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BERICHT
Highlights vom europäischen Herzkongress
Der Kongress der negativen Ergebnisse
In München versammelten sich über 33 000 Kardiologen aus aller Welt. Am diesjährigen Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) waren viele präsentierte Studienresultate negativ. Doch auch negative Resultate geben Antwort auf die jeweilige Fragestellung. Darüber hinaus hat die ESC am Kongress fünf neue Guidelines vorgestellt. Eine kleine Auswahl der Neuerungen und Studienhighlights vom Kongress haben wir als Vorgeschmack auf unser später erscheinendes Kongressheft bereits jetzt für Sie zusammengefasst.
Christine Mücke und Valérie Herzog
Fünf neue Guidelines
Am ESC-Kongress 2018 sind fünf neue Guidelines vorgestellt
worden. Eine davon ist jene zur arteriellen Hypertonie.
Wichtigster Punkt: Die Definition der Hypertonie bleibt un-
verändert für alle: > 140/90 mmHg. Wichtigste Änderung in
der Therapie: Die Therapie soll von Anfang an mit einer Fix-
kombination aus zwei Antihypertensiva (z.B. ACE-Hemmer
oder Sartan mit einem Kalziumantagonisten oder Diureti-
kum) durchgeführt und bei mangelnder Kontrolle mit einer
Dreierfixkombination weitergeführt werden (1).
Die zweite neue Guideline betrifft die Definition eines Myo-
kardinfarktes. Damit soll es mehr Sicherheit in der Diagnose
geben. Entscheidendes Kriterium ist die im EKG detektier-
bare Ischämie. Der Troponinspiegel kann aus anderen Grün-
den ebenfalls erhöht sein, ist aber kein Hauptkriterium (2).
Die dritte Guideline betrifft schwangere Frauen mit kardio-
vaskulären Erkrankungen. Diese sollten nach spätestens 40
Wochen ihr Kind gebären, dies vornehmlich durch Kaiser-
schnitt, und wegen erhöhter Thrombosegefahr keine In-
vitro-Fertilisationen durchlaufen (3).
Die vierte Guideline widmet sich der Revaskularisation nach
einem akuten ischämischen Myokardinfarkt oder bei chro-
nisch stabiler Koronararterienerkrankung. In die Wahl der
Methode (Bypass oder Stent) soll der Patient einbezogen wer-
den. Fällt die Entscheidung für eine perkutane Koronarinter-
vention (PCI), sollen «drug-eluting stents» zum Einsatz kom-
men (4).
Die fünfte Guideline ist ein multidisziplinäres Werk zur Syn-
kope, bei dem Experten aus der Inneren Medizin, Neurolo-
gie, Geriatrie, Kardiologie und Pflege ihr Wissen zusammen-
getragen haben. Im Gegensatz zu älteren Versionen sind in der
neuen Guideline die «supplementary data» mit online herun-
terladbaren Grafiken und anschaulichen Videos integraler
Bestandteil. Dies mit dem Ziel, unnötige Spitaleinweisungen,
Tests und Fehldiagnosen bei transienten Bewusstseinsverlus-
ten zu vermeiden (5).
vh s
Referenzen: 1. Williams B et al.: 2018 ESC/ESH Guidelines for the management of arte-
rial hypertension. Eur Heart J 2018; doi: 10.1093/eurheartj/ehy339.
2. Thygesen K et al.: Fourth universal definition of myocardial infarction (2018). Eur Heart J 2018; doi: 10.1093/eurheartj/ehy462.
3. Regitz-Zagrosek V et al.: 2018 ESC Guidelines for the management of cardiovascular diseases during pregnancy. Eur Heart J 2018; doi: 10.1093/eurheartj/ehy340.
4. Neumann FJ et al.: 2018 ESC/EACTS Guidelines on myocardial revascularization. Eur Heart J 2018; doi: 10.1093/eurheartj/ehy394.
