Transkript
BERICHT
Wissen über Anaphylaxie fördern – bei Ärzten und Patienten
Anaphylaktische Reaktionen werden immer noch schlecht erkannt und dadurch nicht oder nicht richtig behandelt. Dr. med. Alice Koehli, Kinderspital Zürich, stellte zwei Ansätze vor, um diese Situation zu verbessern. Einerseits sollen durch ein internationales Register mehr und bessere Informationen zur Anaphylaxie gesammelt, andererseits durch das Angebot einer Ausbildung zum Anaphylaxietrainer die Versorgung und die Schulung Betroffener und ihrer Angehörigen verbessert werden.
THERESE SCHWENDER
«Die Anzahl anaphylaktischer Reaktionen hat in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen», erläuterte Koehli einleitend. «Nach wie vor handelt es sich dabei um einen medizinischen Notfall, der aber immer noch zu wenig erkannt und therapiert wird.» Epide-
Take Home Messages
O Die Häufigkeit anaphylaktischer Reaktionen hat in den vergangenen Jahren zugenommen.
O Um bessere Daten zu Ursachen/Verlauf solcher Reaktionen zu sammeln, wurde 2006 das Register NORA (Network for online registration of anaphylaxis) gegründet.
O In Zusammenarbeit mit CK Care wird auch in der Schweiz eine Ausbildung zum AllergieTrainer angeboten (www.ck-care.ch).
O Der Verein Erdnussallergie und Anaphylaxie (www.erdnussallergie.ch) bietet Unterstützung für Erdnussallergiker und ihr Umfeld.
miologische Daten zur Anaphylaxie beruhten lange Zeit auf Schätzungen. Um bessere Daten zu generieren und die Ursachen von Anaphylaxien genauer festzustellen, aber auch um präventive Massnahmen und das Bewusstsein in der Bevölkerung zu verbessern, wurde im deutschsprachigen Europa das Netzwerk NORA (Network for online registration of anaphylaxis, www.anaphylaxie.net) ins Leben gerufen. Die Schweiz ist an diesem Register seit seiner Gründung 2006 beteiligt.
Ausbildung zum Anaphylaxietrainer möglich «NORA liefert uns viele wichtige Informationen. Doch wie können wir uns und unsere Patienten schulen?» fragte Koehli anschliessend. Eine mögliche Antwort darauf ist AGATE (Arbeitsgemeinschaft Anaphylaxie – Training und Edukation e.V., www.anaphylaxie schulung.de). «AGATE bietet für Betroffene schon seit mehreren Jahren Anaphylaxieschulungen an. Seit 2011 kann man sich auch zum Anaphylaxietrainer ausbilden lassen.» Sie wies darauf hin, dass diese Trainerausbildung in der Schweiz in der Hochgebirgsklinik Davos-Wolfgang möglich ist, mittlerweile stark durch CK Care (Christine Kühne – Center for Allergy Research and Education) unterstützt wird und daher für Ärztinnen und Ärzte kostenlos angeboten werden kann. Weitere Informationen zur Ausbildung sind unter www.ck-care.ch zu finden.
Erdnussallergie: Unterstützung für Eltern und Kinder Als Mutter eines Sohnes mit schwerer Erdnussallergie erlebt die Juristin Angelica Dünner, Zürich, tagtäglich persönlich, mit welchen Problemen Eltern und betroffene Kinder zu kämpfen haben, so zum Beispiel im Zusammenhang mit
der Einschulung eines allergiekranken
Kindes. Wie sie in Davos erläuterte,
waren diese Erfahrungen der Auslöser,
den Verein Erdnussallergie und Ana-
phylaxie (VEAA, www.erdnussallergie.
ch) zu gründen. Die gemeinnützige
Organisation, die auch eng mit dem
Allergiezentrum Schweiz (aha) zusam-
menarbeitet, stellt Informationen für
und über Nahrungsmittelallergiker
(insbesondere mit Erdnussallergie) mit
schwerer anaphylaktischer Reaktion
sowie für Eltern betroffener Kinder be-
reit. Dazu gehören zum Beispiel Infor-
mationen zur allergenfreien, insbeson-
dere erdnussfreien Ernährung oder zu
Bezugsquellen von allergenfreien (v.a.
erdnussfreien) Lebensmitteln. Ausser-
dem werden den Betroffenen, Schulen,
der Presse und den Behörden Informa-
tionen über medizinische Erkenntnisse
(Diagnostik, Prophylaxe, Therapien
usw.) und den Umgang mit der Allergie
vermittelt. Eines der neusten Projekte
stellt die Realisierung verschiedener
bunter Kinderbüchlein mit Alexander,
dem erdnussallergischen Elefanten dar,
die über die Homepage des Vereins
bestellt werden können. Der kleine
Elefant erlebt mit seinen Freunden, die
selbst auch verschiedene Allergien
haben, einige Abenteuer. Die Büchlein
sollen betroffenen Kindern auf spieleri-
sche Art und Weise helfen, mehr über
ihre Allergie und den Umgang damit zu
erfahren. Beim Verein können zudem
auch kleine Taschen aus Neopren be-
stellt werden, die Platz für ein Notfall-
set bieten, über einen Karabiner/Gurt-
schlaufen befestigt werden und so
überall dabei sein können.
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Dr. Therese Schwender
Vortrag «Anaphylaxis education – new concepts». Jahreskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Allergologie und Immunologie (SGAI), 21. März 2014, Davos.
Interessenkonflikte: keine
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ARS MEDICI 9 I 2014