Transkript
STUDIE REFERIERT
COPD
Dreifachtherapie im Vergleich
Gemäss den GOLD-Guidelines wird die Dreifachtherapie mit langwirksamen Antimuskarinika (LAMA),
langwirksamen Betamimetika (LABA) und inhalativen Kortikosteroiden (ICS) eigentlich nur für Patien-
ten mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) der Gruppe D empfohlen, die unter einer
Zweifachtherapie noch immer Exazerbationen erleiden. Die Dreifachtherapie wird jedoch sehr verbrei-
tet angewendet, auch bei den Symptomklassen A, B und C. Ob das besser ist als eine Zweifachtherapie,
untersuchten die Autoren einer aktuellen Metaanalyse.
BMJ
Metaanalysen haben zwar gezeigt, dass eine Dreifachtherapie mit einzelnen In halatoren das forcierte Einsekundenvo lumen (FEV1) wie auch den Gesundheits zustand verbessert, doch gab es für die Dreifachtherapie im Vergleich zur Zwei fachtherapie noch keine gute Evidenz. Die vorliegende Metaanalyse liefert nun eine Antwort hinsichtlich des Vergleichs der Exazerbationsraten bei einer Dreifachtherapie, einer Zwei fachtherapie (LAMA und LABA) sowie einer Monotherapie (LAMA). In die Analyse wurden 21 randomi sierte, kontrollierte Studien (19 Pu blikationen) aufgenommen, davon verwendeten 6 Studien eine fixe Drei fachkombination in einem Inhalator, und 15 Studien wendeten die Dreifach therapie mit einzelnen Inhalatoren an. Zwei Publikationen berichteten über jeweils 2 Studien mit gepoolten Daten. Die Studiendauer betrug zwischen 8 und 52 Wochen.
Dreifachtherapie versus Monotherapie mit LAMA
Zehn Studien verglichen die Dreifach therapie mit einer LAMA-Monothe rapie. Dabei sanken unter der Drei fachtherapie im Vergleich zur Mono therapie die Raten von moderaten bis schweren Exazerbationen signifikant (Rate-Ratio [RR]: 0,71; 95%-KI: 0,60 bis 0,85), ebenso die Zahl der Patienten mit einer oder mehreren moderaten bis schweren Exazerbationen (RR: 0,74; 95%-KI: 0,56 bis 0,97). Ausserdem war die Zeitspanne bis zur ersten Exazerbation unter der Dreifachtherapie grösser (Hazard Ratio [HR]: 0,69; 95%-KI: 0,54 bis 0,88). Die Dreifachtherapie führte auch zu si gnifikanten Verbesserungen des FEV1 so wie in der Lebensqualität (SGRQ-Score).
Verglichen mit der Monotherapie war das Risiko für Nebenwirkungen, kardio vaskuläre Ereignisse und Pneumonien nicht grösser, jenes für schwere Neben wirkungen dagegen kleiner. Die Gesamt mortalität unterschied sich nicht.
Dreifachtherapie versus Dualtherapie
Drei Studien verglichen die Dreifach therapie mit einer Zweifachtherapie mit LAMA/LABA. Dabei reduzierte die Dreifachtherapie die Raten mode rater und schwerer Exazerbationen si gnifikant (RR: 0,78; 95%-KI: 0,70 bis 0,88), verlängerte die Zeitdauer bis zur ersten Exazerbation (HR: 0,85; 95%KI: 0,79 bis 0,91) und verbesserte das FEV1 sowie die Lebensqualität signi fikant. Im Vergleich zur Dualtherapie erhöhte die Dreifachtherapie das Ri siko für Pneumonien, jenes für sonstige Nebenwirkungen oder kardiovasku läre Ereignisse dagegen nicht. Bezüg lich der Gesamtmortalität zeigten sich keine Unterschiede. Elf Studien verglichen die Dreifach kombination mit der Zweifachtherapie LABA/ICS. Dabei reduzierte die Drei fachtherapie die Rate der moderaten bis schweren Exazerbationsraten si gnifikant (RR: 0,77; 95%-KI: 0,66 bis 0,91), verringerte die Anzahl der Patienten mit mindestens einer Exazerbation, verlängerte die Zeitdauer bis zur ersten Exazerbation (HR: 0,84; 95%-KI: 0,79 bis 0,90) und verbesserte das FEV1 sowie die Lebensqualität si gnifikant. Im Vergleich zur Zweifach therapie war das Risiko für Neben wirkungen, auch Pneumonien, nicht erhöht. Die Gesamtmortalität wurde nicht beeinflusst. Zwei Studien verglichen die fixkombi nierte Dreifachtherapie mit der Drei
fachtherapie mit einzelnen Inhalatoren. Bei allen Endpunkten wurden keine statistischen Unterschiede gefunden.
Fazit der Autoren
Die wichtigsten Parameter bei der
COPD-Therapie sind die Exazerba
tionsrate und das Mortalitätsrisiko.
Exazerbationen mit moderater bis
schwerer Ausprägung wurden durch
die Dreifachtherapie im Vergleich zur
Zweifach- und zur Monotherapie signi
fikant reduziert, bei der Gesamtmorta
lität ergab sich kein Überlebensvorteil.
Die Krankheitsschwere, gemessen an
hand der FEV1, erfuhr unter der Drei
fachtherapie eine signifikante Verbesse
rung wie auch die Lebensqualität, die als
Spiegel der Krankheitskontrolle dient.
Die Nebenwirkungen waren vergleich
bar, bis auf Pneumonien, die unter der
Dreifachtherapie signifikant häufiger
auftraten als unter LAMA/LABA allein
sowie trendmässig häufiger (n.s.) als
unter der LAMA-Monotherapie. Dah er
sollte eine Dreifachtherapie Patienten
mit schwerer COPD vorbehalten sein,
deren Symptome mit einer Zweifach
therapie nicht beherrschbar sind.
Der Vergleich beider Dreifachtherapien,
fixkombiniert versus einzeln verabreicht,
zeigte keinen Unterschied in Bezug auf
Wirkung und Nebenwirkungen. Den
noch könnte vor dem Hintergrund von
verbreiteten inadäquaten Inhalations
techniken eine vereinfachte Therapie mit
nur einem Inhalator die Fehlerquote bei
der Inhalation verringern.
VH s
Quelle: Zheng Y et al.: Triple therapy in the management of chronic obstructive pulmonary disease: systematic review and meta-analysis. BMJ 2018; 363: k4388.
Interessenlage: Die Autoren deklarieren keine Interessenskonflikte.
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ARS MEDICI 23 | 2019