5. Brignole M et al.: 2018 ESC Guidelines for the diagnosis and management of syncope. Eur Heart J 2018; 39: 1883–1948.
Quelle: «New ESC-Guidelines», Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) 2018, 25. bis 29. August in München.
Arterielle Hypertonie
www.rosenfluh.ch/qr/arterielle_hypertonie
Myokardinfarkt
www.rosenfluh.ch/qr/myokardinfarkt-2
Schwangerschaft und CVD
www.rosenfluh.ch/qr/schwangerschaft
Revaskularisation
www.rosenfluh.ch/qr/revaskularisation
Synkope
www.rosenfluh.ch/qr/synkope
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ARRIVE-Studie: Der Nutzen von ASS primärpräventiv weiterhin nicht klar
In der Sekundärprävention ist der Nutzen von Acetylsalicyl-
säure (ASS) gut belegt (1). Ob die präventive Einnahme von
ASS auch zur Verhinderung eines kardiovaskulären Erster-
eignisses bei Personen mit moderatem kardiovaskulären
Risiko (20–30% in 10 Jahren) von Vorteil ist, prüfte die
ARRIVE-Studie bei 12 546 55- bis 60-jährigen Teilnehmern,
unter ihnen ein Drittel Frauen. Die Teilnehmer erhielten täg-
lich während 60 Monaten 100 mg ASS oder Plazebo. Als pri-
märer Endpunkt war die Kombination aus kardiovaskulä-
rem Tod, Herzinfarkt, instabiler Angina pectoris, Hirnschlag
und transienter ischämischer Attacke definiert. In der ASS-
Gruppe kam es bei 4,3 Prozent der Teilnehmer zu den defi-
nierten Ereignissen, unter Plazebo bei 4,48 Prozent, dies mit
nicht signifikantem Unterschied (p = 0,60).
In der Per-Protocol-Analyse von ausschliesslich Teilnehmern
mit guter Compliance war der Unterschied zugunsten von
ASS beim kombinierten Endpunkt in der Reduktion von
Herzinfarkten signifikant (HR: 0,53; 95%-KI: 0,36–0,79;
p = 0,0014).
Nebenwirkungen wie Verdauungsbeschwerden, Nasenblu-
ten, gastroösophagealer Reflux oder Magenschmerzen traten
in der ASS-Gruppe signifikant häufiger auf (16,75 vs.
13,54%), ebenso gastrointestinale Blutungen von meist mil-
der Natur (9,97 vs. 0,46%).
ASS reduzierte das Auftreten von schweren kardiovaskulä-
ren Ereignissen in dieser Studie also nicht. Patienten, die ihre
ASS-Tablette jedoch einnahmen, hatten allerdings weniger
Herzinfarkte, so der Studienleiter Prof. J. Michael Gaziano,
Brigham and Women’s Hospital, Boston (USA). Die Studie
wurde zeitgleich mit ihrer Präsentation am ESC im «Lancet»
publiziert (2).
vh s
Referenz: 1. Piepoli MF et al.: 2016 European Guidelines on cardiovascular disease
prevention in clinical practice. Eur Heart J 2016; 37: 2315–2381. 2. Gaziano JM et al.: Use of aspirin to reduce risk of initial vascular events in
patients at moderate risk of cardiovascular disease (ARRIVE): a randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet 2018 Aug 26; Epub ahead of print.
Quelle: «Hotline Session 1», Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) 2018, 25. bis 29. August in München.
