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STUDIE REFERIERT
Morbus Crohn
Seltener Arthralgien unter Langzeittherapie mit Integrinhemmer
Bei der Langzeitbehandlung von Morbus Crohn kommt es unter dem Integrinhemmer Vedolizumab seltener zum Auftreten oder zur Verschlimmerung von Gelenkbeschwerden als unter Plazebo.
Mehr als die Hälfte der Patienten mit Morbus Crohn (MC) und gut ein Drittel der Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) sind von extraintestinalen Manifestationen entzündlicher Darmerkrankungen betroffen. Das betrifft verschiedene Organe, am häufigsten sind Arthritiden beziehungsweise Arthralgien. Diese Beschwerden in den Griff zu bekommen ist eine wichtige Komponente einer erfolgreichen Behandlung. Feagan et al. konnten nun in einer Post-hoc-Analyse der GEMINIStudien feststellen, dass es unter dem darmselektiven Integrinhemmer Vedolizumab bei Patienten mit MC signifikant seltener zu neu auftretenden Gelenkbeschwerden oder einer Verschlimmerung bereits bestehender Beschwerden kam als unter Plazebo (HazardRatio [HR]: 0,63, 95-%-Konfidenzintervall [KI]: 0,44–0,89). Bei MC-Patienten, die zu Beginn Kortison erhielten, ging eine Verringerung der Kortisondosierung unabhängig von der begleitenden Therapie mit einem erhöhten Risiko neuer oder sich ver-
schlimmernder Gelenkbeschwerden einher (Odds-Ratio [OR]: 7,49; 95%-KI: 3,5–15,97). Bei denjenigen, die es schafften, ohne Kortison auszukommen, waren Arthralgien respektive Arthritiden unter Vedolizumab seltener als unter Plazebo (HR: 0,14; 95%-KI: 0,05–0,35). Bei Patienten mit CU war die Inzidenz neuer oder sich verschlimmernder Gelenkbeschwerden unter Plazebo ähnlich wie unter dem Verum. Gelenkbeschwerden waren unter beiden Therapien wahrscheinlicher bei Patienten, die zu Beginn Kortison erhielten und im Verlauf der Erkrankung darauf verzichten konnten. Die Autoren halten abschliessend fest, dass im Vergleich zu Plazebo der Einsatz von Vedolizumab bei MC-Patienten mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit neuer oder sich verschlimmernder Arthritiden/Arthralgien einhergeht und bei CU-Patienten nicht erhöht ist. Mü L
Quelle: Feagan B et al.: Incidence of arthritis/arthralgia in inflammatory bowel disease with long-term vedolizumab treatment: post hoc analyses of the gemini trials. Journal of Crohn's and Colitis 2018; 1–8.
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Therapie der Leberzirrhose
Potenzial zur Reduktion von Komplikationen
In einer Studie mit rund 300 Teilnehmern wirkte sich Rifaximin günstig auf das Risiko von Komplikationen bei Patienten mit Leberzirrhose und hepathischer Enzephalopathie aus.
Die mit einer Leberzirrhose einhergehenden Komplikationen bedingen eine schlechte Prognose. Ob Rifaximin das Potenzial hat, das Risiko der Entwicklung von zirrhoseverbundenen Komplikationen zu reduzieren, untersuchten nun Flamm et al. Die Studienteilnehmer, erwachsene Patienten mit Zirrhose und einer hepatischen Enzephalopathie (HE) in Remission, erhielten sechs Monate lang randomisiert entweder Rifaximin 550 mg zweimal täglich (n = 140) oder Plazebo (n = 159), die begleitende Gabe von Lactulose war erlaubt. In einer Post-hoc-Analyse ermittelten die Autoren, wie lange es bis zur Entstehung einer zirrhoseassoziierten Komplikation dauerte. Zum Ausgangszeitpunkt hatten 53,6 versus 49,1 Prozent der Patienten aus der Verum- respektive der Plazebogruppe einen MELD-(Model End Stage Liver Disease-) Score ≥ 12 und eine INR ≥ 1,2. Bei diesen gelang es, durch die Gabe von Rifaximin das relative Risiko irgendeiner ersten Komplikation im Vergleich zu Plazebo während der Studiendauer um 59 Prozent zu reduzieren (HR: 0,41; 95%-KI: 0,25–0,67; p < 0,001). Zudem lag
bei 36,4 versus 34,6 Prozent zu Beginn ein Aszites vor. Unter Rifaximin konnte das relative Risiko irgendeiner ersten Komplikation für diese Patienten im Verlauf der Studie um 42 Prozent versus Plazebo gesenkt werden (HR: 0,58; 95%-KI: 0,34–1,0; p = 0,045). In Subgruppenanalysen konnte darüber hinaus unter Rifaximin eine Abnahme des relativen Risikos für Komplikationen einer spontanen bakteriellen Peritonitis, Varizenblutungen sowie akute Nierenverletzungen/hepatorenale Syndrome verzeichnet werden, auch wenn gesamthaft nur wenige Ereignisse dieser Art auftraten. Die Autoren schliessen daraus, dass Rifaximin die Inzidenz zirrhoseverbundener Ereignisse ebenso wie die Reaktivierung einer hepatischen Enzephalopathie bei Patienten mit einer schwereren Zirrhose (MELD-Score > 12 und INR 1,2 versus MELD-SCORE < 12 und INR < 1,2) reduzieren könnte und sprechen sich für die weitere Untersuchung in grösseren prospektiven Studien aus. Mü L
Quelle: Flamm AL et al.: Rifaximin has the potential to prevent complications of cirrhosis. Ther Adv Gastroenterol 2018, Vol. 11: 1–10.
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ARS MEDICI 23 | 2018
STUDIE REFERIERT
Morbus Parkinson
Management der Obstipation findet noch zu wenig Beachtung
Parkinsonpatienten, die unter Obstipation leiden, sind in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Der Linderung dieser Beschwerden sollte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Auch nicht motorische Beschwerden können das Wohlbefinden von Parkinsonpatienten substanziell beeinträchtigen. Ein Beispiel ist die Obstipation, unter der bis zu zwei Drittel der Patienten leiden. Alles in allem führen die physischen, psychischen und sozialen Auswirkungen zu einer Einschränkung der Lebensqualität. Deshalb haben Carrasco et al. in einerm systematischen Review die Wirksamkeit und Sicherheit der verfügbaren Therapieoptionen in Augenschein genommen. Sie durchsuchten die drei elektronischen Datenbanken Embase, Medline und Psychinfo nach entsprechenden Studien, als sekundärer Endpunkt wurden allfällige Nebenwirkungen analysiert. Die Recherche identifizierte 18 Studien mit
15 verschiedenen Interventionen, jedoch alle ohne ausreichende
Evidenz für eine starke Empfehlung. Dennoch gibt es einige Evi-
denz dafür, dass diätetische Interventionen mit Pro- und Präbiotika
die Symptomlast reduzieren können – und das bei sehr günstigem
Nebenwirkungsprofil. Auch der Einsatz von Lubiproston, Macro-
gol und, in einem spezifischen Fall einer isolierten Outlet-Obstruk-
tion, eine Botulinum-A-Injektion können moderat unterstützt
werden. Die Autoren kommen zum Schluss, dass dem Problem der
Verstopfung bei Parkinsonpatienten bislang zu wenig Aufmerk-
samkeit gewidmet wurde.
Mü L
Quelle: Carrasco AJ et al.: Management of constipation in patients with Parkinson’s disease. npj Parkinson's Disease 2018; 4:6. doi:10.1038/s41531-018-0042-8.
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