Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
No-Billag ist entschieden. Wie erwartet. Aber die Diskussionen darum herum waren und bleiben spannend. Zum Beispiel die Frage: Hängt der Zusammenhalt der Schweiz wirklich von der SRG ab, wie die No-Billag-Gegner meinten? (So wie seinerzeit von Radio Beromünster?) Dazu eine interessante These auf Facebook: Was uns eint, ist das Wort «Nein». Das Nein der Deutschschweizer zu Deutschland, das Nein der Welschen zu Frankreich und das Nein der Tessiner zu Italien. Keiner will zu seinen Sprach- und Kulturverwandten gehören. Die Schweiz ist per se eine Trotzgemeinschaft. Man toleriert sich mehr als dass man sich solidarisiert (ausser, es gibt Geld). Hat was.
LLL
Nicht nur No-Billag ist Geschichte, auch die Olympischen Spiele in Südkorea sind vorbei. Die Welt staunte: Norwegen führt den Medaillenspiegel an und hat weitaus am meisten Medaillen überhaupt eingeheimst. Dabei ist das Königreich im Norden zwar fast achtmal grösser als die Schweiz, hat aber nur wenig mehr als halb so viele Einwohner. Wie machen die das? Antwort eines Zynikers: «Geschickter!» Die norwegische Delegation, bestehend aus rund 200 Sportlern, hatte nämlich 6000 Dosen Asthmaspray mit eingepackt: Salbutamol (Ventolin®). Nun ist auch Nichtmedizinern bekannt, dass Ventolin die Bronchien nicht nur bei Asthmatikern erweitert, sondern auch bei Skilangläufern. Und das machte einige Konkurrenten misstrauisch. Norwegen Asthma-Country, in dem vor allem Langläufer unter (Kälte-) Asthma leiden? Honny soit … (En skurk som tenker ondt.)
LLL
Da waren die wenigen russischen Athleten eindeutig dilettantischer. Einer der Curler nahm doch tatsächlich die auf der Dopingliste stehende Sub-
stanz Meldonium ein. Wozu das Herzmittel gut sein sollte, bleibt schleierhaft. Zum schneller Fegen und genauer Zielen wären ein währschaftes «Zielwasser» und anschliessend zwei, drei «Halsfeger», die Honig-Kräuterbonbons aus Effretikon, sicher effizienter gewesen.
LLL
Die Tagesschauen in den Tagen der Olympischen Spiele zeigten uns die Welt als Irrenhaus: Nur fünf Minuten lagen zwischen den wunderschönen Bildern von drei Ski-Teams, die sich alle ehrlich, neidlos und ansteckend glücklich über ihre Medaillen freuen, und den kurzen Filmchen aus Ghouta in Syrien, wo Kinder, Frauen und alte Leute im Rahmen eines sinnlosen Kriegs von den einen bombardiert und von den andern an der Flucht gehindert werden und verhungern oder verbluten. Südkorea und Syrien liegen auf dem gleichen Breitengrad, aber scheinbar auf unterschiedlichen Planeten.
LLL
Noch etwas mehr Sport: Ein Genitalschutz wurde beim Eishockey erstmals 1874 getragen. Helme hingegen waren erst ab 1974 üblich. Mit andern Worten: Es dauerte über 100 Jahre, bis die Männer realisierten, dass auch das Gehirn wichtig ist.
LLL
Wichtige Meldung in einer seriösen Zeitung: «Es ist schwieriger, die ideale Strumpfhose zu finden, als den perfekten Menschen.»
LLL
Ist das nun schon die Retourkutsche? Felix Preiss ist Coiffeur in Hamburg. An seinem Laden prangt ein Schild: «Zutritt für Jugendliche unter 18 Jahren und Frauen verboten». Drinnen gibt’s weder
Popmusik noch Klatschblätter und es riecht auch nicht nach Parfüm. Stattdessen dröhnen die Toten Hosen aus den Boxen, auf der Ledercouch liegt Men's Health und wer will, raucht eine BolivarZigarre oder/und genehmigt sich einen Jack Daniel's aus der Hausbar. Gratis. Halt, Frauen dürfen doch rein, aber nur «wenn sie einen Gutschein oder ein Haarpflegeprodukt für ihren Mann kaufen wollen». Die Provokation hat prompt gewirkt. Es vergingen nur wenige Tage, bis zwei Frauen über Facebook versuchten, einen shitstorm gegen den «sexistischen» Ladenbesitzer zu organisieren. Dummerweise erntete der clevere Geschäftsmann aber mehr Zustimmung als shit. Preiss wurde sogar philosophisch: «Gleichberechtigung heisst nicht, dass immer alles für jeden sein muss.» Mutig, mutig, solche Wahrheiten in Zeiten des MeToo-Zeitgeistes.
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Vielleicht nicht so wichtig, aber: Schein hat mehr Buchstaben als Sein.
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Und das meint Walti: Es gibt Frauen, die sind nicht schön, die sehen bloss so aus.
Richard Altorfer
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ARS MEDICI 5 | 2018