Transkript
STUDIE REFERIERT
Statine nützen Frauen wie Männern gleichermassen
Weniger kardiovaskuläre Ereignisse, geringere Gesamtmortalität
Profitieren Frauen genauso von einer Lipidsenkung mit Statinen wie Männer? Eine Metaanalyse der Cholesterol Treatment Trialists’ Collaboration nahm sich dieser Frage an.
Lancet
Es ist allgemein anerkannt, dass Statine sowohl kardiovaskuläre Ereignisse reduzieren als auch die kardiovaskuläre Mortalität senken. Doch wird darüber diskutiert, ob die Statintherapie bei Frauen genauso effektiv ist wie bei Männern, insbesondere in der Primärprävention. Frauen waren in den Statinstudien unterrepräsentiert, und in der kardiovaskulären Forschung mangelt es an geschlechtsspezifischen Analysen – daher die Unsicherheit in Bezug auf Frauen. Frühere Metaanalysen, in denen die Effekte der Statintherapie bei Frauen untersucht wurden, kamen zu widersprüchlichen Ergebnissen. Nun führte ein internationales Forschernetzwerk, die Cholesterol Treatment Trialists’ (CTT) Collaboration, erneut eine Metaanalyse durch, bei der 22 Studien berücksichtigt wurden, in denen Statine gegen eine Kontrolle getestet wurden (n = 134 537). Zusätzlich
MERKSÄTZE
O Eine Statintherapie ist bei Männern und Frauen mit äquivalentem kardiovaskulären Risiko im Hinblick auf die Prävention schwerer vaskulärer Ereignisse etwa gleich effektiv.
O Der Nutzen der Statintherapie übersteigt die bekannten Risiken bei Weitem.
O Statine sind eine effektive Option, um bei Frauen und Männern gleichermassen kardiovaskulären Erkrankungen entgegenzuwirken.
nahmen die Autoren 5 Studien auf, in denen eine intensive Statintherapie mit einer weniger intensiven Statintherapie verglichen wurde (n = 39 612). In diesen 27 Studien lag der Frauenanteil insgesamt bei 27 Prozent. Untersucht wurde, welchen Einfluss die Statinbehandlung auf Parameter wie schwere vaskuläre und koronare Ereignisse, Schlaganfälle und Mortalität hatte.
Vergleichbare Risikoreduktion
Eine Statintherapie wirkte sich bei Männern und Frauen ähnlich aus. Nach einem Jahr beobachteten die Untersucher eine Senkung des LDL-Cholesterins um 1,1 mmol/l (in den Studien, in denen Statine mit Plazebo/«üblicher Behandlung»/Abwarten verglichen worden waren) beziehungsweise um etwa 0,5 mmol/l (in den Studien, in denen eine intensive mit einer weniger intensiven Statinbehandlung verglichen worden war). Frauen wiesen in diesen Studien im Allgemeinen ein geringeres kardiovaskuläres Risiko auf als Männer. Pro LDL-Cholesterin-Senkung um 1,0 mmol/l reduzierte die Statintherapie in dieser Metaanalyse das Risiko für schwere vaskuläre Ereignisse bei Frauen um 16 Prozent und bei Männern um 22 Prozent. Dies liess sich auch bei Frauen und Männern mit geringem absoluten kardiovaskulären Risiko nachweisen (5-Jahres-Risiko < 10%). Auch die proportionale Reduktion von schweren Koronarereignissen, koronaren Revaskularisationen und Schlaganfällen pro Senkung des LDL-Cholesterins um 1 mmol/l unterschied sich zwischen Frauen und Männern nicht signifikant.
Darüber hinaus wurden bei beiden
Geschlechtern keine unerwünschten
Effekte im Hinblick auf die Krebsinzi-
denz oder die nicht kardiovaskulär
bedingte Mortalität beobachtet. Die
günstigen Wirkungen der Statinthera-
pie schlugen sich in einer Reduktion
der Gesamtsterblichkeit um 9 Prozent
bei Frauen und um 10 Prozent bei
Männern nieder.
Statine reduzieren kardiovaskuläre Er-
eignisse und Gesamtmortalität unab-
hängig vom Geschlecht, fassen die
Autoren zusammen. Der Nutzen einer
Statintherapie übersteige bei Weitem
die bekannten Gefahren, selbst bei Per-
sonen mit niedrigem absoluten kardio-
vaskulären Risiko. Im Hinblick auf die
enorme Krankheitslast durch kardio-
vaskuläre Erkrankungen sowohl in
industrialisierten als auch in Entwick-
lungsländern und angesichts der brei-
ten Verfügbarkeit generischer Statine
plädieren die CTT-Autoren für einen
präventiven Einsatz dieser Substanzen
bei Frauen und bei Männern.
O
Andrea Wülker
Fulcher J et al.; Cholesterol Treatment Trialists’ (CTT) Collaboration: Efficacy and safety of LDL-lowering therapy among men and women: meta-analysis of individual data from 174 000 participants in 27 randomised trials. Lancet 2015; http://dx.doi.org/10.1016/S01406736(14)61368-4.
Interessenlage: Die CTT-Collaboration wird von den Institutionen UK Medical Research Council, British Heart Foundation, Cancer Research UK und Australian National Health and Medical Research Council finanziert, nicht jedoch von der pharmazeutischen Industrie. Einige Autoren geben an, Honorare und Stipendien von der Pharmaindustrie erhalten zu haben.
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ARS MEDICI 5 I 2015