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BERICHT
OP-Komplikationen nachmittags häufiger
Kürzlich ging durch die Presse, dass Herzoperationen besser am Nachmittag durchgeführt werden sollten. Die Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in der Chirurgie (AQC) hat nun ihre Datenbank daraufhin ausgewertet, ob dies auch auf allgemeinchirurgische Operationen zutrifft.
Renate Bonifer
Die Meldungen über einen vorteilhaften Operationsbeginn am Nachmittag bei Herzoperationen (wir berichteten in ARS MEDICI 22/2017) könnten so interpretiert werden, dass möglicherweise generell ein späterer Operationsbeginn im Tagesverlauf Vorteile habe, heisst es in einer Pressemitteilung der AQC. Die Auswertung der AQCDatenbank bestätige dies jedoch nicht. Ausgewertet wurden 507 287 Eingriffe der Jahre 2012 bis 2016. Da die Angabe des Operationsbeginns bei der AQC-Erhebung fakultativ ist, liegt diese Information lediglich bei 163 634 Eingriffen vor. Davon wurden 88 139 elektive stationäre Eingriffe ausgewählt. Nicht berücksichtigt wurden ambulante Eingriffe und Notfälle. Ebenfalls ausgeklammert wurden Eingriffe, die von Chef-, Belegund Assistenzärzten als Operateure oder in der Ausbildung durchgeführt wurden, um eine möglichst homogene Art von Eingriffen statistisch auszuwerten. Letztlich gingen in die Auswertung die Daten von 27 389 elektiven, stationären Eingriffen ein. Die durchschnittliche Komplikationsrate betrug 10 Prozent. Diese fasst fallbezogene (also operationsunabhängige), intraoperative und postoperative, bis 30 Tage nach der Operation festgestellte Komplika-
tionen zusammen. Bei 1 von 10 Operationen
trat eine Komplikation auf. Eine Komplika-
tion sei aber keinesfalls immer mit einem Feh-
ler der Operierenden und Pflegenden gleich-
zusetzen, betont die AQC.
Die Verteilung der Komplikationsrate über
den Tagesverlauf von 7 Uhr bis 17 Uhr ist in
der Abbildung dargestellt. Im Gegensatz zu
der Studie mit den Herzoperationen steigt
die Komplikationsrate bei den allgemein-
chirurgischen Operationen der AQC-Daten-
bank über den Tag eher an.
Als Beispiele für mögliche Gründe nennt die
AQC den Biorhythmus des Patienten, die
Operationsdringlichkeit («es muss heute
noch gemacht werden») oder eine allfällige
Müdigkeit des Operationsteams. Den Ur-
sachen wie auch dem Langzeitverlauf oder
der Operationsqualität müsse gesondert
nachgegangen werden, fordert die AQC.
Trotzdem erlaube die aktuelle Auswertung
der AQC-Daten, dass allgemeinchirurgische
Operationen, die am Nachmittag durchge-
führt würden, für die Patienten – anders als
bei der Herzklappen-OP – keine potenziellen
Vorteile hätten.
O
Quellen: Herzklappen-OP besser am Nachmittag. ARS MEDICI 2017; 107(22): 1006.
Pressemitteilung der AQC vom 20. November 2017.
ARS MEDICI 24 I 2017
Abbildung: Verteilung der Komplikationsraten bei stationären chirurgischen Eingriffen gemäss Datenbank der Arbeitsgemeinschaft für Qualitätssicherung in der Chirurgie (AQC); Ein- und Ausschlusskriterien s. Text. Die rote Linie entspricht der durchschnittlichen Komplikationsrate von 10 Prozent.
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