Transkript
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Rosenbergstrasse
wer wagt schon angesichts der dramatischen Bilder, derart kleinkrämerisch und kaltherzig zu argumentieren? Akzeptiert ist einzig Empörung. Den Kleinkram müssen andere erledigen. Heimlich.
So funktioniert Verwaltung: Der Bund plant die Übernahme von 400 Kilometern Kantonsstrassen. Das zuständige Bundesamt plant dafür 34 neue Stellen ein. Wiewohl: Das Volk sieht mal wieder alles anders als der Bundesrat, lehnt die Erhöhung des Preises für die Autobahnvignette auf 100 Franken ab und vermasselt damit den Transfer der 400 Strassenkilometer an den Bund. Was also tun mit den 34 leider etwas voreilig angestellten Mitarbeitern? «Die Verwaltung» hat da – anders als das im Gewerbe möglich wäre – verschiedene Optionen. Die beliebteste und in diesem Fall auch angewandte: Man «versorgt» das eigentlich überflüssige Personal. Es wird sich schon Arbeit finden. Das ist schliesslich die Kernaufgabe der «Verwaltung»: Arbeit beschaffen für viel zu viele Leute und Leute einstellen für überflüssige Arbeiten. Ganz nach dem Prinzip von Parkinson (nicht von James, dem Entdecker der gleichnamigen Krankheit, sondern von C. Northcote, dem britischen Soziologen). Zahlen tun’s ja ohnehin die Steuerzahler.
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Eines der bekannteren ParkinsonZitate: Arbeit dehnt sich genau in dem Masse aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht.
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Die Schweizer sind die glücklichsten Menschen auf Erden. Das stellten Forscher aus New York fest, die im Auftrag der UNO 158 Länder nach Einkommen, Lebenserwartung, sozialem Netz und gefühlter Freiheit verglichen. Was bedeutet das Resultat? Am besten, man schaut sich an, wer hinter uns rangiert. Direkt hinter der Schweiz rangiert Island, wo es die meiste Zeit kalt und dunkel ist, dafür aber die Strassen geheizt werden. An dritter Stelle kommt Dänemark, ein Land, in dem Sodomie nicht verboten ist und Leute Selbstmord begehen, weil die Polizei ihnen ihr Haustier wegnehmen darf. Man kann
offenbar unter unterschiedlichsten Umständen glücklich sein. Warum nur? Tatsächlich gibt es die Theorie, Glückliche hätten eine bestimmte Form des «Serotonintransportergens 5-HTTLPR». Aber vielleicht ist es auch «nur» die Tatsache, dass unsere Medizin besser ist und wir gesünder sind als zum Beispiel die Menschen in Syrien (Platz 156).
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Nochmals Migration: Nationalrat Vischer (Grüne) heuchelt in Sachen Flüchtlinge etwas professioneller als sein Kollege Grunder (Sie erinnern sich: 50 000 Syrer wollte der Herr von der BDP aufnehmen). Europa (und die Schweiz) sollen 200 000 Flüchtlinge aufnehmen. Allerdings eiert er bei der Frage: «Und was passiert mit den übrigen 800 000?» Die Antwort des Intellektuellen: «Das ist nicht die (richtige) Frage.» Genau. So geht vorausschauende Politik.
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Die Wahrheit ist: Weder Europa noch die Schweiz wollen Hundertausende von Flüchtlingen aus Syrien, Eritrea, Nigeria oder Afghanistan aufnehmen. Punkt. Allerdings, wer sich traut, das auszusprechen, kriegt rasch den Rassismusstempel auf die Stirn geklatscht. Stattdessen sind schwülstige Empörung und pathetische Anmahnung von Hilfsbereitschaft angesagt. Klingt gut, kostet nichts.
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Dass man bedingungslos rettet, wer in Seenot ist, ist Konsens. Jedenfalls in Europa (Australien und die Länder Südostasiens sehen das etwas anders). Noch anständiger wäre: niemanden in Seenot geraten und ersaufen zu lassen. Zum Beispiel – ganz simpel –, indem man allen Flüchtenden einen sicheren Transport per Bahn, Auto, Flugzeug oder Schiff nach Europa verspricht. Dumm nur, dann flüchten nicht eine, sondern zehn Millionen Afrikaner. Aber
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Es würde einen nicht wundern, wenn aus Schaffhausen nach der Abzockerkurz vor den Ständeratswahlen 2015 eine Lobbyisten-Initiative folgen würde. Vor vier Jahren hat’s ja geklappt mit dem Robin-Hood-Image von Herrn Minder, warum nicht ein zweites Mal? Frau Markwalder sei Dank. Obschon, die Dame ist vermutlich weder naiver noch korrupter als alle andern Räte und Rätinnen. Immerhin hat ihre peinliche Gefälligkeit gegenüber kasachischen Politikern dazu geführt, dass die Leute jetzt verstehen, wie Lobbying konkret geht. Was eigentlich ganz gut ist. Nur leider nicht so sehr für die FDP.
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Tja, so ist das Leben! Sie (90), verträumt vor dem Fotoalbum: «Weisst du noch, wie schön unsere Hochzeitsreise damals war?» – Er (94): «Nein.»
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Wir bleiben bei Sigmund Freud; er muss es wissen: «Bei einem Vortrag denkt nach Minuten sowieso jeder nur noch an Sex.»
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Und das meint Walti: Manchmal sehe ich Menschen an, und es drängt sich mir die Frage auf: «Ernsthaft?! Das soll das Spermium sein, das gewonnen hat?!»
Richard Altorfer
ARS MEDICI 10 I 2015
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