Transkript
Rosenbergstrasse
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Hat was: Schlechte Nerven sind erblich. Man erbt sie von seinen Kindern.
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Die Symbole für ewige Treue werden lästig. Es gibt zu viele, sie kacken auf Gehwege und ängstigen Mütter mit Kindern. Das Schweizer Parlament wählte den «amerikanischen Weg». Die Treuesymbole – es geht um die weissen Höckerschwäne – werden zum Abschuss freigegeben. Wie die angeblich gefährlichen Hunde und wie Luchs, Wolf, Biber, Bär. Die allzeit praktische Lösung heisst: totmachen. Was tot ist, stört nicht mehr. Stimmt ja auch. Es ist unsere frivole Gisela, eine Dame mittleren Alters und lockeren Mundwerks, die «ausruft»: «Wenn die Damen und Herren Parlamentarier wüssten, was und wer mich alles stört!» Eine Facebookerin meint zu all jenen, die über Schwäne-Regulierung à la Kalaschnikow klagen, lakonisch: «Ihr wählt die Leute ja». Recht hat sie. Das Problem ist: Einige von den Parlamentariern, die zum Glück gegen das Schwänekillen sind, kann man aus andern Gründen nicht wählen. Auch Demokratie ist halt lästig. Man sollte sie trotzdem nicht totmachen.
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Zurzeit wird viel gehetzt. Eigentlich nur noch. Egal, was wer oder wer was über andere sagt, er wird der Hetze bezichtigt. Manchmal stimmts ja sogar. Rechte hetzen gegen Moslems, Moslems gegen Ungläubige, Linke gegen Rechte, «Gute» gegen Kritische, Neonazis gegen «die Guten», die Medien gegen fast alles ausser sich selber. Wolfhasser hetzen gegen Grüne, Grüne gegen SUV-Fahrer, die Ökolobby gegen Atomkraftwerke, die Amis gegen die Russen, Etatisten in Geldnot gegen Steueroptimierer, Islamisten gegen westliche Unwerte. Tja, es ist schon wieder die frivole Gisela, die sich aufregt: «Man sollte alle Hetzer ins Gefängnis stecken. Dann wären 99 Prozent der Menschheit versorgt. Nur, dann hätten die wenigen Braven arg Probleme.»
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Journalismus ist auch nicht mehr, was er mal war. Statt des Drangs, den Dingen auf den Grund zu gehen, beflügelt den modernen Journalisten vor allem der Drang, die fehlgeleitete breite Masse moralisch zu erziehen.
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Quantenphysik, meinte: «Ich bin stolz auf die Schweiz. Wo gibts das schon? Egal, wer spielt, egal, wer gewinnt – irgendeiner hupt immer und freut sich.»
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Norwegen tötet jährlich 880 Zwergwale und ignoriert das kommerzielle Walfangmoratorium. Dabei essen die Norweger immer weniger Walfleisch. Mehr als 113 Tonnen Zwergwalfleisch wurden deswegen 2014 auf norwegischen Pelztierfarmen an Zuchtnerze und -füchse verfüttert. Ein ganz neuer Aspekt: Wer auf Pelz verzichtet, schützt die Wale!
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Ein zorniger Nachbar, der sich über die Berichterstattung über und die Kommentare von Politikern zu Straftaten durch Migranten aufregt: Das ist bereits der siebte Einzelfall diese Woche und der sechshundertsechsundsechzigste seit Anfang Jahr.
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Und das meint Walti: Selig, wer nichts zu sagen hat und trotzdem schweigt!
Apropos: Es gibt zu viele Waffen. Oder genauer: zu viele in den falschen Händen. Der erste Reflex ist immer: Verschärfung der Waffengesetze. Leider ist das nur eine halbe (oder gar keine) Lösung: Dann besitzen die Leute insgesamt zwar tatsächlich weniger Waffen, aber die, die übrig bleiben, sind noch immer in den falschen Händen.
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Facebook: Wie schön wär das Leben im Sommer (gemeint ist ein regulärer Sommer, nicht der heurige), wenn Stechmücken nicht Blut, sondern Fett saugen würden.
Okay, vielleicht wärs schöner, unsere Nationalkicker würden die Nationalhymne mit ebensolcher Inbrunst singen wie die Isländer, die Polen, die Franzosen. Aber mal ehrlich: Passt so ein pathetisch geschmettertes «Trittst im Morgenrot … und so weiter – wer kennt schon den Text …» zu uns? Die Marseillaise verlangt nach Pathos. Wir hingegen sind bescheiden und stumm. Das ist schweizerisch. Und so ist sie, die Petkovic-Truppe um Xhaka und Co: schweigsam, aber heimlifeiss.
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Eine Bekannte, die von Fussball etwa so viel versteht wie unsereiner von
Richard Altorfer
ARS MEDICI 13 I 2016
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