ASCEND-Studie: Acetylsalicylsäure in der Primärprävention bei Diabetikern out
ASCEND (A Study of Cardiovascular Events iN Diabetes) untersuchte den Nutzen von ASS in der Primärprävention bei Diabetikern. Darin wurde getestet, ob ASS 100 mg/Tag im Vergleich zu Plazebo bei 15 480 Patienten mit Diabetes, aber ohne kardiovaskuläre Vorgeschichte, das Risiko eines ersten ernsten kardiovaskulären Ereignisses (primärer Endpunkt) reduziert. Als primärer Sicherheitsendpunkt war die erste spitalpflichtige oder tödliche Blutung definiert. Nach 7,4 Jahren waren in der ASS-Gruppe verglichen mit Plazebo signifikant weniger erste schwere vaskuläre Ereignisse eingetreten (8,5% vs. 9,6%; Rate Ratio 0,88; 95%-KI: 0,79–0,97; p = 0,001). Ernste Blutungen, vor allem gastrointestinale und andere extrakraniale, traten in der ASS-Gruppe bei 4,1 versus 3,2 Prozent unter Plazebo auf (p = 0,003). «ASS reduziert zwar auch
in der Primärprävention bei Diabetikern vaskuläre Ereignisse, doch ist dieser Vorteil durch die erhöhte Blutungsrate aufgehoben», erklärt die Studienleiterin Prof. Jane Armitage, Nuffield Department of Population Health, University of Oxford (UK). Mit der gleichen Studie wurde auch die Frage nach der möglichen Reduktion der Tumorinzidenz unter ASS beantwortet: Diese war in beiden Gruppen gleich hoch (11,6 vs. 11,5%), auch bei gastrointestinalen Tumoren (2,0 vs. 2,0%). Die Studie wurde zeitgleich mit ihrer Präsentation am ESC im «New England Journal of Medicine» publiziert (1). vh s
Referenz: 1. ASCEND Study Collaborative Group: Effects of aspirin for primary pre-
vention in persons with diabetes mellitus. N Engl J Med 2018 Aug 26; Epub ahead of print.
Quelle: «Hotline Session 2», Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) 2018, 25. bis 29. August in München.
ASCEND-Studie: Fischöl schützt Diabetiker nicht vor Herzinfarkt und Hirnschlag
Die ASCEND-Studiengruppe verlieh noch einer zweiten sehr weit verbreiteten Massnahme endlich Evidenz: dem Nutzen von Fischölkapseln in der kardiovaskulären Primärprävention bei Diabetikern. Dazu erhielten die 15 480 ASCENDTeilnehmer täglich Fischölkapseln zu 1 g oder olivenölhaltige Plazebokapseln. Nach 7,4 Jahren war bezüglich des Auftretens von schweren vaskulären Ereignissen, wie nicht tödlicher Hirnschlag, transiente ischämische Attacke oder nicht tödlicher Herzinfarkt, zwischen den Gruppen kein signifikanter Unterschied auszumachen (8,9 vs. 9,2%; p = 0,55). «Das Resultat ist enttäuschend, aber konsistent mit früheren randomisierten Studien, die ebenfalls keinen kardiovaskulären Nutzen für Fischölsupplemente gezeigt hatten», resümiert die Studienleiterin Dr. Louise Bowman, Nuffield Department of Population Health, University of Oxford (UK). Die Studie wurde ebenfalls zeitgleich mit ihrer Präsentation am ESC im «New England Journal of Medicine» publiziert (1). vh s
Referenz: 1. ASCEND Study Collaborative Group: Effects of n−3 fatty acid supple-
ments in diabetes mellitus. N Engl J Med 2018; 379: 1540-1550.
Quelle: «Hotline Session 2», Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) 2018, 25. bis 29. August in München.
ATTRACT-Studie: Therapie für seltene familiäre Kardiomyopathie gefunden
Die transthyrethinassoziierte familiäre Amyloid-Kardiomyopathie (TTR-FAC) ist eine seltene, progressive und tödliche Erkrankung, für die es bisher keine Therapie gab. Tafamidis als neuartiger spezifischer TTR-Stabilisator wurde in zahlreichen Ländern zur Behandlung der TTR-FA-Polyneuropathie zugelassen, um die periphere neurologische Beeinträchtigung zu verzögern. In der Phase-3-ATTRACT-Studie zu TTR-FAC hat nun Tafamidis in den Dosierungen von 20 mg und 80 mg oral versus Plazebo nach 30 Monaten die Gesamtsterblichkeit um 29,5 Prozent (vs. 42,9%; HR: 0,7; 95%-KI: 0,51–
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Tour de Cœur: Schweizer Kardiologen wieder mit dem Velo unterwegs
Wie schon in den vergangenen Jahren haben auch diesmal wieder etliche Schweizer Kardiologen schon auf dem Weg
zum Kongress viel Einsatz gezeigt: Die Teilnehmer haben den Weg von Basel nach München mit dem Velo zurückgelegt.
