Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Auf das Buch «Hundert Autoren gegen Einstein» (1931), in dem Einsteins Gegner die Relativitätstheorie widerlegen wollten, reagierte Einstein mit: «Weshalb hundert? Sollte ich unrecht haben, würde ein Einzelner genügen.» Dazu der israelische Astrophysiker Shariv, der den Klimawandels anders sieht als der Mainstream: «Wissenschaft ist keine Demokratie. Selbst wenn ‹alle› Wissenschaftler eine bestimmte These vertreten, kann eine einzige Person mit guten Beweisen für die Gegenthese recht haben.»
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Am Samstag musste die Kantonspolizei wegen eines Mäusebussards ausrücken. Eine Frau hatte gemeldet, dass sich ein verletzter Vogel auf dem Pannenstreifen der A13 befinde. Das Tier hatte eine Wunde am Kopf und konnte nicht mehr fliegen. Die Polizisten fingen es ein und brachten es zum Greifvogelpark. Dort wird der Vogel gepflegt und später in die Freiheit entlassen.» Wir leben wahrlich in wohligen Zeiten. Erstens, weil unsere Polizei auch Vögeln hilft (Danke!), zweitens aber, weil es in unseren Zeitungen noch Platz gibt für derartige Nachrichten.
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Eines ist sicher: Zumindest die globale Verblödung ist menschengemacht.
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Ach ja, kleiner Rückblick: Die Schweiz hat gewählt. Von «Klimawahl» bis «Frauenwahl» wurde alles dazu gesagt. Bleibt eine böse nachbarliche Stimme: «Die Kinder haben entschieden, die Eltern haben gewählt. Nur, in spätestens acht Jahren sind die Kinder erwachsen, dann sieht die Welt wieder anders aus.»
Wer hat eigentlich das Penicillin entdeckt und zu einem der wichtigsten Medikamente gemacht? Wer hat «die Pille» entwickelt? Föhn, Babypuder und Deos erfunden, aber auch Pflug und Dünger, hygienische Babynahrung und tuberkulosefreie Milch, Schmerzmittel, Insulin, Blutdrucksenker und Spray gegen Migräne, Latex-Kondome und die Pille danach, das Smartphone, Twitter, Facebook und Instagram, Katamarane aus Kohlefasern, die Eisenbahn, elektrischen Strom und Staubsauger, das Velo und Sonnenkollektoren? Wer hat Amerika entdeckt, Tomaten und Kartoffeln nach Europa gebracht und Hungersnöte in den Griff bekommen? Es waren, wie sie heute abschätzig bis höhnisch genannt werden, «alte weisse Männer» (einige von ihnen zudem auch noch klischeehaft zornig). Das ärgert die einen. Aber es lässt sich schlecht abstreiten oder ändern. Und darüber freuen sich die andern.
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Die frivole Gisela: Ich kaufe nur Bananen aus der Region. Und Fair Trade. Da bin ich sicher, dass die Kinderarbeit auch fair bezahlt wird …
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«Mäusebussard von Autobahn gerettet.
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Zirka im Jahr 2122 wird sich eine merkwürdige Tradition zum hundertsten Mal wiederholen: Der britische Premierminister wird ganz allein mit dem Zug nach Brüssel reisen und um einen Aufschub für den sogenannten Brexit bitten. Niemand wird mehr wissen, wo diese Tradition herkommt und wo ihr Ursprung liegt, aber das Ereignis – inzwischen ein Volksfest der gesamten Strecke entlang, bei dem viel gelacht wird – wird wie jedes Jahr Zehntausende von Touristen anziehen.
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Über Jahrhunderte hinweg – seit es Messungen des Intelligenzquotienten (IQ) gibt – wurden die Menschen immer klüger. Doch seit ca. 1990 lässt sich in der westlichen Welt ein umgekehrter Trend feststellen: Die IQ-Werte nehmen ab! Oder drastischer ausgedrückt: Die Menschen werden dümmer. Die Wissenschafter streiten, woran das liegen könnte. Ist aber eigentlich egal. Angesichts von Klima-, Bevölkerungs-, Migrations-, Wirtschafts- und andern Panikdiskussionen kommt solche Schwarmverdummung jedenfalls ziemlich zur Unzeit.
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In diesem Zusammenhang: Gibt es eigentlich positive politische Nachrichten? Ja, gibt es! Die USA unter Trump haben noch(!) keinen Krieg angefangen, Italien reduziert die Zahl der überflüssigen Parlamentarier um ein Drittel, und mehr als 80 Prozent der Schweizer haben nicht die Grünen gewählt. Okay, das war’s dann …. Nein, natürlich gäb’s noch mehr Erfreuliches zu berichten, aber dafür sind die Zeitungen meist eine Seite und die «Tagesschau» knapp zwei Minuten zu kurz.
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Und dann noch dies: Die letzte Warmzeit lief ohne vom Menschen gemachte mediale Diskussionen wesentlich reibungsloser ab.
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Und das meint Walti: Manche Menschen sollten ihren Kopf häufiger zur Seite neigen, damit der Verstand sich in einer Ecke konzentrieren kann.
Richard Altorfer
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ARS MEDICI 22 | 2019