Transkript
Rosenbergstrasse
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Klein Leon: «Mami, wenn ich erwachsen bin, will ich so werden wie Papi.» Mami: «Beides geht nicht, Schätzli.»
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«Choosing wisely» ist das neue Modewort. Sozusagen das Pendant zu den längst gängigen «Guidelines». Während Guidelines – in banalem unsexy Deutsch Richtlinien genannt – uns sagen, was wir als Mediziner tun sollten, will uns das Projekt «Choosing wisely» lehren und anleiten, diagnostisch wie therapeutisch Unnötiges nicht zu veranlassen. Der Unterschied ist marginal: nicht dieses tun, heisst jenes (oder gar nichts) tun. Choosing wisely bedeutet mit andern Worten, Richtlinien zu folgen. Tönt aber wichtiger, zweifellos. Irgendwie auch schöner. Und vor allem lässt sich unter dem neuen Schlagwort wieder mehr Aufmerksamkeit für eine ganze Reihe von Symposien erzielen – die im besten Fall auch nicht mehr sind als die guten alten Workshops und Fortbildungsveranstaltungen.
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Konkurrenz macht Choosing wisely der Begriff «smarter medicine». Aber auch «best practices» ist noch nicht vom Tisch. Und so machen wir halt das Gleiche wie vor 30 Jahren: von erfahrenen Klinikern lernen, was wir tun und was wir lassen sollen – nur nennt man das heute anders.
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Was ist kaum auszuhalten? Leute mit einer Mission. Zum Beispiel deutschsprachige Kabarettisten und Comedians: Leute, die Moralpredigten mit Humor verwechseln. Und Leute mit nur einer einzigen Mission: politisch nicht anzuecken und möglichst viel und lauten Beifall von den Korrekten im Lande zu ergattern. Zu finden sind sie vor allem in deutschen Talkshows (Will, Illner, Jauch & Co.), in denen selten genug ausländische Gäste – sogar ein Andreas Thiel letzthin – sich trauen zu sagen, was man im Rauschen des Mainstreams ansonsten bequem überhören kann.
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Wölfe dürfen, so National- und Ständerat, jetzt abgeschossen werden, bevor sie Schaden anrichten. Das Rechtsprinzip verdient Nachahmung – weil es seinen Nutzen erst bei breiter Anwendung zeigt. Der Schaden, den vergewaltigende Männer, kriminelle Ausländer und korrupte Politiker anrichten, ist unvergleichlich viel grösser als der Schaden durch Wölfe. Da müsste es doch eigentlich gerechtfertigt sein, auch Männer, speziell Ausländer, vorsorglich einzukerkern und Politiker grundsätzlich durch Verhaftung vor üblem Tun abzuhalten. Stimmt, auch Dummheit richtet riesige Schäden an. Warum also nicht dumme Politiker vorsorglich … – gut, nicht gleich abschiessen. Abwählen genügt.
schen durch ein Erdbeben und den nachfolgenden Tsunami um. Kein einziger Mensch starb (bisher) an den Folgen des durch den Tsunami verursachten Atomunfalls in Fukushima. Ist das nun einfach Dummheit oder demagogische Politpropaganda? Der 11. März: Er ist zumindest der Jahrestag der Geschichtsfälscher.
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In zehn Jahren gehen in China und Indien (die künftigen Energieriesen – punkto Verbrauch wie Produktion!) die ersten Thorium-Reaktoren ans Netz. Thorium reicht für 20 000 Jahre und ist – anders als Uran – ungefährlich (keine Kernschmelze, kein strahlender Abfall). Wir aber werden dannzumal vermutlich noch immer über die Verspargelung durch ineffiziente Windräder streiten, Fotovoltaik-Anlagen aus China subventionieren und aus ideologischen Gründen eine Zukunftstechnologie verpassen.
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Und das meint Walti: Im Wald, da rauscht der Wasserfall, wenn’s net mehr rauscht, is ’s Wasser all.
Richard Altorfer
Es sagte der italienische Schriftsteller Ignazio Silone (1900–1978): «Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: ‹Ich bin der Faschismus.› Nein, er wird sagen: ‹Ich bin der Antifaschismus.›» Anfügen liesse sich: Glaubt ja nicht, andere «-ismen» tarnten sich nicht genau so schlau!
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Gelesen und im Fernsehen gehört: «Gemeinsam (…) wurde am 11.3.2015 an die 20 000 Opfer der ‹Atom-Katastrophe› in Fukushima von vor vier Jahren gedacht.» Tatsache ist: In Japan kamen vor vier Jahren rund 20 000 Men-
ARS MEDICI 6 I 2015
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