Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Es werden zu wenige Organe gespendet. Nicht weil die Menschen nicht spendewillig wären, sondern weil man lieber nicht daran denkt und darüber spricht. In Spanien werden mehr Organe gespendet, allerdings gilt dort nicht der kompliziert festzustellende Hirntod, sondern nur der Herztod als Voraussetzung für eine Organentnahme. Was tun, um mehr Organe zu erhalten? Ganz einfach: die (doppelte) Widerspruchslösung. Sie stand bei uns und sie steht mal wieder in Deutschland zur Diskussion. Sie bedeutet, dass man jedem toten (hoffentlich, was beim «Herztod» nicht sooo sicher ist) Bürger, ohne zu fragen, beliebig viele Organe entnehmen kann, sofern er sich vorher nicht explizit dagegen ausgesprochen hat. Toll! Ohne Ihre Zustimmung darf niemand ein Bild von Ihnen veröffentlichen, ohne Ihre Zustimmung darf Ihnen niemand einen elektronischen Newsletter mailen und darf niemand Cookies auf Ihrem PC ablegen … aber Ihnen Ihr Herz entnehmen ohne Ihre Zustimmung – kein Problem. Übrigens, wie hält man es eigentlich bei geistig Behinderten, die zu einem Entscheid nicht in der Lage sind? Sind sie automatisch Organspender? Sehr bequem.
LLL
Wunsch von Rösli, zirka 82, in der TVSendung «Über Zufriedenheit im Alter»: «Oben klar und unten dicht, lieber Gott, mehr brauch ich nicht.» Da möchte man gern anfügen: «Humor ist die Medizin, die am wenigsten kostet und am sichersten hilft.» Und vielleicht: «Humor ist eines der Elemente des Genies.»
visten auf die Idee kommen, obligatorische Feinstaubfilter für Räuchermännlein zu fordern. Man muss halt die Prioritäten richtig setzen.
LLL
Früher hiessen Enthüllungen von Missständen «Enthüllungen» und erschienen in den grossen Zeitungen. Heute nennt man das Gleiche «Verschwörungstheorien», und die grossen Zeitungen verschweigen sie.
LLL
Das Schöne im Alter: Es besteht keine Notwendigkeit mehr, sich anders zu geben als man ist. Bitte? Diese Notwendigkeit bestand vorher schon nicht? Da haben Sie grundsätzlich zwar recht, allerdings: Kaum einer kommt durchs Leben, mietet eine Wohnung, sucht einen Partner, macht beruflich Karriere, hangelt sich in Politik, Verwaltung oder Industrie nach oben, ohne sich bestenfalls moderat und zeitlich begrenzt «anzupassen», zu verbiegen, zu bluffen, zu schummeln. Zu behaupten, so was habe man nie getan, ist eine der typischen Lebenslügen, deren man sich erst im Alter entledigen kann. Dann, wenn nichts ausser der eigenen Moral einen mehr hindert, die Welt (und die Menschen) so zu sehen, zu beschreiben und zu behandeln, wie sie ist, wie man sie sieht und wie man sie gern behandeln möchte. Bedeutet: Erst im Alter kann man ungestraft ehrlich, manchmal sogar grantig, ungnädig, störrisch und rebellisch werden – so man denn will.
LLL
Die Merkel-Nachfolgerin Annegret KrampKarrenbauer (genannt AKK) gibt der Welt schon mal den Tarif durch. Zitat: «Wenn unser (deutsches) Wertesystem Standard überall in der Welt sein soll, geht das nur mit einem starken Deutschland und einem starken Europa.» Früher hiess das unverklausuliert: «Am deutschen Wesen soll die Welt genesen.»
LLL
«Die beste und sicherste Tarnung ist noch immer die blanke und nackte Wahrheit. Die glaubt niemand.» Das sagte Max Frisch. Ausgerechnet er. Der Satz bedeutet im Umkehrschluss nämlich: Was niemand glauben will, ist oft die blanke Wahrheit. Oder moderner: Wer Fake News ruft, ist bloss auf eine gute Tarnung reingefallen; er sieht die nackte Wahrheit nicht.
LLL
Die unangenehme Weisheit: Wenn Mut sich lohnen würde, wären alle mutig.
LLL
Und das meint Walti: Das perfekte Symbol unserer Zeit ist der Laubbläser. Er verlagert ein Problem von einem Ort zum andern, ohne es zu lösen, benötigt dafür wertvolle Energie und macht eine Menge Lärm.
Richard Altorfer
LLL
LLL
Räuchermännlein (Sie wissen schon: die traditionellen Holzfigürchen, die um den Advent herum den Duft von Weihnachten verbreiten) produzieren unheimlich viel Feinstaub. Kerzen übrigens auch. Kaum verwunderlich, dass Umweltakti-
Nachbar Dino, ein Mann wie ein Fels oder wenigstens ein Stein, na ja, sagen wir ein Flusskiesel: Ich habe kein Problem mit Horrorfilmen. Ich schau sie mir sogar allein an. Bei voller Beleuchtung, ohne Ton. Und bewaffnet.
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ARS MEDICI 24 | 2018