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BERICHT
Rheumatoide Arthritis
Neue Laborparameter für die Beurteilung der Krankheitsaktivität
3. Labormedizin-Update-Seminar Mannheim 8. und 9. März 2013
Die klinische Untersuchung reicht zur Beurteilung der Krankheitsaktivität bei rheumatoider Arthritis nicht aus. Laborparameter spielen eine wichtige Rolle.
ANKA STEGMEIER-PETROIANU
Bei der rheumatoiden Arthritis findet eine Entkopplung zwischen Funktion und Entzündung statt, eine rein klinische Beurteilung der Krankheitsaktivität reiche daher nicht aus, sagte Professor Peter Härle, Chefarzt der Klinik für Rheumatologie, Klinische Immunologie und Physikalische Therapie, Katholisches Klinikum Mainz, am Labormedizin-Update in Mannheim. Unspezifische Entzündungsmarker wie das CRP oder die Blutsenkungsgeschwindigkeit sind jedoch bei 40 Prozent der RA-Patienten nicht erhöht, sodass auch diese Surrogatmarker nicht
Merksätze
❖ Multi-Parameter-Scores sind für die Charakterisierung von Autoimmunerkrankungen sinnvoll.
❖ Bei der rheumatoiden Arthritis laufen unterschiedliche pathogenetische Vorgänge ab, die nicht durch einen einzelnen Marker beurteilt werden können.
❖ Anhand laborchemischer Verlaufskontrollen könnten künftig der Arthritisverlauf und das Ansprechen auf die Therapie beim Hausarzt überwacht werden.
optimal die Entzündung spiegeln, die im Synovialgewebe, in Knochen und Knorpel insbesondere der kleinen Gelenke abläuft.
Drei Autoantikörpersysteme steuern die rheumatoide Arthritis In den letzten Jahren hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass die rheumatoide Arthritis eine heterogene Erkrankung mit verschiedenen Verlaufsformen und Prognosen ist. Neben Rheumafaktor-positiven und -negativen Formen zeigt sich eine dritte Variante am Horizont, die durch Antikörper gegen carbamyliertes Protein (antiCarP-AK) charakterisiert ist. Diese Antikörper – ähnlich den Antikörpern gegen zyklisches citrulliniertes Peptid (CCP) – besitzen bei Patienten mit Arthralgien eine Vorhersagewahrscheinlichkeit von etwa 30 Prozent für das
klinische Auftreten einer rheumatoiden Arthritis innerhalb eines Jahres. Für Patienten im Frühstadium, die noch nicht die ACR-Diagnosekriterien einer rheumatoiden Arthritis erfüllen, hat sich der Nachweis von Antikörpern gegen zyklisches citrulliniertes Peptid bereits als früher Krankheitsmarker etabliert. Interessanterweise ist der Nachweis von anti-CarP-Antikörpern bei 20 Prozent der CCP-negativen RA-Patienten möglich, und er deutet auf einen schwereren Krankheitsverlauf hin. Experten sind sich einig: Je früher die Therapie der rheumatoiden Arthritis begonnen wird, desto länger werden Gelenkschäden hinausgezögert.
Neue Laborparameter Ein neuer laborchemischer Score bietet nun Unterstützung beim Erfassen der Krankheitsaktivität bei rheumatoider
Tabelle 1:
Die 12 Serummarkerproteine des MBDA-Scores
Abkürzung
VCAM-1 EGF VEDF-A IL6 TNF-R1 MMP-1 MMP-3 YKL-40
Leptin Resistin SAA CRP
Name Funktion
Vascular Cell Adhesion Molecule 1 Adhäsionsmolekül
Epidermal Growth Factor
Wachstumsfaktor
Vascular Endothelial Growth Factor A Wachstumsfaktor
Interleukin 6
Zytokin
Tumornekrosefaktor-Rezeptortyp 1 Zytokinrezeptor
Matrix-Metalloproteinase 1
Enzym
Matrix-Metalloproteinase 3
Enzym
Human Cartilage Glykoproteine 39 wird von aktivierten Zellen
sezerniert (Makrophagen,
Chondrozyten, Neutrophilen,
Synovialzellen)
Leptin
Hormon (Adipozytokin)
Resistin
Hormon (Adipozytokin)
Serumamyloid A
Akutphaseprotein
C-reaktives Protein
Akutphaseprotein
nach Eastman et al., J Pharm Biomed Anal 2012; 70: 415
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ARS MEDICI 10 ■ 2013
BERICHT
Tabelle 2
MBDA-Score und klinischer DAS28-CRP-Score im Vergleich
MBDA-Score
< 25 26–29 30–44 > 45
Bedeutung
Remission niedrige Arthritisaktivität moderate Arthritisaktivität hohe Arthritisaktivität
DAS28-CRP-Score
DAS-28-Remission low DAS 28 moderate DAS28 high DAS28
Arthritis. Dieser Multi-Biomarker-Score (MBDA; Tabelle 1) korreliert gut mit dem derzeit üblichen klinischen DiseaseActivity-Score für 28 Gelenke (DAS 28), so das Ergebnis einer kürzlich veröffentlichten Studie. Der aus der Messung von zwölf verschiedenen Zytokinen ermittelte MBDA-Score reicht von 1 bis 100 und ermöglicht eine Einteilung analog dem DAS28-Score (Tabelle 2).
In der niederländischen CAMERA-Studie (Computer Assisted Management in Early RA) wurden Patienten mit einer frühen rheumatoiden Arthritis bezüglich des Therapieansprechens auf verschiedene Therapiealgorithmen evaluiert. Ein klassischer klinischer Parameter zur Abschätzung der Krankheitsaktivität ist der DAS28-CRP-Score. In der Studie konnte eine signifikante
Korrelation zwischen MBDA- und
DAS28-CRP gezeigt werden, und das
sowohl für Rheumafaktor-positive
als auch für Rheumafaktor-negative
Patienten. Es fand sich eine moderate
bis gute Korrelation des Ansprechens
auf die Therapie gemäss DAS28-CRP
mit dem 12-Parameter-MBDA-Score.
Demzufolge ergänzt der neue Bluttest
mit der Kombination aus zwölf Ent-
zündungsmarkern das diagnostische
Arsenal zur Beurteilung der Krank-
heitsaktivität bei Patienten mit rheu-
matoider Arthritis. Der MBDA-Score
ist in den USA bereits im klinischen
Einsatz.
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Anka Stegmeier-Petroianu
Literatur: Bakker MF et al., Ann Rheum Dis 2012: 71: 1692–1697.
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