Transkript
Berichte, Studien, Innovationen
ARGUS PHARMAKOTHERAPIE
Real-Life-Daten mit Dabigatran
Blutungsrisiko unter Pradaxa® mit zunehmendem Alter ansteigt. Es ist daher davon
auszugehen, dass der Unterschied zwischen
bestätigen die Zulassungsstudie RE-LY den Ergebnissen der beiden Studien lediglich den Altersunterschied in den beiden
Patientengruppen widerspiegelt.
FDA Drug Safety Communication Update
Was die Ergebnisse der Medicare-Studie be-
sonders wertvoll macht, ist die Tatsache,
dass es sich dabei um «Real-Life-Daten»
Eine grosse neue Studie zeigt: Das Risiko tran ein vorteilhaftes Risikoprofil besitzt. handelt, Daten also, die ausserhalb klini-
eines ischämischen Schlaganfalls oder Indikationsänderungen oder zusätzliche scher Studien, im «wahren Praxisleben»,
einer zerebralen Blutung ist bei Patienten Empfehlungen zum Einsatz des Präparats gewonnen wurden. In die Auswertung ein-
mit Vorhofflimmern unter Dabigatran (Pra- Pradaxa® sind gemäss FDA nicht nötig. Die geschlossen waren auch Patienten mit
daxa®) kleiner als unter Warfarin. Häufiger Patienten, so die Empfehlung, sollten Dabi- schlechter Compliance, nicht erfassten oder
sind demgegenüber die gastrointestinalen gatran oder Warfarin nicht absetzen, ohne bekannten Komorbiditäten und Komedika-
Blutungen. Die FDA bestätigt aufgrund der zuvor den behandelnden Arzt zu konsul- tionen, Fehleinnahmen, eingeschränkter
Resultate die im Vergleich zu Warfarin rela- tieren. An die behandelnden Ärzte richtet Nierenfunktion, ja möglicherweise sogar
tive Unbedenklichkeit von Dabigatran.
die FDA die Empfehlung, an der gewohn- mit Fehldiagnosen. Dank der verwendeten
ten Dosierung von Dabigatran nichts zu Daten aus einer Krankenversicherungsda-
Das aktuelle, im Mai 2014 von der U.S. ändern.
tenbank wurden zudem alle Events erfasst.
Food and Drug Administration FDA publi-
Dabigatran ist damit zur Zeit das einzige
zierte «Safety Announcement» – ein Fol- Medicare-Studie liefert Real-Life-Daten Antikoagulans, das bei der Indikation Vor-
low-up der FDA-Drug-Safety-Mitteilung Die der FDA-Mitteilung zugrunde liegende hofflimmern alle Ziele (Senkung von ischä-
vom Dezember 2011 – basiert auf einer Beobachtungskohortenstudie bei Medica- mischen Schlaganfällen, Hirnblutungen
jüngst von der FDA abgeschlossenen neuen repatienten kam zu für Dabigatran erfreu- und Gesamtmortalität) besser erfüllt als der
Studie mit Krankenversicherungspatienten lichen Ergebnissen (siehe Tabelle): Die An- Vitamin-K-Antagonist Warfarin.
(Medicare), bei denen Dabigatran (Pra- tikoagulation mit Pradaxa® war – vergli-
daxa®) und Warfarin im Hinblick auf das chen mit Warfarin – verbunden mit einem Richard Altorfer
Risiko für ischämische oder embolische geringeren Risiko für einen ischämischen
Hirnschlaganfälle, Hirnblutungen, schwerwiegende gastrointestinale Blutungen, Herzinfarkt und Gesamtmortalität überprüft wurden. Die neue Studie beinhaltet Informationen
Schlaganfall, einer intrakraniellen Blutung oder Tod, einem erhöhten Risiko für schwere Blutungen im Gastrointestinaltrakt und einem ähnlichen Risiko für Herzinfarkt.
Referenzen: Connolly SJ et al.: Dabigatran versus warfarin in patients with atrial fibrillation. N Engl J Med 2009; 361: 1139–1151. IMS, National Prescription Audit (NPA) and IMS, Vector One®: Total Patient Tracker (TPT) Databases. October 2010-December 2013. Extracted February 2014.
von über 134 000 Medicare-Patienten im In einer früheren kleineren Real-Life-Ana-
Alter von 65 Jahren oder älter, die wegen lyse mit Pradaxa® und Warfarin waren
eines neu diagnostizierten Vorhofflimmerns schwerwiegende gastrointestinale Blutungs-
Einsatz von Pradaxa® in den USA
(VHF) antikoaguliert wurden. Es zeigte sich, dass bei Patienten, die neu mit einem Blutverdünner behandelt wurden, das Risiko für ischämische Schlaganfälle, Hirnblutungen und die generelle Mortalität unter Dabigatran signifikant kleiner war als bei Patienten, die mit Warfarin antikoagu-
komplikationen unter Dabigatran seltener aufgetreten. Die neue, weitaus grössere Medicare-Studie schloss eine deutlich ältere und repräsentativere VHF-Population ein (alle über 65 Jahre alt). Insofern steht der Befund im Einklang mit der RE-LY-Studie, die zeigte, dass das gastrointestinale
Seit der Zulassung von Pradaxa im Oktober 2010 wurden in den USA bis Dezember 2013 rund 6,2 Millionen Rezepte für das Präparat ausgestellt, und 934 000 Patienten mit VHF erhielten das Medikament.
liert wurden. Andererseits liefen die mit Da-
bigatran Behandelten ein etwas grösseres
Inzidenzraten und «adjusted hazard ratio» von Dabigatran (150 mg oder 75 mg Pradaxa® –
Risiko, eine gastrointestinale Blutung zu erleiden. Das Herzinfarktrisiko war unter bei-
eine Evaluation nach Dosierung erfolgte nicht) und Warfarin bei neu behandelten Patienten mit nicht valvulärem Vorhofflimmern.
den Antikoagulanzien praktisch identisch. Die Resultate der neuen Studie basieren auf einer grösseren und älteren Population als bei den früheren Übersichtsarbeiten und
Inzidenz je 1000 Personenjahre
Dabigatran
Warfarin
Adjusted hazard ratio (95% CI)
Postmarketingdaten. Grundsätzlich bestä-
Ischämischer Schlaganfall
11,3
13,9 0,80 (0,67–0,96)
tigten die aktuellen Real-Life-Daten aber
Intrakranielle Blutung
3,3
9,6 0,34 (0,26–0,46)
die klinische Studie, die ursprünglich zur Zulassung von Dabigatran geführt hatte, (RE-LY, Randomized Evaluation of LongTerm Anticoagulation Therapy).
Schwere gastrointestinale Blutung Akuter Herzinfarkt Mortalität
34,2
15,7 32,6
26,5 1,28 (1,14–1,44)
16,9 0,92 (0,78–1,08) 37,8 0,86 (0,77–0,96)
Die FDA bestätigt denn auch, dass sie immer noch davon ausgeht, dass Dabiga-
Quelle: FDA Safety Announcement vom 13. Mai 2014
ARS MEDICI 14/15 I 2014
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