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EDITORIAL
Lieber früher als später!
Vorbeugen ist besser als heilen – das ist abgedroschen, aber immer noch wahr. Deshalb liegt der Schwerpunkt dieser Ausgabe auf dem Thema Prävention. Antikoagulation ist beispielsweise kardiovaskuläre Prävention in Reinkultur. Mit den direkten oralen Antikoagulanzien ist sie einfacher geworden und der Umgang damit inzwischen auch routinierter. Was jedoch zu tun ist, wenn eine geplante Operation ins Haus steht oder die Patienten adipös, untergewichtig oder über 75-jährig sind oder eine eingeschränkte Leber- und Nierenfunktion aufweisen, erklärte Prof. Jürg Beer vom Kantonsspital Baden. Ebenfalls kardiovaskulär prophylaktisch eingesetzt wird Acetylsalicylsäure (ASS), über deren Einsatz kürzlich eine lange Kontroverse ein Ende fand. Gemäss jüngeren Studien wurde ASS für die Primärprävention obsolet, weil der gezeigte Nutzen den Schaden nicht überwog. Der Beweis für einen Nutzen in dieser Indikation war eigentlich nie wirklich erbracht worden. Dennoch hielt und hält sich das bei den Patienten beliebte Prophylaktikum trotz der Gefahr von Magenblutungen hartnäckig. Bei welchen Patientengruppen ASS nach Ansicht von Prof. Thomas Lüscher, London, dennoch Sinn macht, lesen Sie in diesem Heft. Sie erfahren auch mehr über den Umgang mit der Vitamin-D-Supplementierung, die schwer in Mode gekommen ist. Eigentlich einfach zu verordnen und anzuwen-
den, sind bei näherer Betrachtung Fragen zur Dosierung,
zur Spiegelbestimmung und zu einem Grenzwert schon
schwieriger zu beantworten. Dr. Martina Heim, Chur,
hat anlässlich des SGAIM-Kongresses den Stand des
(Un-)Wissens zusammengetragen.
Des Weiteren lässt sich kardiovaskuläre Unbill mit einer
prophylaktischen Senkung des LDL-Cholesterins be-
werkstelligen. Bekanntlich wiegt nicht nur der zu hohe
Wert schwer, sondern auch die Zeitdauer, während de-
ren dieses Lipid zu hoch ist. In dieser Causa wurde der
Zielwert per Dekret beziehungsweise Guideline noch
einmal weiter gesenkt (auf 1,4 mmol/l), denn je tiefer
dieser sei, umso besser, wie es die Leitlinienkommission
der European Society of Cardiology (ESC) unter der Fe-
derführung von Prof. François Mach, Genf, an ihrem Jah-
reskongress in Paris begründete. Wie genau vorzugehen
ist und mit welchen Mitteln der LDL-Wert jeweils ge-
senkt werden kann, lesen Sie im beigelegten Magazin
«CongressSelection», in dem die neuesten kardiologi-
schen Erkenntnisse vom ESC-Kongress zusammenge-
tragen wurden. Darin wird auch von der neuen Krank-
heitsentität «chronisches Koronarsyndrom» berichtet,
das den Begriff stabile KHK ablöst, weil die dynamische
Ausprägung dieser progressiven Erkrankung damit bes-
ser wiedergegeben ist. Wie die Neuigkeiten vom Kon-
gress im Kontext des medizinischen Handelns zu sehen
sind, bewertete Prof. Marco Roffi, Genf, für Sie, der in
diesem Jahr verantwortlich für das wissenschaftliche
Programm des Kongresses war. In diesem Kongressheft
berichten wir ebenfalls vom Jahreskongress der Euro-
pean Association for the Study of Diabetes (EASD). Die
neuesten Studienergebnisse auf diesem Gebiet und
wann welche Antidiabetika sinnvoll sind, ordnete Prof.
Roger Lehmann für Sie ein.
Mit dieser informativen Lektüre wünschen wir Ihnen ein
schönes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue
Jahr!
s
Valérie Herzog
ARS MEDICI 24 | 2019
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