Transkript
ARGUS PHARMAKOTHERAPIE
Berichte, Studien, Innovationen
Behandlung von Colitis ulcerosa und M.Crohn mit Mesalazin
Bessere Patientenadherence durch optimierte Formulierung
Schon seit Langem wird für die Therapie chronisch entzündlicher Darmerkrankungen, vor allem bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, das Aminosalicylat Mesalazin verwendet. Am diesjährigen 8. Kongress der European Crohn’s and Colitis Organisation (ECCO) in Wien wurden neue Studien zum Einsatz und zur Optimierung dieser Therapie vorgestellt.
Der Entzündungshemmer Mesalazin (5-Aminosalicylsäure, 5-ASA) gehört in unterschiedlichen Darreichungsformen zur Standardtherapie der Colitis ulcerosa (CU). Unterschiedliche orale Formulierungen sind dabei ähnlich wirksam und verträglich sowohl in der Akut- als auch in der Erhaltungstherapie der CU. Daher sind bei der Wahl der Medikation auch Faktoren wie Patientenadherence oder Kosteneffektivität wichtige Grössen.
Therapiewechsel zahlt sich aus In zwei am ECCO-Kongress in Wien vorgestellten Pilotstudien wollte man abschätzen, wie sich bei Patienten mit bis anhin inadäquater Mesalazintherapie (z.B. aus Gründen mangelnder Compliance) der Wechsel auf eine einmal tägliche Mesalazingabe auswirkt, und zwar hinsichtlich Krankheitsentwicklung, Zahl der Hospi-
talbesuche und einer möglichen Kostenersparnis (1). Dazu wurde bei 87 CU-Patienten in sieben britischen Allgemeinpraxen die Behandlung auf eine einmal tägliche orale Mesalazingabe umgestellt, und zwar mit einer neueren Formulierung (Salofalk Granulat), die sowohl in der Akut- als auch in der Erhaltungstherapie Verwendung findet. Nach sechs Monaten zeigte sich, dass 70 Prozent der Patienten ihren CU-Aktivitätsindex (Walmsley-Index) verbessert hatten, bei 30 Prozent blieb er unverändert. Bei keinem der Patienten wurde eine Verschlechterung festgestellt. Gleichzeitig kam es zu einer Reduktion aller Spitalvisiten um 47 Prozent und zu einer Verminderung des Steroideinsatzes um die Hälfte. Entsprechend favorisierte die Mehrheit der Teilnehmer die einmal tägliche Dosierung. Das alles, so die britischen Wissenschaftler, habe eine «substanzielle Kostenersparnis» erbracht. Es würde sich daher in vielerlei Hinsicht lohnen, über eine Optimierung der Behandlung nachzudenken.
Langzeitprävention ebenbürtig Auch bei Patienten mit Morbus Crohn (MC) kann eine Behandlung mit Mesalazin die Krankheitsaktivität reduzieren. Nach kurativen intestinalen Operationen erleiden die Betroffenen nicht selten ein endoskopisches Wiederauftreten von Läsionen
(z.B. am neoterminalen Ileum) ohne klini-
sche Symptome. Ein solcher endoskopi-
scher Befund sollte ernst genommen wer-
den, denn er gilt als starker Prädiktor für
einen späteren klinischen Relaps. Eine
medikamentöse Behandlung kann diese Ent-
wicklung bremsen. Hält dieser Effekt auch
nach Absetzen der Therapie an? In einer
randomisierten, doppelblinden Studie (2)
wurden ursprünglich 78 MC-Patienten
über ein Jahr postoperativ entweder mit
der 5-Aminosalicylsäure Mesalazin oder
dem Immunsuppressivum Azathioprin be-
handelt. Das am ECCO-Kongress in Wien
vorgestellte Follow-up zeigte, dass die eva-
luierten 46 Patienten innerhalb der ersten
zwei Jahre nach Ende der Therapie in
36 Prozent (Azathioprin) beziehungsweise
25 Prozent der Fälle (Mesalazin) ein kli-
nisches Wiederauftreten erlebten. Damit,
so der Studienleiter Dr. Walter Reinisch
vom Allgemeinen Krankenhaus Wien, sei
hinsichtlich des prognostischen Nutzens
einer Langzeitprävention zwischen den
beiden Medikamenten kein Unterschied
festzustellen.
RA❖
Quellen: 1. Prasher H, Savania P, Jazrawi R et al.: Changing patients
with ulcerative colitis to once daily mesalazine improves outcome and reduces cost in primary and secondary care. ECCO 2013, Wien, Poster 571. 2. Reinisch W et al.: Azathioprine versus mesalazine for prevention of post-operative clinical recurrence in Crohn's disease patients with endoscopic recurrence: follow-up data of a randomised, double-blind, double-dummy, 1-year, multicentre trial ECCO 2013, Wien, Poster P608.
Interessenkonflikte: Berichterstattung ohne Auftrag oder Einflussnahme der Industrie.
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ARS MEDICI 12 ■ 2013