Sie wurden bei der Eröffnungszeremonie des Publikumsanlasses zum ESC-Jahrestreffen von ESC-Präsident Prof. Jeroen
Bax (Bildmitte) in München willkommen geheissen.
(Foto: ©ESC)
0,96) und Hospitalisierungen um 32 Prozent (95%-KI: 0,56– 0,81) signifikant reduziert. Eine Verbesserung der Lebensqualität sowie die Verlangsamung des Abfalls im 6-MinutenGehtest waren in der Verumgruppe ebenfalls zu beobachten.
vh s
Quelle: «Hotline Session 3», Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) 2018, 25. bis 29. August in München.
COMMANDER HF: Rivaroxaban hilft Herzinsuffizienten nicht
Herzinsuffizienzpatienten mit reduzierter Auswurffraktion (HFrEF) können gut behandelt werden, doch bleiben die Rehospitalisations- und die Mortalitätsraten in den ersten Monaten nach einer Dekompensation hoch. Ob eine Antikoagulationstherapie mit Rivaroxaban bei Herzinsuffizienzpatienten daran etwas zu ändern vermag, wurde in der multizentrischen COMMANDER-HF-Studie getestet. Diese untersuchte, ob mit der Verabreichung von Rivaroxaban die Thrombinbildung reduziert und so die Rate von kardiovaskulären Ereignissen und Todesfällen gesenkt werden kann. Dazu erhielten 5022 Herzinsuffizienzpatienten ohne Vorhofflimmern mit einer Auswurffraktion < 40 Prozent und koronarer Herzerkrankung (KHK) 2,5 mg Rivaroxaban 2 täglich oder Plazebo zusätzlich zur Standardtherapie inklusive Plättchenhemmung. Nach durchschnittlich 21 Monaten trat der kombinierte Endpunkt, bestehend aus Gesamtsterblichkeit, Herzinfarkt und Hirnschlag, in der Rivaroxabangruppe
bei 25 Prozent der Patienten und unter Plazebo bei 26,2 Pro-
zent auf. Der Unterschied war nicht signifikant, ausser bei se-
parater Betrachtung der nicht tödlichen Hirnschläge (HR:
0,66; 95%-KI: 0,47–0,95; p = 0,023). Blutungen mit Todes-
oder Behinderungsfolge traten in beiden Gruppen gleich häu-
fig (n.s.) auf, das Risiko für schwere Blutungen war jedoch
unter Rivaroxaban höher.
Bei Patienten mit ACS oder stabiler KHK konnte Rivaroxa-
ban 2,5 mg 2 täglich zusammen mit einer Plättchenhem-
mung in der im letzten Jahr publizierten COMPASS-Studie
das Risiko für kardiovaskulären Tod, Herzinfarkt und Hirn-
schlag gut reduzieren (1).
Dass Rivaroxaban nun hier keine Verbesserung bewirkte,
liege vermutlich daran, dass thrombinvermittelte Ereignisse
bei Herzinsuffizienzpatienten nach kürzlicher Dekompensa-
tion offenbar nicht Hauptgrund für kardiovaskuläre Ereig-
nisse sind, so eine mögliche Erklärung des Studienleiters Prof.
