Transkript
FORUM
Ist das BAG noch bei Trost?
MAX KONZELMANN
Unter diesem Titel sandte ich vor zwei Jahren meine Bemerkungen zur Love-Life-Kampagne des BAG an die «Schweizerische Ärztezeitung» (als Leserbrief). Der Artikel wurde dann ohne mein Wissen mit der neutralen Überschrift «Ist die Love-Life-Kampagne zielführend?» gedruckt. Vermutlich wollte man das liebe BAG nicht brüskieren. Heute Morgen lese ich in der Zeitung zu meiner Überraschung, dass sich das BAG immer noch mit dem nationalen Sex beschäftigt und wieder eine Love-Life-Kampagne vorbereitet.
Diesmal als Warnung vor Aids. Wie die für Love und Sex zuständigen Gesundheitsbeamten herausgefunden haben, wird das menschliche Immundefizienzvirus hauptsächlich durch Geschlechtsverkehr übertragen. Obschon dieser in der Schweiz sehr populär und von guter Qualität ist, braucht es nicht nur verbale, sondern auch bildliche Erklärungen, um uns, aber auch Fremdsprachigen und Legasthenikern das Problem zu erklären. Da die «Spezialisten» überzeugt sind, dass der Geschlechtsverkehr am besten und natürlichsten unbekleidet erfolgt und auf Plakaten erläutert werden soll, wie wir uns im Kampf gegen das HIV verhalten müs-
sen, braucht es zur Präsentation des
Vorgangs nackte Menschen – was ja
auch dem zunehmenden Trend zu Bio
entspricht.
Die Darsteller werden paarweise und
von einer, wie es heisst, renommierten
Fotografin abgelichtet. Schon jetzt
können wir sie überall auf den Plakaten
bewundern und so erfahren, wie wir
dem heimtückischen Virus den Meister
zeigen. Der eine oder andere Leser wird
sich fragen, was diese Kampagne wohl
kostet und ob sie zur erhofften Reduk-
tion der Neuinfektionen führt. Die
Erfolgschance liesse sich vermutlich
vergrössern, wenn (auch im Interesse
der Kosteneinsparung) sich als Dar-
steller ausschliesslich Paare aus dem
BAG selber zur Verfügung stellen wür-
den. Allerdings könnte es dann vor ge-
wissen Plakatwänden zu Verkehrsstaus
kommen.
O
Max Konzelmann
ARS MEDICI 12 I 2014
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