Transkript
Rosenbergstrasse
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
«Darf ich bitten zum Fango um Mitternacht?» Nein, das ist kein Schreibfehler. Mit dieser Schlagzeile wirbt eines der berühmtesten Heilbäder der Welt, Abano Terme in Italien. Die Gäste werden – mit ihrer Zustimmung natürlich – auch nachts zur Behandlung gebeten. Weil Fango angeblich in der Nacht am stärksten auf den Körper wirkt. Originell für Nachtmenschen.
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Die Griechen haben aus der Griechenland-Euro-Krise eines gelernt: Egal ob man 10 000 oder 100 000 Euro Guthaben auf der Bank hat, man verhungert, wenn Banken und Regierung entscheiden, dass man kein Geld mehr abheben darf. Aus dieser bitteren Erfahrung heraus horten die Griechen von allen Europäern am meisten 500-Euro-Scheine. Weil sie nur noch auf Bargeld vertrauen. Jenes Bargeld, das die EU am liebsten ganz abschaffen würde – oder wird, beginnend mit eben diesen 500-Euro-Scheinen.
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Klassenzusammenkunft: Einmal mehr ist man erschrocken, wie alt alle – andern(!) – geworden sind.
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Typischer KlassenzusammenkunftWitz: Warum ist «der» Magnet männlich und nicht weiblich? Ganz einfach. Wäre er weiblich, wüsste er nicht, was er anziehen soll.
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Und auch das ist irgendwie ein Ergebnis einer Klassenzusammenkunft von älteren Damen und Herren: Wenn es ein wichtiges Lebensmotto gibt, dann dies: If you don’t do a lot of stupid things when you’re young, you won’t have funny things to talk about when you’re old.
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Das Problem von Hillary Clinton: Auf Facebook schimpft sie: «Die 25 TopHedge-Fund-Manager verdienen im Jahr mehr als alle Kindergärtner(innen) zusammen. Das ist nicht akzeptabel.» Antwort eines Facebookers: «Goldman-Sachs zahlte Ihnen für eine 20-minütige Rede mehr als eine Kindergärtnerin in zehn Jahren verdient. Akzeptabel?»
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Für 100 Kilometer Fahrt benötigt ein mittleres Elektroauto rund 20 kWh. Im Winter, wenn die Heizung läuft, das Doppelte oder Dreifache. Um 20 kWh zu erzeugen, benötigt man rund 50 kWh sogenannte Primärenergie (d.h. Strom, meist aus Kohle-, Gas- oder Kernkraftwerken). Das entspricht ziemlich genau 5 Liter Diesel. Fazit: Da könnte man eigentlich gleich Diesel fahren und auf Autos verzichten, die schlechter und erst noch teurer sind.
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Es gab eine Zeit, da war es für Schweizer Banken normal und legal, unversteuerte Vermögen von Ausländern zu verwalten. Das machten selbst die anständigsten Banker. Es gab eine Zeit, da war es normal und akzeptiert, für eine Fussball-WM Fifa-Delegiertenstimmen mit Millionen zu kaufen. Alle wussten und taten es, keiner nannte das Korruption. Es gab eine Zeit, da war es normal und gefahrlos, mit 1,2 Promille Alkohol im Blut nach Hause zu fahren. Das war allenfalls ein Gentleman’s Delikt. Es machten’s alle, und es passierte selten etwas. Man weiss nicht so recht: Waren das die guten alten Zeiten? Der Wandel hat jedenfalls manchen unerwartet und kalt erwischt. Der eine oder andere Banker – im Gefängnis. Mancher gute Bekannte – ohne Führerschein (oder im Knast). Fifa-Funktionäre, Sepp Blat-
ter, Beckenbauer – möglicherweise demnächst vor Gericht. Mag ja sein, das ist richtig so. Aber lustiger – und gerechter – wurde die Welt dadurch nicht wirklich.
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Den Refugee-Welcome-Sympathisanten sollte man gelegentlich wieder sagen: Es zählen nicht die gute Absicht und die ach so guten Feelings als Helfer, es zählt nur das Ergebnis. Und das ist gar nicht gut. Nicht in den Ländern, aus denen die Refugees kommen, nicht für die Menschen in den Booten und nicht in den Ländern, in denen sie ankommen. Aber eben, was scheren sich gute Menschen schon um die Ergebnisse ihres Tuns? Sich gut fühlen, überzeugt sein, zu den wenigen zu gehören, die – anders als alle andern – Gutes tun, ist das Einzige, was zählt. Normalerweise nennt man Menschen, die sich nur um ihre guten Feelings kümmern, Egoisten. Und das ist sie, die Refugee-Welcome-Kultur: eine Kultur der Egoisten.
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Und das meint Walti: Neun der zehn Stimmen in meinem Kopf behaupten, ich sei völlig normal. Ich gehe davon aus, dass die Mehrheit recht hat.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 12 I 2016
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