Transkript
Rosenbergstrasse 115
MEDIEN, MODEN, MEDIZIN
Hugo heisst nicht Hugo, könnte aber so heissen. Hugo letzthin etwas hämisch: Mein Sohn hat gefragt, was Steuern sind. Ich habe 45 Prozent seiner Schoggi gegessen. Jetzt weint er. Scheints begriffen zu haben.
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Schon wieder etwas in fast eigener Sache: Ein Bekannter meint, man dürfe nicht zu viel Zynismus in eine Kolumne packen, weil man es sich sonst am Ende mit allen verderbe. Das ist zweifellos einer Überlegung wert. Auch Zynismus wird mit der Zeit öde. Und beliebt machen kann man sich damit immer nur bei wenigen. Andererseits: Wozu beliebt? Wenn man am Ende eh den Löffel abgibt, was nützt es, beliebt gewesen zu sein? Warum nicht abtreten im Wissen darum, die Mächtigen und die Einfältigen, die Heuchler und die Dummköpfe noch etwas mit Zynismus geärgert zu haben? Aber gut, auch das ruft nach der Frage: wozu? Weil’s Spass macht? Genügt das? Weil’s die Welt verbessert? Tut es nicht. Schwierig, schwierig, aber so ist das Leben, am Ende muss man mit Fragen ohne vernünftige Antwort leben können.
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Inzwischen kennen wohl alle das Video der jungen Frau, die 10 Stunden durch New York spazierte und eine filmische Stricheliste führt über die verbale Anmache und die vielen interessierten bis gluschtigen Blicke der Männer. Schlimm, was man als Frau aushalten muss. Aber nun zirkuliert ein weiteres Video: die Erlebnisse eines gut gebauten jungen Mannes, der 3 Stunden allein durch New York spaziert. Fazit? Schlimm, was man als Mann aushalten muss. Und es sind keineswegs nur Männer, die dem kräftigen Jüngling gluschtig bis interessiert hinterher schauen und ihn verbal anmachen. Irgendwie kriegt man den (zugegeben: falschen!) Eindruck, es sei Hans was Heidi …
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FB-Kommentar zur Asylpolitik: «Die Politiker haben das Ausländerproblem voll und ganz im Griff. Sie haben nur ein Problem! Sie wissen noch nicht, wohin mit den Schweizern.»
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Der Staat (Bund genau wie Kantone) hat nicht zu wenig, er hat zu viel Geld. Wer von diesem Geld lebt, hört das nicht gern. Aber der Staat liefert täglich Beweise dafür. Heute deren zwei: Das Fest zur Eröffnung der NEAT (des Gotthard-Basistunnels, 2016) ist vorläufig mit 12,5 Millionen budgetiert. Na ja, wenn man’s hat. Oder: Das Bundesamt für Gesundheit unterstützt die in acht Sprachen betriebene, ziemlich überflüssige Anti-Raucher-Hotline jährlich mit 400 000 Franken. Die Telefonnummer wird gut 2000-mal pro Jahr angerufen. Man rechne: 200 Franken pro Anruf. Na ja, wenn man’s hat. Aber halt: Eine derart erfolglose Kampagne kann nur auf eine Weise gerettet werden: durch noch mehr Geld. 9,6 Millionen sollen dafür in den nächsten acht Jahren investiert werden. Wie gesagt: Wenn man’s hat.
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Ach ja, fast vergessen: Der Bund hat nicht nur genügend Geld für die AntiRaucher-Prävention, sondern auch zur Subvention des Tabakanbaus.
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Wir sind gespannt auf die heurigen skandinavischen (und französischen) Kinderspielzeug-Kataloge. Schweden etwa tickt da «gender-korrekter» als wir. Unterschiede zwischen Buben und Mädchen, so die Vorstellung weit weit nördlich von uns, sind nicht naturgegeben, sondern von der Gesellschaft gemacht. Und also änderbar. Deshalb haben Buben mit Puppen, Küchen und rosaroten Häuschen zu spielen. Und
Meitschis mit Plastic-Maschinengewehren. Jedenfalls letzte Weihnachten war das noch so: Da drückte bei «Toys R Us» (Spielzeugfirma aus Dänemark) ein Mädchen zielend den Abzug des «N-Strike Elite Rampage», einer farbigen Kinder-Pump-Action, die lustige blaue Plasticgeschosse angeblich bis 22 Meter weit schiessen kann. Auch französische Spielzeugverkäufer («Magasins U») präsentierten ihre Spielzeuge teilweise «geschlechtsneutral». Mädchen mag das ja gefallen, aber ehrlich gesagt: mit den schwedischen und französischen Buben kriegt man irgendwie Mitleid.
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Ein Bekannter: Bioresonanz – noch eine Gelegenheit, sich gegen gutes Geld von Leiden kurieren zu lassen, die man gar nie hatte.
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Es soll ein Arzt gewesen sein, vielleicht war’s aber auch ein indischer Guru. Egal. Jedenfalls eine gute Antwort auf eine gute Frage. Arzt: «Die beste Medizin für den Menschen ist Liebe.» Fragt einer: «Und wenn’s nicht wirkt?» Antwort des Arztes: «Dosis erhöhen!»
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Diesmal Walti ärgerlich zu seiner Frau: Musst du immer das letzte Wort haben? – Karis Frau: Woher soll ich wissen, dass dir nichts mehr einfällt?
Richard Altorfer
ARS MEDICI 24 I 2014 1217