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STUDIE REFERIERT
Vitamin-D-Insuffizienz schadet Mutter und Kind
Metaanalyse von Beobachtungsstudien zu Schwangerschaftsverlauf und Neugeborenen
Tiefe Vitamin-D-Spiegel während der Schwangerschaft sind mit mütterlichen Komplikationen und mit ungünstigen Geburtsvariablen assoziiert.
BRITISH MEDICAL JOURNAL
Vitamin-D-Insuffizienz und ausreichende Vitamin-D-Versorgung. Dies berücksichtigten die Autoren durch Umrechnungen und schufen die Kategorie Vitamin-D-Insuffizienz, die sie für Schwangerschaftsoutcomes als SerumOHD < 75 mmol/l und für Geburtsvariable als Serum-OHD < 37,5 mmol/l definierten. Eine unzureichende Vitamin-D-Zufuhr – bestimmt anhand der 25-Hydroxyvitamin-D-(25-OHD-)Spiegel – ist mit einem erhöhten Risiko für ungünstige Schwangerschaftsverläufe in Zusammenhang gebracht worden. Eine Umsetzung in Empfehlungen für die Praxis gestaltet sich aber schwierig, da ein Konsens über OHD-Zielwerte in der Schwangerschaft ebenso fehlt wie sichere Daten zur Wirksamkeit einer Supplementation. Methodik Die Autoren dieses systematischen Reviews (1) suchten nach Studien, die über eine Assoziation zwischen SerumOHD-Spiegeln und Präeklampsie, Schwangerschaftsdiabetes, bakterieller Vaginose, Sectio, Neugeborenen, die zu klein für ihr Gestationsalter sind (SGAKinder), sowie Geburtsgewicht und -länge und Kopfumfang berichteten. Die Studien benützten unterschiedliche Definitionen für Vitamin-D-Mangel, Resultate Für die Analyse wurden 31 Studien berücksichtigt (15 Fallkontrollstudien, 11 Kohortenstudien, 5 mit anderem Design). In einer Metaanalyse wurden die Odds Ratios (OR) gepoolt, um die Assoziation zwischen OHD-Insuffizienz und Schwangerschaftsdiabetes zu quantifizieren, eine weitere Metaanalyse betrachtete die gewichteten mittleren Unterschiede der OHD-Spiegel, um signifikante Unterschiede der OHDSpiegel zwischen Frauen mit und ohne Schwangerschaftsdiabetes zu finden. Insuffiziente Vitamin-D-Serumkonzentrationen waren mit Schwangerschaftsdiabetes (gepoolte OR: 1,49; 95-%Konfidenzintervall [KI]: 1,18–1,89), Präeklampsie (OR 1,79; 95%-KI: 1,25–2,58) und SGA-Kindern (1,85; 95%-KI: 1,52–2,26) assoziiert. Schwangere Frauen mit tiefen OHD-Serumkonzentrationen trugen ein erhöhtes Risiko für bakterielle Vaginose und für Kinder mit tiefem Geburtsgewicht, aber nicht für Sectiogeburten. treffen speziell Hochrisikogruppen wie Vegetarierinnen, Frauen mit eingeschränkter Sonnenexposition und Schwangere aus Bevölkerungsgruppen mit dunklerer Haut. Eine Vitamin-DSupplementation könnte ein einfacher Weg zur Minderung des Risikos für Mutter und Kind sein. Allerdings gibt es hierzu nur beschränkte Daten, wie ein systematischer Review kürzlich gezeigt hat. In jener Studie hatte eine Vitamin-DSupplementation von 800 bis 1000 IU pro Tag einen Schutzeffekt hinsichtlich zu tiefen Geburtsgewichts. Die vorliegende Zusammenfassung der bestehenden Studien spricht für eine kausale Beziehung zwischen tiefen OHD-Konzentrationen und ungünstigen mütterlichen und kindlichen Verläufen während der Schwangerschaft. Allerdings liess sich eine DosisWirkungs-Antwort nicht belegen. Als Einschränkung ist auch festzuhalten, dass die Qualität der Studien nicht immer optimal war und dass die Daten keine umfassende Korrektur für Störfaktoren erlaubten. Ein begleitendes Editorial (2) diskutiert die methodischen Probleme und Schwächen der Kombination bisheriger heterogener, oft kleiner und beobachtender Studien sowie tiefer Dosen von Vitamin-D-Supplementation mit unklarer Randomisierung und tiefer Adhärenz. Auf Basis der vorliegenden Metaanalyse kann das Ziel einer suffizienten Vitamin-D-Versorgung während der Schwangerschaft sicher unterstützt werden. Dabei sollten Supplemente, richtige Ernährung und Sonnenexposition zusammen eingesetzt werden, um die 25-Hydroxyvitamin-D-Serumspiegel zu beeinflussen. Dies muss mit Vorsicht und Mass geschehen, da es für SGA-Kinder auch Anzeichen für eine U-förmige Dosis-Wirkungs-Beziehung gibt, mit erhöhten Risiken sowohl bei ganz tiefen wie bei ganz hohen 25-Hydroxyvitamin-D-Serumspiegeln. O Merksatz O In einer systematischen Übersicht und Metaanalyse waren tiefe 25-Hydroxyvitamin-DSpiegel mit einem erhöhten Risiko für bakterielle Vaginose und SGA-Kinder assoziiert. Diskussion Die in dieser systematischen Übersicht und Metaanalyse gefundenen Assoziationen zwischen Vitamin-D-Insuffizienz und ungünstigen Schwangerschaftsverläufen sowie Geburtsvariablen gäben Anlass zu Besorgnis, schreiben die Autoren. Denn Vitamin-D-Insuffizienz und -Mangel sind nach neuen Daten in der Schwangerschaft häufig und be- Halid Bas Quellen: 1. Aghajafari F et al.: Association between maternal serum 25-hydroxyvitamin D level and pregnancy and neonatal outcomes: systematic review and meta-analysis of observational studies. BMJ 2013;346:f1169 doi: 10.1136/bmj.f1169 2. Lucas R et al.: Vitamin D sufficiency in pregnancy. BMJ 2013;346:f1675 doi: 10.1136/bmj.f1675 Interessenkonflikte: keine deklariert 910 ARS MEDICI 18 I 2013