Transkript
STUDIE REFERIERT
Reizdarmsymptome
Was bringen glutenfreie und FODMAP-arme Diät?
Bis anhin reicht die Evidenz nicht aus, um eine glutenfreie Diät zur Linderung von Reizdarmsymptomen empfehlen zu können. Eine Ernährung mit einem geringen Anteil an fermentierbaren Oligosacchariden, Disacchariden, Monosacchariden und Polyolen (FODMAP) erwies sich in Studien sehr geringer Qualität als wirksam. Zu diesen Ergebnissen gelangten kanadische Wissenschaftler in einem systematischen Review mit Metaanalyse.
American Journal of Gastroenterology
Etwa 60 Prozent der Reizdarmpatienten berichten, dass ihre Symptome durch bestimmte Nahrungsmittelinhaltsstoffe getriggert werden. Dazu gehören auch Gluten und FODMAP. In einem systematischen Review und einer Metaanalyse von neun randomisierten, kontrollierten Studien untersuchten Joanna Dionne von der McMaster University in Hamilton (Kanada) und ihr Team, ob die Reizdarmsymptomatik mit einer glutenfreien oder einer FODMAP-armen Diät verbessert werden kann.
Glutenfreie Diät
In zwei Studien wurde bei insgesamt 111 Reizdarmpatienten die Wirksamkeit einer Gluteneliminationsdiät untersucht. In beide Studien wurden nur Personen eingeschlossen, die bereits auf eine glutenfreie Diät angesprochen hatten. Die Teilnehmer litten an einer Glutensensitivität, jedoch nicht an Zöliakie. Nach der Randomisierung ernährte sich eine Gruppe weiterhin glutenfrei, während die Vergleichsgruppe eine mit Gluten versetzte Diät erhielt. Die glutenfreie Diät war im Vergleich
zur Kontrolldiät mit weniger Symptomen verbunden, der Unterschied war jedoch nicht statistisch relevant.
FODMAP-arme Diät
In sieben weiteren Studien verglichen Wissenschaftler bei 397 Patienten eine FODMAP-arme Diät mit verschiedenen Kontrollinterventionen (alternative Diät; FODMAP-reiche Diät; normale Ernährung; zuerst FODMAP-Exklusion, dann FODMAP vs. Plazebo). In den Gruppen, die eine FODMAParme Diät erhielten, traten weniger Beschwerden auf als unter den Kontrollinterventionen. Allerdings wurde die Evidenzqualität der ausgewerteten Studien entsprechend den GRADE-Kriterien als «sehr gering» eingestuft.
Diskussion
Nach Ansicht der Autoren reicht die Evidenz aus der vorgestellten Metaanalyse nicht aus, um Reizdarmpatienten zur Verbesserung ihrer Symptomatik eine glutenfreie Diät empfehlen zu können. Die Einstufung der Studienqualität zur FODMAP-armen Diät als «sehr gering» begründen die Autoren mit der
Heterogenität der Kontrolldiäten und
der relativ geringen Anzahl von insge-
samt 189 Patienten, die eine Linderung
ihrer Reizdarmbeschwerden verspür-
ten. Entsprechend den GRADE-Krite-
rien wären 300 symptomatische Ver-
besserungen für ein statistisch robustes
Ergebnis erforderlich gewesen.
Im klinischen Alltag könnte eine FOD-
MAP-Exklusion über 2 bis 6 Wochen
jedoch als diagnostischer Test bezüg-
lich der Sensitivität von Patienten ge-
genüber diesen Nahrungsmittelinhalts-
stoffen dienen. Kommt es in diesem
Zeitraum zu keiner Verbesserung,
sollte die Diät beendet werden. Spricht
der Patient darauf an, raten die Auto-
ren zu einer schrittweisen Wiederein-
führung der FODMAP, sodass die Aus-
löser eindeutig identifiziert werden
können.
PS s
Quelle: Dionne J et al.: A systematic review and meta-analysis evaluating the efficacy of a gluten-free diet and a low FODMAPs diet in treating symptoms of irritable bowel syndrome. Am J Gastroenterol 2018; 113(9): 1290–1300.
Interessenlage: Die Autoren der referierten Originalstudie erklären, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.
BEKANNTMACHUNG
www.kinderandentisch.ch
Neu können Eltern, Betreuungspersonen und weitere Interessierte auf dieser Website Ernährungstipps für Säuglinge und Kleinkinder online abrufen. Die Website des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) ergänzt die Broschüre und den kurz gefassten Flyer «Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern».
Während die Broschüre zurzeit nur auf Deutsch verfügbar ist, gibt es den Flyer in neun Sprachen: Albanisch, Arabisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Tigrinisch und Türkisch. Zudem hat das BLV in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung und der Schweizerischen Gesellschaft für Pädiatrie die Grafik «Einführung der Lebensmittel beim Säugling» grafisch und inhaltlich überarbeitet und als Download auf www.kinderandentisch.ch bereitgestellt; diese Grafik ist in den genannten neun Sprachen verfügbar sowie in Serbokroatisch, Spanisch und Tamil.
Download und Bestellung von Broschüre und Flyern unter: www.rosenfluh.ch/qr/kinder-an-den-tisch Der abgebildete QR-Code führt Sie direkt auf die Seite.
ARS MEDICI 22 | 2018
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