Transkript
STUDIE REFERIERT
LAMA bei COPD: Anwendungsfrequenz und Therapietreue
tion des gleichen Wirkstoffs mit verschiedenen Inhalatortypen. Im Verlauf des Jahres 2014 beobachteten die Wissenschaftler ähnliche Verbrauchsprofile.
In einer bevölkerungsbasierten Studie wurde bei Patienten mit COPD eine hohe Therapietreue gegenüber lang wirksamen Anticholinergika (LAMA) beobachtet – unabhängig vom Wirkstoff, der Dosierung oder dem Inhalator. Auch die Anwendungshäufigkeit beeinflusste die Akzeptanz der Medikamente nicht. Die Complianceraten waren bei ein- oder zweimal täglicher Applikation der LAMA vergleichbar.
International Journal of Chronic Obstructive Pulmonary Disease
Ein optimales Management ist bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) und schwerem persistierendem Asthma von grosser Bedeutung. Dazu gehört auch die vorschriftsmässige Einnahme der Medikamente. Die Therapietreue wird jedoch von vielen Faktoren wie dem Wissensstand des Patienten, der Beziehung zwischen Arzt und Patient sowie der Art und Anzahl der Applikationen beeinflusst. Mit Ausnahme kurz wirksamer Bronchodilatatoren, die nur bei leichten COPD- und Asthmaformen als FirstLine-Option zum Einsatz kommen, müssen die meisten Medikamente einoder zweimal täglich appliziert werden. Dabei ergibt sich die Frage, ob eine einmal tägliche Anwendung mit einer besseren Compliance und somit auch mit einer besseren Wirksamkeit und einem grösseren klinischen Nutzen verbunden ist. In einer bevölkerungsbasierten Studie verglichen spanische Wissenschaftler nun die Complianceraten gegenüber lang wirksamen Anticholinergika (LAMA), die entweder alle 12 oder alle 24 Stunden appliziert werden müssen. Die Studie wurde mit COPD-Patienten durch-
MERKSÄTZE
O Eine unzureichende Compliance gegenüber LAMA ist mit einem erhöhten Exazerbations-, Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko verbunden.
O Die Compliance gegenüber LAMA ist bei ein- oder zweimal täglicher Applikation vergleichbar.
geführt, die unabhängig von der Jahreszeit ständig LAMA benötigen. Die Wissenschaftler rekrutierten ihre Teilnehmer aus den 2 100 998 Einwohnern des Einzugsbereichs von KastilienLa Mancha. Im Rahmen ihrer Untersuchung erfassten die Forscher die Abholung aller verfügbaren LAMA aus der Apotheke. Dabei handelte es sich um Tiotropium (Spiriva®), Aclidinium (Bretaris®, Eklira®, Genuair®) und Glycopyrronium (Seebri®, Breezhaler®). Zunächst analysierten die Forscher den Medikamentenverbrauch von Patienten, denen zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember 2013 ein LAMA verschrieben worden war. Anschliessend werteten sie die Verbrauchsdaten des bis Dezember 2014 verlängerten Beobachtungszeitraums aus.
Ergebnisse
An der Studie nahmen 16 446 COPDPatienten teil. Davon waren 76,4 Prozent Männer in einem durchschnittlichen Alter von 74,2 Jahren (Standardabweichung: 11,6 Jahre) und 23,6 Prozent Frauen im Durchschnittsalter von 74,2 Jahren (13,6 Jahre). Im Verlauf des Jahres 2013 waren die LAMA-Applikationsraten um 7,4 bis 10,7 Prozent höher als in der jeweiligen Gebrauchsinformation vorgesehen. Der erhöhte Verbrauch wurde bei allen LAMAPräparaten unabhängig vom Wirkstoff, dem Geschlecht des Patienten, dem Inhalator und der Dosierung ermittelt. Saisonale Veränderungen wurden nicht beobachtet. Zudem zeigten sich keine Complianceunterschiede bei ein- oder zweimal täglicher Applikation verschiedener Wirkstoffe oder bei ein- oder zweimal täglicher Applika-
Diskussion
Die Autoren vermuten, dass der er-
höhte Verbrauch aller LAMA-Präpa-
rate in beiden Untersuchungsjahren
durch eine häufigere Einnahme als vor-
geschrieben oder durch verloren gegan-
gene Medikamente verursacht wurde.
Als bedeutendste Limitierung ihrer Un-
tersuchung erachten die Wissenschaft-
ler, dass nur die von der Apotheke
abgeholten LAMA analysiert wurden,
da dies noch nicht bedeutet, dass alle
Dosen auch tatsächlich appliziert wur-
den. Aufgrund der grossen Studienpo-
pulation und der konsistenten Ergeb-
nisse – unabhängig von der Jahreszeit,
dem Wirkstoff oder dem Inhalator –
gehen die Autoren dennoch von einer
realistischen Reflektion des Verbrauchs
und der Compliance aus.
Als weitere Limitation könnte die aus-
schliessliche Evaluierung der Com-
pliance gegenüber LAMA bei COPD
betrachtet werden. Die Forscher halten
dies jedoch eher für eine Stärke der Stu-
die, weil dadurch potenzielle Verzer-
rungen im Zusammenhang mit ver-
schiedenen Medikamentenklassen oder
der Art der Erkrankung vermieden
werden konnten.
O
Petra Stölting
Quelle: Izquierdo JL et al.: Relevance of dosage in adherence to treatment with long-acting anticholinergics in patients with COPD. Int J Chron Obstruct Pulmon Dis 2016; 11: 289–293.
Interessenlage: Alle drei Autoren der referierten Originalstudie erklären, dass keine Interessenkonflikte vorliegen.
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ARS MEDICI 11 I 2016