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Anti-TNF-Therapien sind vielversprechend
Behandlung der Colitis ulcerosa
BERICHT
20. United European Gastroenterology Week Amsterdam, 20. bis 24. Oktober 2012
Konventionelle Standardbehandlungen führen nur bei einem Teil der Patienten mit Colitis ulcerosa zu einem befriedigenden Therapieresultat. Da alles darangesetzt werden sollte, die invalidisierende Kolektomie zu vermeiden, wird intensiv nach weiteren medikamentösen Optionen gesucht. Besonders vielversprechend sind die Behandlungsergebnisse mit TNFHemmern wie Golimumab, Infliximab oder Adalimumab, wie verschiedene Experten bei einem Symposium an der UEG-Week 2012 berichteten.
RENATE WEBER
Patienten mit Colitis ulcerosa (CU) erfahren eine umfassende Beeinträchtigung ihrer Leistungsfähigkeit und Lebensqualität, wenn es nicht gelingt, die äusserst belastenden Symptome wie blutige Stühle, abdominale Schmerzen und anhaltende Diarrhö unter Kontrolle zu bringen.
PURSUIT-Studien mit Golimumab Prof. Dr. Paul Rutgeerts, Leuven, ging auf die randomisierten, plazebokontrollierten Doppelblindstudien ein (n = 1228), bestehend aus einer Dosisfindungs- und Induktionsphase mit Golimumab (GLM) s.c und anschliessender Erhaltungstherapie über 52 Wochen. Die Anti-TNF-naiven Patienten wiesen eine mässig schwere bis schwere aktive CU auf – trotz einer konventio-
nellen Therapie. Bereits am Ende der Induktionsphase nach 6 Wochen hatte man mit zwei unterschiedlich dosierten Schemata klinische Responseraten von 51,8 und 55 Prozent erreicht, mit Mukosaheilungsraten von 43,2 und 45,3 Prozent. Bei jedem fünften Patienten liess sich eine Remission erzielen. Während der Erhaltungsphase wurden die Patienten alle 4 Wochen plazebokontrolliert mit 50 mg oder 100 mg GLM behandelt. Die klinische Response konnte bei rund der Hälfte der Patienten über ein Jahr aufrechterhalten werden. Unter 100 mg GLM befanden sich signifikant mehr Patienten in klinischer Remission (29%) mit Mukosaheilung (44%) als unter Plazebo. Das Sicherheitsprofil war vergleichbar mit demjenigen bei rheumatologischen Indikationen.
Dosisintensivierung mit Infliximab lohnt sich Dr. Carlos Taxonera, Madrid, berichtete über CU-Patienten mit Responseverlust unter Infliximab (IFX), die von einer Dosisintensivierung profitierten. In verschiedenen Studien hatte nach einem Follow-up von 9 bis 14 Monaten bei 42 bis 58 Prozent der Patienten der Effekt von IFX nachgelassen. Bei diesen Patienten kann man eine Dosiserhöhung oder eine Verkürzung des Verabreichungsintervalls in Betracht ziehen. In einer Studie (n = 79) mit Intensivierung der IFX-Therapie erzielte man nach 12 Wochen bei 68 Prozent eine klinische Response und bei 52 Prozent eine klinische Remission. Nach einem medianen Follow-up von 64 Wochen war die Hälfte der Patienten unverändert unter IFX. Bei der Mehrzahl der Patienten mit klinischem Ansprechen nach 12 Wochen liess sich auf lange Sicht eine Kolektomie vermeiden, so Taxonera.
Response auf Adalimumab
Hinweis auf Mukosaheilung
Die Response auf Adalimumab (ADA)
nach 8 Wochen erlaube wesentliche
Rückschlüsse auf den Verlauf der CU,
erklärte Prof. Dr. Geert D’Haens, Ams-
terdam. Frühere Studien lieferten Hin-
weise, dass sich diese als guter Prädik-
tor für die Remission nach 52 Wochen
eignet. Eine Subanalyse der ULTRA-2-
Studie, einer randomisierten, plazebo-
kontrollierten Doppelblindstudie mit
ADA über 52 Wochen, sollte zeigen, ob
die Response nach 8 Wochen auch Aus-
sagen über die langfristige Mukosa-
heilung erlaubt. Man hat bei der Aus-
wertung Anti-TNF-vorbehandelte und
Anti-TNF-naive Pateinten unterschie-
den. Bei 45 Prozent der Anti-TNF-nai-
ven Patienten mit ADA-Response nach
2 Monaten konnte nach 1 Jahr eine
Abheilung der Mukosa endoskopisch
bestätigt werden; bei den Patienten mit
TNF-Hemmer-Vorbehandlung erreichte
rund ein Drittel dieses entscheidende
Therapieziel.
O
Renate Weber
ARS MEDICI 22 I 2013 1117