Transkript
Rosenbergstrasse
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Anmerkung eines Kollegen zu den Strategemen aus China (ARS MEDICI 6/2017): China befindet sich im Jahr des Feuerhahns, die USA im Jahr des Trampeltiers.
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Die Alterslimite für die ärztliche Begutachtung von Autofahrern soll von 70 auf 75 Jahre erhöht werden. Einige, wohl eher jüngere Politiker fürchten als Folge dieser Lockerung bereits ein Massaker auf unseren Strassen. Immerhin machen die tödlichen Unfälle der älteren Autolenker in der Schweiz über 13 Prozent aus (bei gegen 20 Prozent Menschen über 65, was statistisch ein paar Fragen offenlässt). Wenigstens haben’s unsere europäischen Gäste mit 70+ oder gar 80+, die mit dem Auto die Schweiz besuchen, besser. Bei ihnen gibt’s solche Kontrollen nicht. Aber wer weiss, vielleicht denkt man in Bern ja bereits weiter und plant in Erfüllung konservativer Schutzbedürfnisse für Einfahrer (statt Einwanderer) die Wiedereinführung von Grenzkontrollen.
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Hypochondrie ist die einzige Krankheit, die ich nicht habe.
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Die «NZZ am Sonntag» meint’s nicht immer gut mit uns Ärzten. Diesmal beklagt sie sich über den Alarmmodus der Ärzteschaft. Eine Liste von Eingriffen, die nur noch ambulant durchgeführt werden dürfen, elektronische Patientendossiers, Eingriffe in den Tarmed, Zulassungsstopp, Managed Care, freie Arztwahl und anderes – jedesmal, wenn die Politik etwas reformieren wolle, schlügen die Ärzte Alarm und seien dagegen. Sie sollten gescheiter eigene Reformvorschläge machen, statt immer nur zu opponieren. Dabei hat die liebe «NZZ am Sonntag» bei dieser Kritik mindestens
zwei Szenarien nicht berücksichtigt. Szenario 1: Reformen sind gar nicht nötig. Szenario 2: Die Reformvorschläge sind nutzlos oder gar schädlich. Und als drittens: Unsere Vorschläge passen einigen ja doch nicht. Oder wie war das mit der Analysenliste?
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Und was lernen wir noch – nicht am 1., sondern am 2. April (oder ist das Datum verrutscht?): In der Schweiz gibt es keinen Ärztemangel, sondern einen Ärzteüberfluss («Die Mär vom Ärztemangel»). Wenigstens bei den Hausärzten hat man die massive Zunahme an Ärzten nur auf die Köpfe bezogen und Teilzeitpensen nicht berücksichtigt und so also nicht ausgeschlossen, dass mehr hausärztlich Tätige nicht unbedingt auch mehr arbeiten. Egal, es muss die älteren Kollegen freuen, die offenbar keine Angst haben müssen, für ihre Praxen einen Nachfolger zu finden. Und die, denen es während Jahren nicht gelungen ist, geeignete Nachfolger zu finden, wissen jetzt wenigstens, dass das nicht an der zu geringen Zahl von Praxiswilligen gelegen hat, sondern an ihrer Unfähigkeit, die Massen von Ärzten zu mobilisieren.
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Pommes frites vom Teller des Partners klauen ist der häufigste Anlass dafür, dass Paare sich im Restaurant streiten.
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Eigentlich kann man sich das nicht einmal unter starkem Alkoholeinfluss vorstellen. Im Staate Arkansas, wo Bill Clinton Gouverneur war, bevor er Präsident wurde, gibt es noch die Todesstrafe. Allerdings wurde sie in den vergangenen 12 Jahren nie mehr vollzogen. Nicht etwa, weil der jetzige Governor, der Republikaner Asa Hutchin-
son, diese radikale Strafe besonders scheute, sondern weil es mit dem Totspritzen nicht mehr so klappen will, seit die Pharmafirmen sich weigern, die für den Todescocktail notwendigen Produkte zur Verfügung zu stellen. Jetzt aber eilt es den Henkern plötzlich. Bis Ende April sollen mindestens acht Todeskandidaten, die teilweise schon 30 Jahre im Todestrakt sitzen, definitiv vom Leben zum Tode befördert werden. Weshalb eilt es plötzlich? Ganz einfach, weil auf den letzten in der Todestrakt-Apotheke noch verfügbaren OP von Midazolam (bei uns als Dormicum® bestens bekannt) steht: Exp 05/17. Mit andern Worten: Die Justiz von Arkansas lässt im April acht Menschen hinrichten, weil die tödlichen Medikamente ab Mai offiziell nicht mehr angewendet werden dürfen. So viel Korrektheit muss sein; die Todesstrafe mit Medis vollziehen, die übers Haltbarkeitsdatum hinaus sind, das geht gar nicht. Wir leben schliesslich in einer zivilisierten Welt. 2017.
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Nostradamus (und der muss es ja wissen) prophezeite: «Kamele werden Wasser aus dem Rhein trinken.» Unklar ist nur: Meinte er nun die Klimaerwärmung, oder sind damit die Drohungen des türkischen Aussenministers gemeint, der dieser Tage unkte: «Bald werden Religionskriege in Europa ausbrechen.»
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Männer mit Vollbart damals: «Welchen Baum soll ich fällen?» – Männer mit Vollbart heute: «Gibt’s diese Pflegelotion auch vegan?»
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Und das meint Walti: Witze über Tofu sind geschmacklos.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 7 I 2017
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