Transkript
Zusammenfassungen: Valérie Herzog Herausgeber: Dr. med. Erik von Elm Cochrane Schweiz, swiss.cochrane@chuv.ch
Neues aus der Cochrane Library
Welche Zweierkombination bei stabiler COPD?
Bei der Behandlung der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) kommen drei Klassen von Inhalativa zur Anwendung: langwirksame Betaagonisten (LABA), langwirksame Anticholinergika (LAMA) und inhalierbare Kortikosteroide (ICS). Weil die Applikationsformen es heute möglich machen, werden häufig Zweierkombinationen in Form von LAMA/LABA oder LABA/ICS verwendet. Bis vor Kurzem empfahl die Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) die Kombination LABA/ICS als Erstlinientherapie für stabile COPD bei Hochrisikopatienten. In der neuen GOLD-Guideline 2017 wird nun LAMA/LABA als erste Wahl empfohlen. Die Vor- und Nachteile beider Kombinationen untersuchte ein systematischer Review. Dabei kamen elf Studien mit gesamthaft 9839 Teilnehmern mit meistens moderater bis schwerer COPD ohne kürzliche Exazerbationen in die Auswertung. Die Studiendauer lag zwischen 6 und 52 Wochen.
Die kombinierten Resultate in den primären Endpunkten sind
eindeutig: Verglichen mit einer LABA/ICS-Therapie traten
unter einer LAMA/LABA-Kombination weniger Exazerbatio-
nen (OR: 0,82; 95%-KI: 0,70–0,96) auf. Die Lebensqualität
war gemäss St. George’s Respiratory Questionnaire höher,
ebenso das forcierte expiratorische Einsekundenvolumen
(FEV1). Was die sekundären Endpunkte betraf, traten unter
der LAMA/LABA-Kombination weniger Pneumonien (OR:
0,57; 95%-KI: 0,42–0,79) auf. Auf die Gesamtmortalität
hatte die Wahl der Kombination jedoch keinen Einfluss.
Die Autoren kommen zum gleichen Schluss wie die neueste
Version der GOLD-Guidelines: Die LAMA/LABA-Kombina-
tion bietet für stabile COPD-Patienten mehr Vorteile als eine
LABA/ICS-Kombination.
O
Quelle: Horita N et al.: Long-acting muscarinic antagonist (LAMA) plus long-acting beta-agonist (LABA) versus LABA plus inhaled corticosteroid (ICS) for stable chronic obstructive pulmonary disease (COPD). Cochrane Database Syst Rev 2017; 2: CD012066.
EXPERTENKOMMENTAR
Prof. Dr. med. Markus Solèr Chefarzt Pneumologie Stv. Leiter Medizinische Klink St. Claraspital 4016 Basel E-Mail: markus.soler@claraspital.ch
Die Kombination von langwirkenden Anticholinergika (LAMA) und Beta-2-Agonisten (LABA) mit 12- oder 24-StundenWirkdauer bietet klar die maximale bisher erreichte Bronchodilatation bei COPD. Die konsekutive Entblähung der Lunge und die etwas verbesserte Einsekundenkapazität bewirken für den Patienten spürbar die wiederholt doku-
mentierte Verbesserung der Lebensqualität. Im Einzelfall nicht direkt spürbar ist dagegen die in den Studien klar belegte Wirkung auf die Prävention von Exazerbationen. Die inhalierten Kortikosteroide, die beim Asthma den Löwenanteil an der pharmakotherapeutisch erreichten Wirkung tragen, sind bei der COPD viel weniger wirksam, dosisabhängig mit zusätzlichen Nebenwirkungen assoziiert (Pneumoniefrequenz) und nur bei Patienten im fortgeschrittenen Stadium mit häufigen Exazerbationen (> 2/Jahr) sinnvoll. Dabei kann wahrscheinlich mit sehr niedrigen Dosierungen gearbeitet werden. Mehr ist hier sicher nicht besser! Generell ist zu bedenken, dass die Pharmakotherapie der COPD zwar unverzichtbar, aber nur ein Teilaspekt der gesamten Behandlung ist. Rauchstopp und pulmonale Rehabilitation (Trainingstherapie) neben regelmässigen Grippeimpfungen dürfen nicht vergessen werden!
582
ARS MEDICI 13 I 2017