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Humanes Papillomavirus
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Schweiz zeigt im europäischen Vergleich grosse Lücken in Wissen und Bewusstsein
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Gemäss einer multinationalen Erhebung in zehn Ländern Europas hat jeder dritte von insgesamt 15 000 Befragten noch nie vom humanen Papillomavirus (HPV) gehört. In der Schweiz, in Österreich und Deutschland ist das Bewusstsein für HPV im internationalen Vergleich am geringsten ausgeprägt.
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BERICHT
Humanes Papillomavirus
Schweiz zeigt im europäischen Vergleich grosse Lücken in Wissen und Bewusstsein

Gemäss einer multinationalen Erhebung in zehn Ländern Europas hat jeder dritte von insgesamt 15 000 Befragten noch nie vom humanen Papillomavirus (HPV) gehört. In der Schweiz, in Österreich und Deutschland ist das Bewusstsein für HPV im internationalen Vergleich am geringsten ausgeprägt.

Laut WHO handelt es sich beim Zervixkarzinom um das vierthäufigste Karzinom bei Frauen, es ist weltweit mit einer hohen Mortalität assoziiert. Fast alle Formen gehen auf eine Infektion mit einem der HPV-Hochrisikotypen zurück. Eine HPV-Infektion kann überdies bei Männern wie Frauen auch andere Krebserkrankungen verursachen. Vor diesem Hintergrund wurde im Rahmen einer Marktforschungsstudie anlässlich der HPV-Awareness-Woche das Wissen zum Thema HPV europaweit bei 15 000 Männern und Frauen im Alter zwischen 16 und 60 Jahren abgefragt. Die Teilnehmer wurden in den europäischen Ländern rekrutiert, in denen die HPV-Impfung empfohlen wird. Auch aus
Bewusstsein gegenüber HPV

der Schweiz beteiligten sich 1000 Personen (zwei Drittel Jugendliche, ein Drittel Erwachsene) aus allen Sprachregionen an der zehnminütigen Online-Umfrage, die im Auftrag von MSD durchgeführt wurde.
Bewusstsein für HPV sehr unterschiedlich ausgeprägt
Alles in allem waren sich weniger als zwei Drittel der Befragten (62%) der Existenz von HPV bewusst, obwohl die meisten Menschen im Verlauf ihres Lebens damit in Berührung kommen. Frauen, insbesondere diejenigen zwischen 24 und 39 Jahren, waren diesbezüglich eher orientiert als die befragten Männer. Am grössten war das Bewusstsein in den südlichen Ländern: Spanien, Italien und Portugal führten im Ländervergleich mit 87, 82 respektive 70 Prozent. Schusslichter sind die Schweiz, Österreich und Deutschland (siehe Abbildung 1). Dort konnten jeweils mehr als die Hälfte der Befragten HPV nicht einordnen (52% in der Schweiz, 54% in Österreich und 60% in Deutschland). Weniger als die Hälfte wusste zudem, dass HPV Krebs auslösen kann (gesamthaft 46%; Frauen 55%, Männer 37%) – in der Schweiz war dieser Zusammenhang lediglich 33 Prozent der Befragten bekannt.

Abbildung 1: Am stärksten der Existenz von HPV bewusst waren sich die Befragten in den südlichen Ländern.
Kann HPV auch bei Männern zu Krebs führen?
Abbildung 2: Nur 18 Prozent der befragten Schweizer stimmten der Aussage zu, dass HPV auch bei Männern zu Krebs führen kann.

Häufigkeit wird vielfach unterschätzt
Allen war weitgehend unbekannt, dass mehr als 75 Prozent der Bevölkerung zu irgendeinem Zeitpunkt im Leben mit HPV infiziert sein werden – nur 2 Prozent der insgesamt Befragten waren sich dieser Tatsache bewusst. Unter denen, die das Virus kannten, wussten nur sehr wenige, dass eine Infektion häufig ist. Knapp die Hälfte waren der Meinung, dass es selten oder sehr selten vorkomme. Nur 2 Prozent hielten es für sehr wahrscheinlich, selbst HPV-infiziert zu sein. Auch glaubten nur wenige daran, dass das Risiko einer Infektion für Männer und Frauen gleich gross ist – ausgerechnet Österreich, Deutschland und die Schweiz, die eine kostenlose Impfung auch für Jungen anbieten, bildeten hier im Länderranking das Schlusslicht. Immerhin war alles in allem fast ein Drittel der Befragten mit der Aussage einverstanden, dass HPV auch bei Männern Krebs verursachen kann, dabei waren sich die Jüngeren dieser Tatsache stärker bewusst als die Älteren. Auch hier lag die Schweiz mit lediglich 18 Prozent Zustimmung auf dem letzten Platz (siehe Abbildung 2).

