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Hepatologie 2017
Untertitel
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Lead
Im vergangenen Jahr haben mich die zahlreichen Hepatitis-C-Patienten, die seit Jahren unter ihrer Krankheit leiden und in der Schweiz keinen Zugang zur Therapie erhalten, besonders betroffen gemacht. Fast noch wichtiger als die Weiterentwicklungen der bereits sehr wirksamen Hepatitis-C-Medikamente wäre für die meisten Betroffenen deshalb die Aufhebung der Rationierung durch das BAG, einhergehend mit relevanten Senkungen der exorbitant hohen Preise. Bis es so weit ist, gibt es für Patienten, die nicht in die Limitatio fallen, nur den Weg, Lizenzprodukte dieser neuen HepatitisC-Medikamente aus Indien zu importieren.
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MEDIZIN — PERSPEKTIVEN
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30985
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PERSPEKTIVEN

PERSPEKTIVEN
PD Dr. med. Philip Bruggmann Chefarzt Innere Medizin, Arud-Zentren für Suchtmedizin, Zürich

Hepatologie 2017

Im vergangenen Jahr haben mich die zahlreichen Hepatitis-C-Patienten, die seit Jahren unter ihrer Krankheit leiden und in der Schweiz keinen Zugang zur Therapie erhalten, besonders betroffen gemacht. Fast noch wichtiger als die Weiterentwicklungen der bereits sehr wirksamen Hepatitis-C-Medikamente wäre für die meisten Betroffenen deshalb die Aufhebung der Rationierung durch das BAG, einhergehend mit relevanten Senkungen der exorbitant hohen Preise. Bis es so weit ist, gibt es für Patienten, die nicht in die Limitatio fallen, nur den Weg, Lizenzprodukte dieser neuen HepatitisC-Medikamente aus Indien zu importieren. Das ist ein legaler und gut funktionierender Weg, um zu einer Behandlung zu kommen (http://www.hepatitis-schweiz.ch/ de/medikamente-online-kaufen). In meinen Augen ist es aber ein Armutszeugnis für das schweizerische Gesundheitswesen, dass Einwohner unseres Landes, die zum Teil erheblich unter der Krankheit leiden, einen solchen Weg gehen müssen.
Schweizerische Hepatitis-Strategie Im vergangenen Jahr wartete ich als Leiter der Schweizerischen Hepatitis-Strategie gespannt auf die Situationsanalyse zu Hepatitis B und C in der Schweiz. Das BAG gab diese Studie als Entscheidungsbasis in Auftrag, ob und in welchem Ausmass es mit unserer zivilgesellschaftlich initiierten Strategie zusammenarbeiten will. Die Studie bringt klar zum Ausdruck, dass wir es bei der Hepatitis C mit einer für die öffentliche Gesundheit relevanten und schwerwiegenden Infektionskrankheit zu tun haben. Dieselbe Erkenntnis hat uns vor drei Jahren dazu bewogen, die

Schweizerische Hepatitis-Strategie zu initiieren, daher wurden die Erwartungen erfüllt.
Neuzulassungen und weitere neue Medikamente in der Pipeline Ebenfalls 2016 bekamen in der Schweiz zwei neue Hepatitis-C-Medikamente die Zulassung: zum einen die Fixkombination Elbasvir plus Grazoprevir (Zepatier®) als erste interferonfreie Kombination mit Zulassung für den Genotyp 4 und als Erweiterung der Medikamentenpalette gegen den häufigsten Genotyp 1, zum anderen die erste sogenannte pangenotypisch, das heisst gegen alle Genotypen wirkende Fixkombination Sofosbuvir plus Velpatasvir (Epclusa®), die bei der Behandlung der Genotypen 2 und 3 nochmals bessere Resultate zeigt. Für 2017 dürfen wir gespannt sein auf Studienresultate zu einigen weiteren pangenotypischen Kombinationspräparaten. Glecaprevir plus Pibrentasvir wird eine nächste Fixkombination mit sehr hoher Wirksamkeit gegen alle Genotypen sein. Darüber hinaus erwarten wir bei der oben erwähnten, von Swissmedic bereits zugelassenen Kombination von Sofosbuvir plus Velpatasvir die Kassenzulässigkeit. Zudem wird weiter an einer Hepatitis-CImpfung geforscht, so auch in der Schweiz im Kantonsspital St. Gallen. Dies wird ein wichtiges Element zur Eliminierung der Epidemie sein. Mit Interesse erwarte ich auch Resultate weiterer Studien zum Ausmass der extrahepatischen Manifestationen von Hepatitis C wie Diabetes, der kardiovaskulären sowie neurologischen Folgen sowie deren Auswirkung auf die öffentliche Gesundheit.

20 ARS MEDICI 1+2 I 2017