Faiez Zannad, Université de Lorraine, Nancy (F). Die Studie
wurde zeitgleich mit der Präsentation im «New England
Journal of Medicine» publiziert (2).
vh s
Referenz: 1. Eikelboom JW et al.: Rivaroxaban with or without aspirin in stable cardio-
vascular disease. N Engl J Med 2017; 377: 1319–1330 2. Zannad F et al.: Rivaroxaban in patients with heart failure, sinus rhythm,
and coronary disease. N Engl J Med 2018; 379: 1332–1342.
Quelle: «Hotline Session 3», Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) 2018, 25. bis 29. August in München.
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CAMELLIA-TIMI-61-Studie: Medikament zur Gewichtsabnahme erhöht das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse nicht
Die CAMELLIA-TIMI-61-Studie untersuchte die kardiovaskuläre Sicherheit des in den USA verfügbaren Appetitzüglers Lorcaserin und fand keine Anzeichen für eine Zunahme schwerwiegender kardiovaskulärer Ereignisse (major adverse cardiac events, MACE) wie kardiovaskulär bedingten Tod, Myokardinfarkt oder Schlaganfall. Nach einer Beobachtung über im Median 3,3 Jahre ergaben sich in der Studie MACE-Raten von 6,1 Prozent unter Lorcaserin versus 6,1 Prozent unter Plazebo (HR: 0,99; p < 0,001 für Nichtunterlegenheit). Hinsichtlich der Wirksamkeit ergab sich in einer erweiterten Endpunktanalyse (zusätzlich zu den MACE-Ereignissen wurden Hospitalisierungen wegen instabiler Angina, Herzinsuffizienz und koronarer Revaskularisation untersucht) kein signifikanter Vorteil für Lorcaserin (11,8 vs. 12,1% unter Plazebo; p = 0,55). Alle Patienten wurden hinsichtlich eines gesunden Lebensstiles beraten. Diejenigen, die Lorcaserin einnahmen, verloren im ersten Jahr durchschnittlich 4,2 Kilogramm Gewicht, im Vergleich zu 1,4 Kilogramm unter Plazebo. «Wir waren in der Lage, zum ersten Mal zu zeigen, dass dieses Medikament zur Gewichtsabnahme das erreicht, was es soll – es hilft Patienten mit erhöhtem kardialen Risiko dabei, Gewicht abzunehmen, ohne vermehrte schwere kardiovaskuläre Ereignisse zu verursachen», sagte Dr. Erin Bohula, Brigham and Women’s Hospital, Boston (USA). Die Studie wurde zeitgleich mit der Präsentation im «New England Journal of Medicine» publiziert (1).
Mü s
(0,83 %) und unter Plazebo bei 66 von 6012 (1,10%) Patien-
ten zu einem solchen Ereignis – eine relative Reduktion des
Risikos um 24 Prozent, allerdings statistisch nicht signifikant
(HR: 0,76; 95%-KI: 0,52–1,09; p = 0,136). Aufgrund dessen
dürften auch die Ergebnisse einiger sekundärer Endpunkt-
analysen, die einen deutlicheren Vorteil für den Einsatz von
Rivaroxaban ergaben, nur als explorativ bewertet werden,
wie der Studienleiter Prof. Alex C. Spyropoulos, Lennox Hill
Hospital, New York (USA), bei der Präsentation der Ergeb-
nisse anmerkte. Dies gelte etwa für symptomatische, nicht
tödliche VTE, deren Inzidenz unter Rivaroxaban auf 11
(0,18%) im Vergleich zu 25 unter Plazebo (0,42%) um rela-
tiv 56 Prozent gesenkt werden konnte (HR: 0,44; 95%-KI:
0,22–0,89; p = 0,023). Auch der kombinierte Endpunkt aus
symptomatischen VTE und Gesamtmortalität trat unter Ri-
varoxaban im Vergleich zu Plazebo seltener auf (78 vs. 120;
1,3 vs. 1,78%; HR: 0,73; 95%-KI: 0,54–0,97; p = 0,033).
