Transkript
Rosenbergstrasse
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Die Ovi-Werbung erinnert daran: Weil jemand prominent ist, kann er nicht besser denken. Aber man hört ihm länger zu.
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Drei Gründe, nicht zu warnen vor … Flüchtlingspolitik, Klimakatastrophe, «dem Islam», etc.: 1. Sie machen sich unbeliebt, weil ja alles noch gut ist und Sie rasch als Rassist, Populist oder Angstmacher dastehen. 2. Wenn’s kommt, wie Sie vorhersagen, machen Sie sich erst recht unbeliebt. Wer schätzt schon Leute, die Recht hatten, während andere abwimmelten und jetzt für den Schlamassel mitverantwortlich sind? 3. Wenn – vielleicht dank Ihnen – nicht eintritt, wovor Sie gewarnt haben, sind Sie erst recht der Depp, der alles dramatisiert hat. Fazit: Mund halten und sich eine Reservebleibe suchen.
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Benjamin Franklins sagte, dass der, der die Freiheit für die Sicherheit opfert, am Ende beides verlieren wird. Das tönt echt gut (und gibt in jeder mittelmässigen Talkshow Applaus). Denjenigen, die wegen des Verzichts auf Sicherheit das Leben verlieren, hilft etwas mehr Freiheit allerdings nicht weiter. Ausserdem: Sich aus Angst vor Terroranschlägen nicht mehr ins Konzert zu trauen oder einen Platz möglichst nahe beim Notausgang zu suchen, vermittelt nicht gerade freiheitliches Flair. Lieber Herr Franklin: Ist nicht Sicherheit die Voraussetzung dafür, sich frei zu fühlen?
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Früher wusste man nicht, wohin mit all den Plastiktüten. Heute sucht man zum Transport von ein paar schmutzigen Schuhen oft vergeblich nach einem Plastiksack. Die Öko-Tugendwächter haben uns die praktischen Transporttaschen vermiest. Angeblich
benutzte 2010 jeder EU-Bürger pro Jahr 198 Plastiktaschen (vor allem sogenannte «leichte»). Die meisten landeten im Abfall. Oder im Meer. Da unsereiner – Sie inklusive – kaum je eine Plastiktüte ins Meer wirft und wohl selten eine im schwarzen Kehrichtsack entsorgt, fragt man sich, wo denn das Problem liegt. Egal, schleppen wir halt jetzt Papiertragetaschen, bis sie reissen.
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Rassismus oder Satire? Jedenfalls Karl Kraus: «Die Österreicher sind das einzige Volk, das aus Erfahrung dümmer wird.» Zuzugestehen ist, «die Österreicher» sind problemlos ersetzbar.
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Es liegt nicht allen Leuten, aber manchen macht es Spass, sich auf den Zufall zu verlassen. Warum nicht? Planung macht die Welt nicht immer besser und lustiger. So ein Zufall war der Griff nach Paulo Coelhos «Der Alchemist». Das bekannteste Werk (1988) des erfolgreichen brasilianischen Autors, der mit Preisen überschüttet wurde und wird. Acht Millionen Exemplare verkauft, in 80 Sprachen übersetzt. Entsprechend gross die Erwartung. Nach der Lektüre allerdings besteht dringender Bedarf nach Beistand. Und siehe da, Hilfe naht, von Seiten einiger Literaturkritiker: «Schwachsinnsschwurbler», «Esoterikschund». Und einer meinte, nach dem Lesen sei er um zwei Gewissheiten reicher: «1. Millionen von Lesern können irren. Und 2. Mein erster Coelho wird mein letzter gewesen sein.» Danke, danke, danke!
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Die deutsche Politik hat das Problem erkannt: Mit den Flüchtlingen kam die Kriminalität. Die Zahl der Wohnungseinbrüche nimmt massiv zu. Die Lö-
sung der Politiker (der deutschen, es könnten auch schweizerische sein): Subventionen für Hausbesitzer, damit sie Fenster und Türen besser sichern. Noch feiger wäre nur, Zettel zu verteilen mit der Notfallnummer a) der Polizei, falls man noch dazu kommt, b) der Sanität, falls es nicht mehr gereicht hat und c) des Bestattungsamts, für alle Fälle.
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Wer von Religionsfreiheit schwafelt sollte mindestens zweierlei wissen: Was ist Religion? Und: Was ist Freiheit? Und dann beides zusammenbringen – das wird schwierig.
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Wer heute geboren wird, hat eine 50-prozentige Chance, 100 Jahre alt zu werden. Heute – also 100 Jahre früher – werden Männer durchschnittlich 81 Jahre alt, Frauen 85,2. Die Schweiz liegt damit hinter Japan und Spanien an dritter Stelle in Sachen Lebenserwartung. Bei den Männern gar an der Spitze. Frage: Was zum Teufel machen die Spanier besser?
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Und das meint Walti: Studieren ist wie arbeitslos sein. Nur, dass die Eltern stolz sind.
Richard Altorfer
ARS MEDICI 9 I 2016
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