Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
Eine lockere Trump-Nachlese: 2008: «Yes, we can!» – 2016: «Shit, he did!»
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Es meinte die frivole Gisela: Bei über 60 000 000 Trump-Stimmen müssen ein paar Wähler ausser angry, white und man wohl doch brown, black und woman gewesen sein.
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Unzählige superreiche amerikanische Kulturschaffende haben grossspurig angekündigt, das Land zu verlassen, wenn Trump Präsident werde. Mal schauen, was die «Versprechen» wert sind, jetzt, wo’s ernst ist. Wie? Keiner will sie?
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Noch mehr Belustigendes über Trump beziehungsweise jene, die sich über ihn (und 62 Mio. Amerikaner) lustig machten? «Tages-Anzeiger»: «Trump wird niemals Präsident, er hat nicht mal Aussenseiterchancen.» Doch der «Tagi» ist nur eine von Tausenden von Zeitungen, TV-Stationen und Politikfachleuten, die vor der Wahl hämisch über den «Clown» witzelten. Auch Barack Obama gehörte zu ihnen. Peinlich, peinlich. Zusammenschnitt gefällig? (www.redflagnews.com/headlines-2016/video-com pilation-when-people-laughed-at-theidea-of-trump-actually-being-electedpresident)
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Michael Moore, der Filmemacher, hatte es übrigens vorhergesagt: «Donald J. Trump is going to win. This wretched, ignorant, dangerous part-time clown and full time sociopath is going to be our next president!» Er nannte fünf Gründe: «1. The rust belt: Michigan, Ohio, Pennsylvania and Wisconsin. 2. The angry white men. 3. Hillary Clinton. 4. The depressed Sanders vote. 5. The Jesse Ventura effect.» (Ventura = Ex-Wrestler,
1998 überraschend zum Gouverneur von Minnesota gewählt.) Gemeint ist die Tatsache, dass viele in der Anonymität des Wahlkabäuschens anders wählen als zuvor angekündigt und die Wahl eines Aussenseiters für einen Gag halten, mit dem man ein offensichtlich kaputtes politisches System ärgern kann.
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Vielleicht brachte es ja vor der Wahl der Philosoph Zizek auf den Punkt: «I’m horrified at Donald J. Trump. But I think Hillary Clinton is the true danger.»
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Zwichendurch etwas Unpolitisches: Die Arbeit läuft dir nicht davon, wenn du deinem Kind den Regenbogen zeigst. Aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist (chinesisches Sprichwort).
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Kürzlich – nicht zum ersten Mal – die Frage einer deutschen Bekannten: «Warum kümmert ihr (Schweizer) euch eigentlich dauernd um deutsche Politik? Schliesslich müssen wir sie aushalten: Merkel, Petry, Wagenknecht (Anm. d. Red.: nichts gegen die schöne Sahra!) und Seehofer, Gysi, Gabriel.» Ja warum wohl? Weil wir die Folgen deutscher und deutsch dominierter europäischer Politik mittragen müssen: Eurokrise, Flüchtlingsdesaster, Energiewahnwitz, TTIP, soziale und wirtschaftliche Verwerfungen, die noch kommen und vieles mehr. Wir müssen – nolens volens – die Ergebnisse der Entscheide von Leuten ausbaden, die wir nie gewählt haben (gut, auch kein einziger nicht deutscher Europäer und nur gerade mal gut 20 Prozent der Deutschen mit Erststimme CDU) und die wir, was noch schlimmer ist, nicht selbst abwählen können. Wenn Frau Merkel Europa regiert oder es wenigstens versucht – dann trifft uns das. Die Englän-
der leisteten sich ein kesses «Blosed uns in dSchue». Aber sogar das trifft uns. Ungarn, Polen, Slowaken wehren sich aus schwacher Position heraus, die Bulgaren wählen aus Protest einen Putinversteher zum Präsidenten, und die Schweden, Franzosen, Holländer, und Dänen haben’s aufgegeben, überhaupt noch mitzudiskutieren. Nein, wir beklagen uns sehr zu Recht – wenn auch wirkungslos – über deutsche Politik. Man versuche nicht, uns auch noch das Motzen darüber zu vermiesen.
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Anders gesagt: Wenn Deutschland es Demokratie nennt, dass nicht das Volk und nicht seine Repräsentanten, sondern drei Parteiführer bestimmen, wer der höchste Mann im Staat (Bundespräsident) wird, dann ist das ihre ureigenste Angelegenheit, die uns nichts angeht. Das Öffnen von Grenzen, das Abschalten von Kraftwerken, eine Euround Negativzinspolitik, die zur Enteignung der Bürger führt, militärische Interventionen in Krisengebieten, eine irrationale Migrationspolitik, elektronische Überwachung, Freihandelsabkommen zum Vorteil von wenigen, europäische Gesetze und Gerichte, die auch unsere (Schweizer) Regeln bestimmen, hingegen gehen uns schon etwas an. Auch wenn’s die Verantwortlichen nicht interessiert.
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Und das meint Walti: Endlich eine Alltagsweisheit, der ich voll zustimmen kann: «Liebe, lache, lebe! Und wenn das nicht funktioniert: Lade, ziele, schiesse!»
Richard Altorfer
1064 ARS MEDICI 23 I 2016