Schwere Blutungen waren mit 0,28 beziehungsweise 0,15
Prozent in beiden Gruppen selten und kamen unter Rivaro-
xaban nicht signifikant häufiger vor als unter Plazebo (HR:
1,88; 95%-KI: 0,84–4,23; p = 0,124). Die Studie wurde zeit-
gleich mit der Präsentation im «New England Journal of Me-
dicine» publiziert (1).
Mü s
Referenz: 1. Spyropoulos AC et al.: Rivaroxaban for thromboprophylaxis after hospi-
talization for medical illness. N Engl J Med 2018; 379: 1118–1127.
Quelle: «Hotline Session 1», Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) 2018, 25. bis 29. August in München.
Referenz: 1. Bohula EA et al.: Cardiovascular safety of lorcaserin in overweight or
obese patients. N Engl J Med 2018; 379: 1107–1117.
Quelle: «Hotline Session 1», Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) 2018, 25. bis 29. August in München.
MARINER-Studie: Rivaroxaban bewirkt keinen besseren Schutz vor Thromboembolien nach Spitalentlassung
Patienten, die wegen einer akuten internistischen Erkrankung hospitalisiert werden mussten, waren nach ihrer Entlassung durch die Gabe von Rivaroxaban nicht besser vor thromboembolischen Ereignissen geschützt. Zu diesem Ergebnis kam die MARINER-Studie mit rund 12 000 Patienten, die in ihrem primären Endpunkt untersuchte, ob der Einsatz von Rivaroxaban (10 mg/Tag bzw. eine reduzierte Dosis von 7,5 mg/Tag bei eingeschränkter Nierenfunktion) über 45 Tage nach Entlassung aus dem Spital die Rate symptomatischer venöser Thromboembolien (VTE) sowie VTE-bedingter Todesfälle im Vergleich zu Plazebo verbessern könnte. Die teilnehmenden Patienten stammten aus 36 Ländern. Häufigster Anlass für eine akute stationäre Aufnahme war eine Herzinsuffizienz (40%), weitere Aufnahmegründe waren akute respiratorische Insuffizienz (27%), Infektionen (17%) sowie ischämische Schlaganfälle (14%). Das durchschnittliche Alter lag bei 69,7 Jahren, etwas weniger als die Hälfte waren Frauen. Unter Rivaroxaban kam es bei 50 von 6007
Sicherheitscheck mit Bodyscannern auch für Patienten mit Schrittmacher
Weltweit benötigen mehr als 4 Millionen Patienten mit Herz-
insuffizienz oder Rhythmusstörungen einen implantierten
Schrittmacher oder Defibrillator. Gemäss einer Umfrage unter
800 Patienten sind 8 von 10 Betroffenen unsicher, ob sie die
Ganzkörperbodyscanner, die an Flughäfen oder öffentlichen
Gebäuden für Sicherheitschecks verwendet werden, ohne ge-
sundheitliches Risiko benutzen dürfen. Carsten Lennerz und
Kollegen vom Münchner Herzzentrum untersuchten daher
anlässlich eines Routinechecks bei 300 Patienten mit entspre-
chenden Implantaten die Sicherheit der Bodyscanner. Sie nutz-
ten dabei in kontrollierter Spitalumgebung Geräte mit densel-
ben Wellenlängen und elektromagnetischen Feldern, wie sie
im Alltag zur Anwendung kommen, um herauszufinden, ob
deren Signale von den Devices missinterpretiert werden und
die Funktion fälschlicherweise unterbrechen könnten. Die
Forscher fanden jedoch weder elektromagnetische Interferen-
zen noch Anzeichen einer Fehlfunktion der Devices. Ihrer An-
sicht nach stellen die Geräte keine Bedrohung dar und können
auch von Patienten mit implantierten Devices ohne Restrik-
tionen genutzt werden.
Mü s
Quelle: «Security body scanners and electromagnetic interference with cardiac implantable devices: a cross-sectional study», Jahreskongress der European Society of Cardiology (ESC) 2018, 25. bis 29. August, München.
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