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Verständnis stärker fördern
Diese europaweite Erhebung zeigt grosse Unterschiede im Wissen über HPV und macht deutlich, dass das Bewusstsein dafür in Österreich, Deutschland und der Schweiz am geringsten ausgeprägt ist. Dabei ist Wissen wichtig für eine informierte Entscheidung zu Vorsorge und Prävention, wie Dr. Xavier Bosch, Senior Consultant des epidemiologischen Forschungsprogramms für Krebs und Direktor der Abteilung e-oncología am Institut Català d'Oncologia, Barcelona, anlässlich der Präsentation der Daten anmerkte. «Als wissenschaftliche und gesundheitspolitische Gemeinschaften müssen wir mehr tun, um das Verständnis zu fördern, und sollten uns an den Beispielen von Australien, Finnland, Schottland

und anderer führender Länder orientieren, um Gebärmutter-

halskrebs und andere HPV-bezogene Krebsarten in den kom-

menden Jahrzehnten in ganz Europa deutlich zu reduzieren»,

forderte der Experte.

s

Christine Mücke

Quellen: Präsentation der «EU HPV-Consumer Awareness Study», durchgeführt von Ipsos, anlässlich des 2. Internationalen HPV-Aufklärungstags am 4.3.2019 im Rahmen einer Webkonferenz von MSD, sowie die begleitende Pressemitteilung.

Abbildungen: nach Ipsos Healthcare, Präsentation im Rahmen des Europäischen Medien Webcasts.

NACHGEFRAGT
Dr. med. Anne Spaar Zographos, MPH Eidgenössisches Departement des Innern (EDI) Bundesamt fur̈ Gesundheit (BAG) Abteilung Übertragbare Krankheiten Schwarzenburgstrasse 157, 3003 Bern E-Mail: anne.spaar@bag.admin.ch
Direkte Information durch Fachleute vor Ort fördert Wissen um HPV
Zur Einordnung der Umfrageergebnisse sprachen wir mit Dr. med. Anne Spaar Zographos vom BAG.
Frau Dr. Spaar, diese Umfrage zeigt grosse Unterschiede im Wissen um HPV in Europa. Wie erklären Sie sich das geringe Bewusstsein für HPV in der Schweiz? Dr. med. Anne Spaar: Eine HPV-Infektion ist an sich noch kein Risiko für eine Krebserkrankung. 80 Prozent der sexuell aktiven Bevölkerung machen eine Infektion durch, ohne es zu bemerken und ohne Folgen. Nur persistierende Infektionen mit Hochrisikotypen sind ein Risiko, diese kommen, gemessen an der generellen Infektionshäufigkeit, eher selten vor. Deshalb ist meines Erachtens die starke Anlehnung der Umfrage an die Frage, ob die Personen wissen, dass sie sich bereits infiziert haben könnten, eher irreführend. Ich stimme jedoch zu, dass das Wissen über HPV-assoziierte Erkrankungen in der Bevölkerung gefördert werden sollte und insbesondere auch Jugendliche und junge Männer über diesbezügliche Krebserkrankungen und die Möglichkeit einer Impfung vermehrt informiert werden sollten. Es wäre noch interessant, die Altersverteilung der Frauen bezüglich der gegebenen Antworten in der Markstudie zu kennen. Es ist anzunehmen und wünschenswert, dass jüngere Frauen und Männer mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko sowie der Möglichkeit einer Impfung einen höheren Wissensstand haben. Die HPV-Impfempfehlungen bestehen zudem erst seit 10 Jahren.
Obwohl auch die Impfung von Knaben im Rahmen kantonaler Impfprogramme propagiert wird, gaben nur 8 Prozent der 1000 Befragten aus der Schweiz an, dass Mädchen wie Knaben sich

