Transkript
STUDIE REFERIERT
Aktinische Keratose
Vier topische Therapien im Vergleich
Mit einer Prävalenz von 37,5 Prozent bei den über 50-Jährigen mit weisser Hautfarbe ist die aktinische Keratose einer der häufigsten dermatologischen Befunde. Unbehandelt kann sie sich zu einem Plattenepithelkarzinom entwickeln. In einer Head-to-head-Studie verglich man nun die Wirksamkeit verschiedener topischer Therapien bei aktinischer Keratose.
New England Journal of Medicine
Die Studie wurde an vier Spitälern in den Niederlanden durchgeführt. Sie umfasste 624 Patienten mit multiplen aktinischen Keratosen in einem umschriebenen Areal von 25 bis 100 cm2. Alle Keratosegrade, von I bis III, wurden eingeschlossen, während in älteren Studien meist nur Patienten mit Grad-Iund Grad-II-Läsionen berücksichtigt wurden. Insofern sei ihre Studie repräsentativer für die Patientenpopulation in der Praxis, so die Studienautoren. Nicht in die Studie aufgenommen wurden Patienten, die in den drei Monaten vor Beginn der Studie eine andere Therapie gegen aktinische Keratose erhalten hatten (z.B. Kryotherapie, Retinoide, Immunsuppressiva), sowie Patienten mit Hautkrebsverdacht, Porphyrie oder Allergien gegenüber den verwendeten Therapeutika, Frauen in Schwangerschaft und Stillzeit und Personen mit genetischer Hautkrebsprädisposition. Die Studienteilnehmer wurden gleichmässig in vier Therapiegruppen randomisiert: s Fluorouracil-Creme (5%; Efudix®
2 × tgl. für 4 Wochen) s Imiquimod-Creme (5%; Aldara® 1 ×
tgl. an 3 Tagen pro Woche für 4 Wochen) s fotodynamische Therapie mit Methyl-Aminolevulinat (MAL-PDT)
s Ingenol-mebutat-Gel (0,015%; Picato® 1 × tgl. für 3 Tage).
Die in der Schweiz verfügbaren Präparate sind in der Tabelle aufgelistet.
Behandlung
Bei allen Patienten erfolgte vor der topischen Behandlung eine oberflächliche Kürettage aller Läsionen, sowohl im ersten als auch im gegebenenfalls zweiten Behandlungszyklus. Der Behandlungserfolg wurde nach 3 Monaten evaluiert. Falls der Rückgang der Läsionen weniger als 75 Prozent betrug, wurde den Patienten ein zweiter Behandlungszyklus angeboten. Dies betraf 14,8 Prozent der Patienten nach dem ersten Zyklus mit Fluorouracil; nach Imiquimod waren es 37,2 Prozent, nach MAL-PDT 47,8 Prozent und nach Ingenol mebutat 47,8 Prozent. Der primäre Endpunkt war der Anteil der Patienten mit einer Reduktion der Läsionen um mindestens 75 Prozent nach 12 Monaten (= erfolgreiche Therapie nach einem oder zwei Behandlungszyklen). Falls dieser Wert auch nach dem zweiten Zyklus nicht erreicht werden konnte, wurde dies als Therapieversagen bewertet.
Tabelle
Aktinische Keratose: Präparate in der Schweiz
5-Fluorouracil Aminolävulinsäure (fotodynamische Therapie) Imiquimod Ingenol mebutat Methyl-Aminolevulinat
Efudix® Creme 5%, Actikerall (0,5%) Alacare, Ameluz®
Aldara™ 5% Creme, Zyclara® Crème Picato® 150 mcg/g bzw. 500 mcg/g Gel Metvix®
Fluorouracil-Creme schneidet am besten ab
Nach 12 Monaten betrug die kumula-
tive Wahrscheinlichkeit für einen The-
rapieerfolg bei Patienten mit Fluoroura-
cil 74,7 Prozent (95%-Konfidenzinter-
vall [KI]: 66,8–81), mit Imiquimod 53,9
Prozent (95%-KI: 45,4–61,6), mit
MAL-PDT 37,7 Prozent (95%-KI:
30–45,3) und mit Ingenol mebutat 28,9
Prozent (95%-KI: 21,8–36,3).
Die Reihenfolge der Wirksamkeit än-
derte sich nicht, wenn man nur Patien-
ten betrachtete, die die Behandlungen
tatsächlich angewendet hatten (Per-pro-
tocol-Analyse; Patienten, welche einen
zweiten Zyklus ablehnten, wurden
nicht berücksichtigt). Auch bei separa-
ter Auswertung von Patienten mit
Grad-I- und Grad-II-Läsionen wirkte
Fluorouracil am besten; der Anteil an
Patienten mit Grad-III-Läsionen war zu
klein für eine separate Auswertung.
Die Therapieadhärenz war mit Ingenol
mebutat am besten, vor MAL-PDT und
Fluorouracil. Die Patientenzufrieden-
heit und die Verbesserung der Lebens-
qualität war mit Fluorouracil am
höchsten. Es traten keine unerwarteten
Nebenwirkungen auf. Kein Patient
brach seine Therapie wegen Nebenwir-
kungen ab.
RBOs
Quelle: Jansen MHE et al.: Randomized trial of four treatment approaches for actinic keratosis. N Engl J Med 2019; 380: 935–946.
Interessenlage: An der Studie waren keine pharmazeutischen Unternehmen beteiligt. Sie wurde von der niederländischen Regierungsorganisation für Gesundheitsforschung und -entwicklung (ZonMw) finanziert. Einige Studienautoren deklarieren Honorare für Advisory-Board-Tätigkeiten und das Sponsoring von Kongresskosten durch verschiedene Unternehmen mit dermatologischen Produkten.
ARS MEDICI 10 | 2019
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