warten, um zu schauen, ob diese Erhöhung nicht wieder vorübergeht, so Trepp. Haben Patientinnen einen Schwangerschaftswunsch, liegt die TSH-Interventionsgrenze jedoch bei 4,0 mU/l. Die Startdosierung beim Beginn einer Behandlung mit Levothyroxin sei nicht so entscheidend, so Trepp. Viel wichtiger sei die Kontrolle nach ein, zwei Monaten, um dann eine entsprechende Dosisanpassung vorzunehmen. Wenn die Hypothyreose schon ausgeprägt sei, dürfe man auch mit einer etwas höheren Dosierung starten. «Wenn die Patienten eine ausgeprägte Hypothyreose zeigen, gibt es keinen Grund, sie noch monatelang hypothyreot zu lassen, was kardial ja auch ein Nachteil sein kann.»
Vorsicht bei Schwangerschaft
Was wird bei einer Substitution angestrebt? Natürlich sollte bei der peripheren Hypothyreose der TSH im Referenzbereich liegen. Bei einem Schwangerschaftswunsch oder bei einer Schwangerschaft sollten Werte von 0,5 bis 2,5 mU/l, also im unteren Referenzbereich, angesteuert werden. Liegt ein differenziertes Schilddrüsenkarzinom vor, ist der Status des Tumors entscheidend. Bei einer zentralen Hypothyreose sollten gemäss fT4 bei unter 65-jährigen Patienten eher Werte
im mittleren bis oberen Referenzbereich (17–20 pmol/l) an-
gesteuert werden, das TSH werde dann normalerweise unter-
drückt sein, sagte Trepp. «Es ist ein klassischer Fehler, dass
man dann das TSH misst und mit der Levothyroxingabe
aufhört.» Sehr zurückhaltend sollte man mit dem Einsatz von
Liothyronin sein, so der Berner Experte. Es sei nämlich äus-
serst schwierig, das gut einzustellen. Auch bei speziellen Er-
nährungsempfehlungen sei er bei Patienten mit Schilddrüsen-
erkrankungen vorsichtig. Gut sei sicher die Verwendung von
jodiertem Speisesalz. Hinsichtlich einer Selensubstitution
gebe es eigentlich nur experimentelle Daten. Wenn jedoch die
Patienten den Wunsch äusserten, Selen zu nehmen, würde das
wohl nichts schaden. Allerdings gebe es keine Empfehlungen
für solche routinemässigen Supplementierungen. Als seltener
Notfall gilt das lebensbedrohliche Myxödemkoma, charak-
terisiert durch schwere Hypothyreose und zerebrale Funkti-
onsstörung, das durch durch verschiedene Auslöser, wie zum
Beispiel Infektionen, Operationen, Traumata oder bestimmte
Medikamente, eintreten kann. «Da wird es dann höchste
Zeit, die Betroffenen in die Intensivstation zu bringen», er-
klärte Trepp.
s
Klaus Duffner
Quelle: «Schilddrüsen-Erkrankungen und Funktionsstörungen», Jahreskongress des Kollegiums für Hausarztmedizin (KHM), 27. bis 28. Juni 2019 in Luzern.
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ARS MEDICI 24 | 2019