gleichermassen mit HPV infizieren können. Woran liegt das Ihrer Meinung nach? Spaar: Das Risiko für eine Krebserkrankung aufgrund einer HPV-Infektion ist aktuell noch immer bei Frauen höher als bei Männern; Männer, die Sex mit Männern haben, haben ein erhöhtes Risiko. Aus diesem Grund wird die Impfung den Männern als ergänzende Impfung, den Frauen als Basisimpfung empfohlen. Wie bereits gesagt, ist jedoch das Verbreiten des Wissens bezüglich der Möglichkeit eines Impfschutzes für Männer und Frauen wichtig, da beide von einem Impfschutz profitieren und so auch der Schutz in der Gesellschaft verbessert werden kann.
Was machen Länder wie Spanien, Portugal oder Italien anders? Warum ist das Bewusstsein für HPV dort so viel grösser? Spaar: Informationen über HPV-assoziierte Erkrankungen werden in den verschiedenen Ländern unterschiedlich aktiv transportiert. Gleiches gilt für Impfungen generell, welche oft in südlichen und den englischsprachigen Ländern proaktiver vermittelt werden. Auch die Einstellung gegenüber Impfungen und die Impfwilligkeit ist in den Ländern sehr unterschiedlich. Dies kann auch kulturelle Hintergründe haben. In der Schweiz gibt es zwischen den Sprachregionen ebenfalls Unterschiede bezüglich der Akzeptanz von Impfungen: Gemäss Daten zu HPV ist die Durchimpfung in Westschweizer Kantonen tendenziell höher als in der Deutschschweiz. Da die HPV-Impfung in kantonalen Programmen organisiert wird, hängt der Erfolg der Programme auch direkt von der Organisation auf kantonaler Ebene ab, zum Beispiel vom schulärztlichen Dienst.
Wie könnte man Bewusstsein und Wissen über HPV bei uns weiter verbessern? Wer ist gefragt? Spaar: Eine von uns 2014 durchgeführte Umfrage zu HPV-assoziierten Erkrankungen zeigte, dass die befragten Frauen sich zu diesem Thema nicht ausreichend informiert fühlten. Im Rahmen der sich aktuell in der Umsetzung befindlichen nationalen Strategie für Impfungen ist ein wichtiges Massnahmenfeld das der Kommunikation und Informationsvermittlung. Es ist das Ziel, Informationen zielgruppenspezifisch und leichter zugänglich sowie verständlich zu machen. Das BAG hat hier jedoch nur begrenzte Möglichkeiten. Deshalb sind die wichtigen Akteure die Partner und Fachpersonen, die in den Kantonen und Gemeinden den direkten Kontakt zu den Menschen haben. Sie haben die Strategie mit erarbeitet und sind in ihre Umsetzung eingebunden.

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HPV in der Schweiz
Gemäss Schätzungen infizieren sich 70 bis 80 Prozent der sexuell Aktiven im Lauf ihres Lebens mit HPV. Zwei Drittel dieser Infektionen bleiben asymptomatisch, und in 90 Prozent der Fälle wird das Virus im Verlauf von zwei Jahren nach der Infektion spontan wieder eliminiert. Hochrisikotypen des Virus können jedoch Krebsvorstufen sowie verschiedene Krebserkrankungen auslösen, sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Gemäss Bundesamt für Gesundheit (BAG) entwickeln in der Schweiz jährlich etwa 2400 Frauen hochgradige Krebsvorstufen am Gebärmutterhals und 250 ein Zervixkarzinom. Die Impfung zum Schutz vor den wichtigen Virentypen ist in der Schweiz allen Jugendlichen und jungen Erwachsenen von 11 bis 26 Jahren empfohlen. Nach jüngster Erhebung des BAG beträgt die Impfrate bei 16-jährigen Jugendlichen 53 Prozent bei zwei Dosen und liegt damit deutlich unter dem angestrebten Ziel einer Durchimpfungsrate von 80 Prozent. Auch nach einer Impfung bleibt das regelmässige Gebärmutterhalsscreening weiterhin wichtig.
Quellen: Bundesamt für Gesundheit: Humane Papillomaviren (https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/krankheiten-im-ueberblick/hpv.html) und Bundesamt für Gesundheit: Kantonales Durchimpfungsmonitoring Schweiz (https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/gesund-leben/gesundheitsfoerderungund-praevention/impfungen-prophylaxe/informationen-fachleute-gesundheitspersonal/durchimpfung.html) [letzter Zugriff am 01.04.2019].

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