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Wanzen im Parlament
Lesermeinung zu «Politforum» in ARS MEDICI 24/2014, Seite 1218
Als treuer Leser der Rubrik XUNDHEIT IN BÄRN wundere ich mich oft über Postulate und Interpellationen einzelner Nationalräte. Dann tut mir der Bundesrat leid, der eigenartige bis ganz ausgefallene Fragen beantworten muss. Handelt es sich um Medizinisches oder Gesundheitspolitisches, so dauert mich sogar Alain Berset. Wie eben erst beim Postulat von Nationalrat Guillaume Barazzone, welcher im Interesse der bedrohten Volksgesundheit dringende Massnahmen gegen die Verbreitung der Bettwanzen fordert. Denn diese würden besonders in urbanen Regionen versteckt in den Nähten von Matratzen lauern, seien ein grosses Problem für die Volksgesundheit und machten nicht einmal an den Kantonsgrenzen halt. Ich weiss nicht, weshalb er eine derartige Aversion gegen Wanzen hat; ob ihm für sein Postulat einfach kein anderes Thema eingefallen ist oder ob er schlechte
Erfahrungen mit fremden Matratzen gemacht hat. Item, der Bundesrat sah keinen Handlungsbedarf für den eidgenössischen Kampf gegen Wanzen, obschon das BAG vermutlich eh eine Kampagne für Safer Beds in petto gehabt hätte. Ob Herr Barazzone jetzt als Einzelkämpfer und Terminator Cimicum weiter gegen die Wanzen vorgehen wird, ist noch unbekannt. Im Gegensatz zu den Wanzen, deren Existenz bei uns vorläufig nicht gefährdet ist, wissen wir nicht, ob die Filzläuse überleben können. Ihr Daseinszweck ist zwar nicht bekannt, doch sind auch sie ein Werk der Schöpfung und verdienen Zuwendung. Nicht zu vergessen ihre vorbeugende Wirkung gegen Blasenentzündung und als bekannter Indikator gegen eheliche Untreue. Leider werden sie durch die zunehmende Schamhaarlosigkeit (Brasilian Cut, Sugaring, Waxing und Laser) ihres natürlichen Biotops mehr
und mehr beraubt. Diese Methoden zur Elimination der Axillar- und der Schambehaarung haben dermassen zugenommen, dass unsere anhänglichen Konkubi wegen der modischen Pubic Baldness jetzt ihren Lebensraum verlieren. Nur oberflächliche Menschen werden sagen: Gut so, endlich hört das Jucken nach dem Beischlaf auf. Naturverbundene hingegen bedauern das Verschwinden der Filzlaus, und weitsichtige Präventivmediziner warnen vor gesundheitlichen Folgen. Nicht nur vor dem Crab-Louse-Deficiency-Syndrom, sondern auch vor der unkontrollierten Mutation heimatloser Pediculi und ihrer möglichen Invasion in die Genitalien. Lasst uns hoffen, dass eine mutige Nationalrätin oder ein eloquenter Ratskollege dannzumal den Bundesrat zum Kampf gegen die Eradikation der Schamhaare animieren kann! O
Max Konzelmann, Glarus
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